Wohin mit Europas Plastikmist, wenn China ihn nicht mehr zur Verwertung annimmt?
Dieser Artikel wurde am 11. April 2018 veröffentlicht
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Seit den 1960er Jahren ist die weltweite Plastikproduktion um das 20-fache gestiegen. Rund 700.000 Tonnen Plastik landen weltweit jede Sekunde im Meer. Europa verbraucht jährlich etwa 49 Millionen Tonnen Plastik, einen Großteil davon in Form von Verpackungen. Die EU hat ein Strategiepapier veröffentlicht, um das Plastikproblem zu hantieren, einer der Punkte in diesem Papier ist, dass bis 2030 alle Verpackungen wiederverwertbar sein müssen. Bereits 2016 trat eine Verordnung in Kraft, die den Verbrauch von Plastiksackerln verringern soll. Bisher werden rund 30 Prozent des verwendeten Plastiks innerhalb der EU recycelt, ein großer Teil wird in andere Länder und hier vor allem nach China zu Verwertung exportiert. Auch Österreich exportiert einen Teil der rund 900.000 Tonnen Plastikmist, die hier jährlich anfallen, nur 34 Prozent werden im eigenen Land verwertet.

China war bisher der weltgrößte Importeur recycelbarer Materialien. 2016 etwa importierte das Land 7,3 Millionen Tonnen Plastik aus den Industrieländern. Großbritannien etwa exportierte gut zwei Drittel seines Plastikmülls nach China. Doch nun hat China einen Importstopp für 24 verschiedene Arten von Plastik, darunter PET, angekündigt. Dies stellt ein Land wie Großbritannien vor ein Problem, denn dort hat man nicht die Infrastruktur, um den gesamten Plastikmüll den man produziert nun plötzlich selbst zu verwerten. Kann das Vereinigte Königreich seinen Müll nicht mehr exportieren, bedeutet das mit großer Wahrscheinlichkeit höhere Kosten für die Allgemeinheit. Bisher hat man teilweise gut für recycelbares Material bezahlt bekommen, nun muss man in eigene Infrastruktur investieren, um es zu verarbeiten.

Dass China nun keinen Plastikmüll mehr importiert, könnte für viele Verwertungsunternehmen in der EU vorläufig ein Vorteil sein, denn sie bekommen dadurch gute Preise dafür bezahlt, dass sie Materialien annehmen und wiederverwerten. Gleichzeitig könnte dies aber auch dazu führen, dass Sammel- und Sortierunternehmen weniger unterschiedliches Material sammeln, da sie das gesammelte Material nicht, oder nur gegen hohe Kosten, loswerden. In diesem Fall würden viele Stoffe einfach im Restmüll landen anstatt recycelt zu werden. Im Vereinigten Königreich will man deshalb darauf setzen, dass man in Zukunft generell weniger Plastik verwendet sowie weniger unterschiedliche Plastikarten verwendet, um das Recycling einfacher zu machen und eben auch eigene Anlagen bauen, die gesammelte Materialien verwerten können. Mit den neuen Verwertungsanlagen, würden auch neue „Green Jobs“ im eigenen Land entstehen.

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