Tiny House
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Leben auf kleinem Raum… Wieso eigentlich?
Dieser Artikel wurde am 18. November 2016 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Jeder Tiny House Bewohner hat seine Gründe für das Leben auf kleinem Raum. Beim Tiny House Movement in Amerika wird oft die finanzielle Unabhängigkeit oder die Mobilität angegeben, aber meist sind die Gründe sehr unterschiedlich und ganz persönlichen. Nachdem ich letztes Mal von meinem umgebauten Büro-Container als Tiny House erzählt habe, möchte ich jetzt meine fünf wichtigsten Gründe für das Leben auf kleinem Raum teilen.

1. Ortsunabhängigkeit / Freiheit

Ein kleines Holzhaus auf Rädern. Da kann ich egal wo ich bin zuhause sein. Und brauche ich wirklich mehr als das, um mich frei und unabhängig zu fühlen?

Die Ortsunabhängikeit war initial mein Hauptgrund, mich mit dem Thema zu beschäftigen, wie es ist, auf kleinem Raum zu leben. Tiny living war nicht so der Fokus, sondern das egal wo man ist, in sein eigenes Haus zurückkommen zu können, also eine Art moderner Nomade. Seinen eigenen Rückzugsort zu haben, auch wenn man etwas nomadischer lebt, und sich nicht festlegen will, wo man sein restliches Leben verbringen will.

Die Mobilität ist schon immer noch ein wesentlicher Aspekt für mich, aber inzwischen lange nicht mehr der einzige.

Holzhaus auf Pickup

2. Geringe Kosten

Die gesamten Kosten für meinen Container – also der Container selbst, der Transport, die Genehmigungen, die Einrichtung – kamen ohne Arbeitsaufwand einberechnet auf ca. 4.500 €. Mit ein bisschen Händchen und mehr Zeit kommt man wahrscheinlich nochmal um einiges günstiger. Für ein fertiges Haus! Rechnet man noch Kanal- und Stromanschluss kommt je nach Gegend nochmal so viel dazu, aber die generelle Preisklasse ändert sich nicht drastisch. Selbst wenn man die komplette Ausstattung von einem professionellen Angebot betrachtet, und zusätzlich noch Design- und Stilelemente integriert hat man für ein kleines Haus schon bei der Anschaffung viel geringere Kosten.

Bei den laufenden Kosten kann es zwar sein, dass diese auf den m² gerechnet höher sind als ein Haus oder eine Wohnung, aber da die Fläche im Regelfall um ein Vielfaches kleiner ist, sind auch hier die Kosten unterm Strich meist geringer.

3. Lernfeld

Für mich waren Häuser und speziell auch ihre Technik immer eine schwarze Box, wo ich vielleicht noch weiß, wo der Strom-Schutzschalter ist, und die Hauptwasserleitung. Aber kann ich irgendwas selbst reparieren, falls es plötzlich nicht mehr geht? Trau ich mich da überhaupt an irgendeinem Anschluss herumzudrehen, wenn ich schon generell von der Technik keine Ahnung habe? Und schon gar nicht, wie es in diesem Fall umgesetzt ist?

Dieses nicht wissen, wie etwas in seinem inneren, hinter der Fassade funktioniert, hat mir immer wieder im Leben Unbehagen verursacht. Aber wie so oft ist es ein Unbehagen, das schnell umgeschlagen ist in Neugierde und Begeisterung, herauszufinden wie etwas funktioniert. Und für mich gab es keinen besseren Weg als mit einem kleinen Haus mit so einfacher Technik wie nur möglich. Das macht mich nicht zu einem Haustechniker für andere, aber es hilft mir, die generellen Bedürfnisse von Behausungen zu verstehen, und ständig dazu zu lernen.

4. Minimalismus als Lebensphilosophie

Was ist das Minimum an Ausstattung, die ein Haus braucht? Was ist mir persönlich am wichtigsten? – Speziell bei Tiny Houses geht es auch darum, sich wirklich damit auseinander zu setzen, was man selbst ganz persönlich braucht. Wo liegen meine Prioritäten im Leben?

Für viele bestehende und zukünftige Tiny House Besitzer ist außerdem ein wesentlicher Grund für ein Tiny House das fokussierte Reduzieren auf das Wesentliche. Auf einer kleinen Fläche muss man gut überlegen, was man wirklich braucht, was wirklich wichtig ist im Leben. Man wird viel direkter damit konfrontiert, sich damit auseinander zu setzen. Dadurch kann man auch mehr Klarheit und Ordnung in andere Aspekte seines Lebens bringen.

5. Direkter mit der Mitwelt verbunden sein

Tiny House

In einem kleinen Haus, das zwar meist ein bisschen, aber aufgrund der Größenbeschränkung nicht sehr gut isoliert ist, bekommt man vom Wetter und allem was um einen herum passiert viel mehr mit. Man ist nicht umgeben von dicken Wänden, die einen von der Außenwelt abschotten.

Wenn ich zu jedem Zeitpunkt ganz klar weiß, welches Wetter draußen ist, eine generelle Idee der Themperatur habe, und – wie in meinem aktuellen Fall –  ich ein großes Fenster in einen tollen Garten habe, wo ich Tiere und Pflanzen beobachten kann, fühle ich mich automatisch viel verbundener und als Teil der Welt und Natur um mich herum.

Fazit

Aufgrund meiner eigenen Erfahrungen und Beobachtungen muss ich sagen, dass es sehr wichtig ist, mehr als nur einen Grund zu haben, auf kleinem Raum wohnen zu wollen, oder zumindest bereit zu sein für die Eröffnung weiterer Aspekte des Lebens auf kleinem Raum. Small can be beautiful!