Die neuen Trends bei Kaffee – und ist er jetzt eigentlich gesund oder nicht?
Dieser Artikel wurde am 15. September 2017 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Zugegeben: früher hätte man mich mit einer Tasse Kaffee verjagen können. Erst im Büroalltag habe ich mir aus gesellschaftlichen Gründen angewöhnt, öfters mit den Kollegen in die Kaffeepause zu gehen. Damals war das noch das Gesöff aus dem Automaten, später zumindestens der trendige Kapselkaffee, wie ihn auch George Clooney trinkt. Auch daheim hatten wir dann so eine Kapselmaschine, mittlerweile sind wir wieder bei der guten alten Filtermaschine angelangt. Aus rein ökologischen und wirtschaftlichen Gründen, machen schon sehr viel Mist diese Kapseln und teuer sind sie auch. Das wir damit im Trend liegen wussten wir nicht. Nun weiß ich es, und auch die gesundheitlichen Wirkungen von Kaffee sind mir mittlerweile bekannt – sowohl die positiven, als auch die negativen. 

Ist Kaffee nun gesund oder ungesund?

Wir Österreicher trinken pro Kopf 7,8 Kilogramm Kaffee pro Jahr, was in etwa 2,9 Tassen täglich entspricht. Damit liegen wir konstant im europäischen Spitzenfeld, und spätestens seit ich Mama bin kann ich da gut mithalten (auch wenn mein Kaffee nun öfter kalt getrunken wird, aber das ist eine andere Geschichte…).

Die einen sagen Kaffee in Maßen wäre gesund, andere meinen wieder das Gegenteil. Fakt ist: in geringen Dosen wirkt das enthaltene Koffein stimulierend auf das Herz- und Kreislaufsystem, steigert das körperlich Leistungsvermögen und erhöht die Konzentrations- und Speicherfähigkeit im Gehirn. Außerdem macht Koffein wach und hellt die Stimmung auf, weshalb für viele Menschen der Koffein-Kick am Morgen ein optimaler Einstieg in den Tag ist. Koffein ist wegen seiner Wirkung sogar Inhaltsstoff vieler Medikamente, die bei Herzschwäche, Schmerzen, Migräne, Asthma und Allergien helfend eingesetzt werden. Neueste Untersuchungen haben zudem gezeigt, dass lebenslanger Kaffeekonsum den altersbedingten Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit sowie das Risiko an Depressionen zu erkranken verringern kann.

Auf der anderen Seite wird durch den Kaffeegenuss die Adrenalinausschüttung aktiviert, was dem Körper eine Stresssituation vortäuscht. Kaffee reduziert angeblich auch das “Wohlfühlhormon” Serotonin und trägt zu Kopfschmerzen und Depressionen bei. Man kann ihn auch zu den legalen Drogen zählen, da sich der Körper an die Koffeinzufuhr anpasst und man mit der Zeit immer mehr davon benötigt, um den selben Effekt zu erzielen. Wer unter einem zu hohen Blutdruck leidet, sollte ohnehin sparsam mit dem Kaffee-Konsum umgehen. Ebenso Schwangere und stillende Mamas, da der Körper des Babies das Koffein noch nicht abbauen kann. 

Aktuelle Kaffeetrends und Klassiker

Nicht nur viel Kaffee trinken wir hier in Österreich, sondern auch gerne Guten. Die Qualitätsansprüche sind hoch und neben dem Wunsch nach Qualität gewinnt auch der Umweltgedanke immer mehr an Bedeutung. Dieser umfasst dabei die gesamte Wertschöpfungskette – von der Herkunft des Kaffees über den Transport und den Handel. Alleine die bekannteste Nachhaltigkeitszertifizierung “FairTrade” konnte in den vergangenen Jahren Zuwächse im zweistelligen Bereich erzielen. Eine schöne Entwicklung, die wohl auch mit einigen anderen Trends im Kaffeebereich zu tun haben. Hier gibt es nämlich so einige. Lange vergangen sind die Tage vom “Großen Braunen” und sogar vom klassischen Cappuccino. Heute heißen die Getränke Cold Brew oder (festhalten!) Filterkaffee – aber so darf man ihn gar nicht nennen, heute wird das “Over Pour” genannt, also “drübergießen”. Dass dabei nicht der Billigkaffee vom Discounter in den Filter kommt versteht sich aber wohl von selbst. Die Aromen entfalten sich dabei besonders gut, weil das aufgebrühte Wasser einige Minuten mit dem – am besten frisch – gemahlenen Kaffee in Berührung bleibt und sie so in die Tasse bringt. Beim Cold Brew geht man noch einen Schritt weiter, übergießt die frisch gemahlenen Bohnen mit kaltem Wasser und lässt sie bei Zimmertemperatur mindestens zwölf Stunden ziehen. Der fertige Kaffee hat weniger Koffein, Säure und Bitterstoffe, dafür deutlich mehr Aromen.

Neben großen Röstereien steigt die Zahl der Mikro-Röstereien immer weiter an. Dort werden kleine Mengen mit hoher Handwerkskunst geröstet, um so auch versteckte Aromen aus der kleinsten Bohne zu kitzeln. 

Heute nimmt man sich also wieder Zeit für den Kaffee – sowohl bei der Zubereitung, als auch beim Genuss und verkostet Kaffees wie Weine. Coffee to go ist dagegen völlig out. Am 1. Oktober feiert der Österreichische Kaffeeverband jedenfalls den “Tag des Kaffees”, und auch international wird dieser Tag seit einigen Jahren gefeiert. Stoßen wir also virtuell in ein paar Wochen mit unserem Kaffeehäferl an und genießen ihn jeder so, wie er ihn gerne trinkt! (Bei mir ist das ein trendiger Filterkaffee im nicht so trendigen To-Go Becher – aber immerhin ganz nachhaltig aus Bambus.) 

Quellen:
Bio Magazin, Print Ausgabe 05/2016
https://www.roastmarket.de/magazin/kaffee-trends-2017/
https://www.zentrum-der-gesundheit.de/kaffee-ungesund.html
https://www.coffeecircle.at/de/e/kaffee-gesund

Fotos:
Unsplash / Jakub Kapusnak und Jannis Brandt

Ulrike Göbl, MA

Die nebenberufliche Fitness- und Ernährungstrainerin beschäftigt sich schon seit ihrer Jugend mit gesunder Ernährung und alternativen Lebensweisen. 2010 begann die begeisterte Hobbyköchin ihren Foodblog „Fit & Glücklich“. Dort vereint sie ihre Liebe zu gutem Essen und Sport mit dem Versuch, die Balance im Leben zu finden. Seit 2012 vernetzt sie mit einer Kollegin auch noch die Österreichischen Foodblogger auf einer eigenen Plattform und hat 2015 auch ein Kochbuch  zum Thema “Clean Eating” geschrieben.