Energieproduktion, Anteile
Energieproduktion, Anteile
Dieser Artikel wurde am 15. März 2011 veröffentlicht und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!Japan hat auf Atomenergie gesetzt, um bei der Stromversorgung nicht völlig vom Ausland abhängig zu sein. Welche…
Dieser Artikel wurde am 15. März 2011 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Sonneneinstrahlung in JapanJapan hat auf Atomenergie gesetzt, um bei der Stromversorgung nicht völlig vom Ausland abhängig zu sein. Welche Alternativen gibt es für den Inselstaat?

Japan ist vom Atomstrom abhängig wie kaum ein anderes Land. 55 Atommeiler sind derzeit in Japan in Betrieb. Diese liefern etwas mehr als ein Drittel – genauer gesagt 34 Prozent – der Energieversorgung des Landes. Rund 50.000 Megawatt Strom haben die Kernreaktoren bis zur Katastrophe am 11. März produziert. Zum Vergleich: Weltweit stammen durchschnittlich ungefähr 13 Prozent des Stroms aus Kernenergie.

Sicherheit

Die japanischen Sicherheitsbestimmungen für AKWs sind mit den europäischen vergleichbar, die Beschaffenheit der Erde, auf der sie gebaut wurden, ist es nicht. Kritik wird nun laut – daran, dass die japanischen Kernkraftwerke so nahe an der Küste gebaut wurden, und daran, dass in Japan überhaupt welche gebaut wurden.

Kein internationales Stromnetz

Da Japan ein Inselstaat ist, hat das Land nicht die Möglichkeit, über Pipelines oder über das Hochspannungsnetz Strom aus Nachbarländern zu beziehen und an deren Stromnetz angebunden zu werden. Stom, den Japan derzeit aber dringend brauchen würde, um die durch Erdbeben und Tsunami schwer beschädigten Reaktoren zu kühlen. Dazu kommt, dass Japan rund 80 Prozent seiner Gesamt-Energieversorgung über Erdöl und Kohle aus dem Ausland beziehen muss, teuer importiert mit Tankschiffen.

Abhängigkeit

Diese immense Abhängigkeit liefert der Regierung zugleich das stärkste Argument dafür, die Atomenergie in Japan auszubauen. Bis zu 70 Prozent des Stroms sollten laut Plänen der Regierung unrsprünglich in Zukunft aus Atomkraft stammen – Pläne, die nach den jüngsten Ereignissen einen schweren Dämpfer erhalten haben. Trotzdem ist Japan auf Strom außergewöhnlich stark angewiesen.

Auswirkungen im Alltag

Damit das japanische Stromnetz nicht gänzlich kollabiert, haben die AKW-Betreiber nun beschlossen, das Netz immer wieder abzuschalten. Bis Ende April werden diese Rationierungen dauern. Die Auswirkungen treffen die Japaner in ihrem Alltag – zuhause wie auch in der Öffentlichkeit. Denn auch U-Bahnen und Pendlerzüge stehen in dieser Zeit still.

Alternativen?

Alternative Energien aus erneuerbaren Quellen sind für Japan genauso interessant wie Kernenergie, weil auch sie dieselbe Unabhängigkeit von Rohstoffimporten versprechen. Trotzdem ist die Energieausbeute aus alternativer Energieproduktion bisher geringer. Während die Kernkraft ein Drittel der benötigten Energie ins Netz eingespeist hat, kamen aus Sonnenkollektoren, aus Windkraftwerken und aus geothermischen Kraftwerken nur verschwindend geringe Anteile an der benötigten Elektrizität. Hier besteht massiver Aufholbedarf.

Klassische Wasserkraftwerke sowie Wellenkraftwerke, die von der Kraft des Meeres gespeist werden, können bisher 9% der benötigten Stromversorgung sicherstellen. Sie versprechen aber besonders viel Potenzial im Fall eines weiteren Ausbaus.

Video zu Wellenkraftwerken (japanisch)

Zukunft?

Letztlich kommen für die Zukunft Japans nur zwei Wege infrage: Deutliche Mehrinvestitionen in Sicherheitstechnologien für Kernkraftwerke, um im Fall des Falles die Kraftwerke sofort herunterfahren zu können – oder deutliche Mehrinvestitionen in alternative Energien. Beide Optionen werden viel Zeit benötigen. Teure Importe von Öl und Gas bleiben vorerst Hauptenergieträger. Atomstrom ganz vermeiden – das ist, anders als für uns in Österreich, in Japan keine wirkliche Option.

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