Triclosan
Triclosan
Alltagsprodukte mit Triclosan sollte man meiden.
Dieser Artikel wurde am 26. Februar 2016 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Das Desinfektionsmittel Triclosan wird nicht nur im medizinischen Bereich angewendet, sondern immer mehr auch in Bedarfsgegenständen des Alltags. Was hier schön gegen Bakterien und Gerüche helfen soll, könnte uns bald ernsthafte gesundheitliche und ökologische Probleme bereiten. Die Prüfung der Chemikalie durch die EU steht noch aus. Kritiker fordern ein Verbot des Stoffes in Alltagsprodukten. 

Die Verwendung von Triclosan

Seit mehr als 40 Jahren wird Triclosan in Arztpraxen, Zahnarztpraxen und Krankenhäusern zur Desinfektion verwendet. Es ist z.B. in einigen Handwaschmitteln, Antiseptika oder Flächendesinfektionsmitteln enthalten. Es kann auch zur Prävention von Infektionen und Entzündungen in medizinische Materialien eingearbeitet sein, wie etwa in chirurgischem Nahtmaterial. Auch in der medizinischen Therapie kommt es zum Einsatz, so etwa zur Behandlung von Neurodermitis.

Seit einigen Jahren erhält Triclosan vermehrt Einzug in das Alltagsleben, wenn auch in geringerer Konzentration als im medizinischen Bereich. Zur Bekämpfung von Bakterien findet man es in Zahnpasta, Deo, Seife, Haushaltsreinigern oder Waschmitteln. Und auch die Textilindustrie hat das Biozid für sich entdeckt, z.B. für die Ausrüstung von Funktionsbekleidung oder Matratzenbezügen.

Aus Triclosan wird Dioxin

Doch der Kampf gegen die Bakterien gelingt nicht ohne Nebenwirkungen: Durch die Einwirkung von Sonnenlicht, Ozon, Chlor oder Mikroorganismen können aus Triclosan chlorierte Dioxine entstehen. So wird das antimikrobielle Laufshirt schnell mal zur Dioxinquelle, und das schmeckt der Umwelt so gar nicht. Triclosan wird in Kläranlagen nicht vollständig abgebaut und gelangt in Oberflächengewässer. Es ist besonders schädlich für die Ökologie von Flüssen. Von Umweltexperten wurde es von 500 problematischen Stoffen in Europa auf Platz 6 gestuft.

Gesundheitliche Risiken durch Triclosan

Triclosan kann über die Haut in den Körper gelangen. Hier reichert es sich im Fettgewebe an und wurde schon in Muttermilch, Nabelschnurblut und Urin von Schwangeren nachgewiesen. Einer Studie aus dem Jahr 2015 zufolge fand man eine verminderte Fruchtbarkeit bei Frauen, bei denen eine hohe Triclosan-Konzentration vorlag.

In Tierversuchen führte die Gabe von Triclosan über das Futtermittel zu Leber-Vernarbung (Fibrose) bei Mäusen. Zudem reagierten sie empfindlicher auf ein krebserregendes Mittel und entwickelten mehr Tumore als die Mäuse, die kein Triclosan erhielten. Diese Effekte traten bereits bei einer Triclosan-Menge auf, die in der EU auf den Menschen übertragen noch dem Bereich “unbedenklich” zugeordnet ist.

In anderen Studien fand man heraus, dass die Chemikalie die Blutzellen vergiftet, den Hormonhaushalt durcheinanderbringt und wahrscheinlich das Immunsystem schwächt. Zudem stellt Triclosan eine gesundheitliche Gefahr dar, da es die Resistenzbildung von Bakterien fördert.

Erste Verbote zur Verwendung von Triclosan

Die EU hat bereits die ersten Verbote zur Verwendung von Triclosan ausgesprochen. So darf es in vielen Kosmetika nicht mehr als Konservierungsmittel eingesetzt werden. In Produkten mit nur kurzzeitigem oder kleinflächigem Körperkontakt – wie etwa Mundwasser, Zahnpasta, Duschgel oder Seife – , darf es jedoch weiter verwendet werden.

Seit 1998 müssen Biozide vor der Zulassung erst von der EU geprüft werden. Biozide, die schon länger auf dem Markt sind, werden im Nachhinein nach und nach geprüft. Die Bewertung von Triclosan steht noch aus. Sollte Triclosan weiterhin in Alltagsprodukten verwendet werden und die Resistenzbildung von Bakterien dadurch weiter fördern, könnte es bald auch nicht mehr in Krankenhäusern und Arztpraxen wirksam sein. Aus diesem und den oben genannten Gründen fordern Kritiker und auch Ärzte wie etwa die Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin ein Totalverbot von Triclosan in alltäglichen Bedarfsgegenständen.

Was man als Verbraucher tun kann

Hersteller von Kosmetika müssen Triclosan unter den Inhaltsstoffen angeben. So sollte man die Verpackungsaufschrift vor dem Kauf gut durchlesen oder auf Hilfen wie etwa die Codecheck-App, die problematische Stoffe bei Produkten anzeigt, zurückgreifen.

Auf antibakterielle Pflegeprodukte, Reiniger und Waschmittel im Haushalt sollte man verzichten. Unter normalen Umständen sind sie nicht notwendig.

Entscheidet man sich für zertifizierte Naturkosmetik, ist man auf der sicheren Seite. Hier ist der Einsatz von Triclosan generell ausgeschlossen.

Quellen:
Gesellschaft Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA): Triclosan – Kinderärzte fordern Verbot von Triclosan in Bedarfsgegenständen und maßvolle Anwendung in der Medizin. http://www.gpau.de/mediathek/pressemitteilungen/triclosan-kinderaerzte-fordern-verbot-in-bedarfsgegenstaenden-und-massvolle-anwendung-in-der-medizin/ (zuletzt aufgerufen: 25.02.16).
Lob-Corzilius Th. Wie problematisch ist Triclosan in der Medizin und Umwelt?
 Pädiatrische Allergologie 01/2016, 42-43. http://www.gpau.de/media/2015/pdfs/PaedAll-eJournal_1-2016_Umweltmed.pdf (zuletzt aufgerufen: 25.02.16).
Dr. Reinhard Door: Wie riskant ist Triclosan? apotheken-umschau.de, http://www.apotheken-umschau.de/gesundheit/Wie-riskant-ist-Triclosan-489677.html (zuletzt aufgerufen: 25.02.16).
Verbraucherzentrale Bundesverband: Triclosan in Kosmetika: Verkaufsverbot für viele Produkte. Stand: 26.01.16, https://www.verbraucherzentrale.de/triclosan-verbot (zuletzt aufgerufen: 25.02.16).
Bild: © Martina Liel