Wann ist es wichtig, im Leben Risiken einzugehen, und wann ist Ordnung und Struktur der bessere Weg?
Dieser Artikel wurde am 10. Januar 2018 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Im vergangenen Jahr bin ich im Zuge meines Weges in die Selbständigkeit von einer starken Struktur und Ordnung in meiner Fixanstellung in ein strukturloses Chaos der Neuorientierung gewechselt. Und auch in vielen anderen Bereichen meines Lebens habe ich über die Jahre sowohl starke Struktur und Ordnung, als auch strukturlose, chaotische Frei- bzw. Unsicherheit erlebt. Manchmal ist Ordnung dominanter, manchmal das Chaos vorherrschend. Beide Extreme haben ihre Vor- und Nachteile. Aber ist eines wirklich besser als das andere?

Ordnung

Ordnung bedeutet, genau zu wissen, wo du Dinge, Informationen oder Personen finden kannst, wenn du sie brauchst. Struktur heißt, dass es mehrere Menschen gibt, die sich an die gleichen Regeln halten wie du, und du dich darauf verlassen kannst, dass jeder sein oder ihr Bestes gibt, um diese Regeln einzuhalten. Das Gefühl der Sicherheit ist extrem kraftvoll und braucht einen wichtigen Stellenwert im Leben.

Chaos

Chaos bedeutet nicht, dass Sodom und Gomorra herrscht und dass alle Menschen panisch und wild durch die Straßen laufen. Chaos bedeutet für mich, Unordnung und Verwirrung. Es bedeutet, dass alles offen und alles möglich ist. Es gibt keine Einschränkungen und der Fantasie und Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Hier kann Innovation und Neuerung entstehen. Im Chaos besteht völlige Flexibilität.

Ohne Bereiche in meinem Leben wo ich mich darauf verlassen kann, dass es morgen und übermorgen auch noch so ist, bin ich aber auch ständig im internen Überlebensmodus. Es hält mich wachsam, aber es kostet extrem viel Energie.

Und was ist nun besser?

Auf die Frage, ob nun Chaos oder Ordnung besser ist gibt es viele Antworten und noch mehr Meinungen. Das Wegfallen von Regeln und Strukturen fordert uns, neue Wege zu finden. Es stellt uns vor neue Herausforderungen, bietet aber auch unendlich viele neue Möglichkeiten für Innovation. Im Chaos ist alles möglich. Aber ist die Umsetzung ohne Ordnung überhaupt machbar? Macht es überhaupt Sinn, für die eine oder die andere Seite ein Plädoyer zu halten?

Je nachdem welche Gehirnhälfte aktiv ist, kann sich das durch Chaos oder Ordnung ausdrücken - Photocredit: pixabay.com/Elisariva
Je nachdem welche Gehirnhälfte aktiv ist, kann sich das durch Chaos oder Ordnung ausdrücken – Photocredit: pixabay.com/Elisariva

Ich habe speziell im Bereich der Nachhaltigkeit – aber auch in vielen anderen Bereichen – beobachtet, dass aktiv und direkt oder subtil und unterbewusst das eine oder das andere als besser und erstrebenswerter betrachtet wird. Was ich jedoch über die Jahre erkannt habe ist, dass das eine ohne dem anderen nicht funktioniert.

Nur Neues geht auf Dauer nicht, weil keine Struktur es zusammenhält und einem irgendwann die Energie ausgeht. Nur beim Alten zu bleiben weil es mir das Gefühl von Sicherheit gibt funktioniert jedoch genauso wenig. Die Welt um uns herum ist lebendig und ständig im Wandel. Wer das nicht erkennt und nicht entsprechend flexibel ist, erstarrt irgendwann.

Wie geht man damit um?

Wichtig bei diesem Thema ist aus meiner Sicht nicht, sich in allen Bereichen des Lebens genau in der Mitte zwischen Chaos und Ordnung zu bewegen. Um zu wachsen und sich selbst regelmäßig herauszufordern geht es darum, eine Balance dieser zwei Seiten in den unterschiedlichen Bereichen des eigenen Lebens zu schaffen.

Ist man zum Beispiel gerade am Übersiedeln in eine fremde Stadt, hilft es die alten Kontakte zu Freunden weiterhin aufrecht zu erhalten, bis man sich eingelebt hat. Merkt man jedoch, dass sich seit längerem in keinem Aspekt des Lebens stark etwas verändert, könnte man überlegen, ein bisschen Risiko und Unsicherheit einzuladen. Dadurch wird man nicht festgefahren in seiner Meinung und seinen Routinen.

Es geht daher wahrscheinlich nicht um besser oder schlechter, sondern darum, wann wir in welchem Bereich wie viel Chaos und wie viel Ordnung brauchen. Und dass immer beides da sein sollte – in unterschiedlicher Intensität. Außerdem ist es wichtig, regelmäßig zu prüfen, ob die Verteilung noch Sinn macht oder angepasst werden sollte.

Fazit

Da ich mich in meiner Kindheit sehr stark an Ordnung orientiert habe dachte ich lange Zeit, dass Strukturlosigkeit, Risikobereitschaft und keinerlei fixe Vorgaben genau das ist, was ich brauche um frei zu sein. Ich dachte dass mich Ordnung, Struktur und Sicherheitsdenken nur dabei einschränken, ein abenteuerreiches und spannendes Leben zu führen. – Und für zu extremes Sicherheitsdenken stimmt das wahrscheinlich auch. Ich habe jedoch auch erkannt, dass zu viel Freiheit, zu viel Lockerheit, Planlosigkeit und Chaos mir den Boden unter den Füßen wegzieht. Ohne Regeln, ohne Struktur und Ordnung habe ich viele Freiheiten, aber ich kann mich auch an nichts festhalten.

Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass wahre Freiheit in der Balance dieser zwei Pole liegt. Ohne jegliche Struktur – ohne Halt – kann man sich nur schwer mit aller Kraft von etwas abstoßen um Momentum zu bekommen. Mit zu viel Struktur hat man keine Freiräume, zu springen.

 

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Bild im Text: pixabay.com / ElisaRiva

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