Schritt für Schritt zu einem nachhaltigeren Leben.
Dieser Artikel wurde am 25. April 2017 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Ich bin gerade noch mitten drinnen, mit den verschiedensten Menschen Gespräche zum Thema Nachhaltigkeit zu führen. Das ist nicht nur unglaublich bereichernd, sondern auch extrem lehrreich. So konnte ich einiges zum Thema Zero Waste erfahren und wie man besser mit Lebensmittel umgehen kann. Das Interview heute dreht sich ums Wohnen und wie man aus weniger mehr macht, beziehungsweise einen nachhaltigeren Lebensraum schafft.

Ich habe mit Viktoria Pfeiffer gesprochen, sie bloggt auf Wohn‘ doch wie du willst über einen minimalistischen Lebensstil und das Thema Nachhaltigkeit darf dabei natürlich nicht fehlen. Wir treffen uns im Augustin, ein Café im 14ten Wiener Gemeindebezirk. Es regnet in Strömen draußen, aber wir machen es uns im Warmen gemütlich.

Du hast am Anfang des Jahres mit einer Declutter Challenge am Blog gestartet und hast viele deiner LeserInnen dazu bewegt, mitzumachen. Was genau kann man sich denn unter einer Declutter Challenge vorstellen?

Das ist eine Entrümpelungs-Challenge über 30 Tage, deshalb auch „30 Tage Declutter Challenge“. Am ersten Tag wird ein Gegenstand aus dem Haushalt weggegeben, am zweiten zwei, am dritten drei, bis eben am letzten Tag 30 Gegenstände aus dem Haushalt verschwinden. Für mich ist dabei das positive daran, dass es über 30 Tage komprimiert ist. Nach 30 Tagen sollen alle, die teilgenommen haben, erkennen was sie wirklich in ihrem Wohnraum brauchen und auch was eben nicht. In Summe sind es dann nämlich 465 Gegenstände von denen man sich trennt.

Im Prinzip ist dann die Wohnung ja fast leer oder?

Genau das dachte ich auch. Ich habe im ersten Zyklus mitgemacht und habe mir zu Beginn gedacht: Oh! Werde ich das überhaupt schaffen, so viele Gegenstände zu finden, von denen ich mich trennen möchte? Jetzt wo die Gegenstände weg sind, denke ich mir, ich kann das ruhig noch mal machen. Es fällt mir nicht einmal auf, dass etwas weg ist, weil leider sehr viel unbrauchbarer Kleinkram dabei war.

Was hat Decluttering mit einem nachhaltigen Leben zu tun?

Es ist so, dass die TeilnehmerInnen mit Hilfe der Declutter Challenge merken, was sie gekauft haben ohne es zu brauchen, manchmal sogar in mehrfacher Ausführung. Die zentralen Fragen sind dabei „Brauche oder benutze ich das tatsächlich?“, „Würde ich mir das heute nochmal kaufen?“, „Finde ich es schön?“. Die Antworten zu diesen Fragen geben schon Aufschluss über den Lebensstil und wie nachhaltiger er ist bzw. nachhaltiger werden kann.

Mich hat das extrem zum Nachdenken gebracht. Und zu wissen was ich brauche und was nicht, führte bei mir eben dazu weniger zu konsumieren. Das ist jedenfalls nachhaltiger. So hoffe ich, dass die Entrümpelungschallenge bei den TeilnehmerINnen einen ähnlichen Effekt hat.

Darüber hinaus gibt es zu allem was wir brauchen nachhaltige Alternativen. Und, am besten ist es sowieso gebraucht zu kaufen oder zu teilen.

Wie siehst du einen perfekten nachhaltigen Lebensraum?

Ich habe fünf Jahre alleine in einer fast 70m² Wohnung gewohnt und das ist für mich nicht wirklich  sehr nachhaltig. Unter anderem deshalb bin ich in eine WG gezogen. Ich habe meinen Wohnraum dadurch sicher halbiert. Das ist ein nachhaltiger Ansatz; einfach weniger Wohnraum zu brauchen. Umso weniger Zeug ich habe, umso weniger Abstellfläche brauche ich, umso weniger Wohnraum brauche ich, umso weniger Miete zahle ich. Im Idealfall löst das Entrümpeln eine nachhaltige Kettenreaktion aus. Wenn jedeR Einzelne weniger Wohnraum benötigt, steht mehr Wohn- und Lebensraums für uns alle zur Verfügung. Und vielleicht löst sich dadurch sogar die Wohnraumproblematik in Wien zum Beispiel. Es ist nicht nur, dass es Spaß machen kann und Klarheit in die Wohnung und ins Leben bringt, Sachen weg zu geben, es zieht sich einfach so viel mehr nach, wenn man sich das durch denkt. Unsere Energiekosten in der WG zu dritt sind nicht viel höher wie die Kosten, die ich alleine hatte.

Viele meinen ja, ein nachhaltiges Leben heißt automatisch, dass man viel Geld dafür ausgeben müsse. Aber du meinst genau das Gegenteil.

Ja. Eigentlich ist das genau für mich das Gegenteil. Denn statt Produkte, die nach zwei Mal verwenden gleich halb auseinander fallen, zu kaufen, lieber ein Hochwertiges zu kaufen spart eine Menge Geld. Ich hatte zum Beispiel mehrere bunte Messerchen, die gleich mal stumpf wurden und die Lackierung abging, statt einem hochwertigen Universalmesser.

Interessant ist, dass ich in der Zeit, in der ich umgestiegen bin von verpackten Lebensmittel auf unverpackte Lebensmittel habe ich sicher 100€ im Monat gespart. Das habe ich auch nie gedacht, dass das so viel günstiger ist.

Was erwartet uns jetzt noch auf deinem Blog?

Am 1. Mai startet die #30TageDeclutterChallenge. Dieses Mal, im zweiten Zyklus, etwas mehr ausgearbeitet. Und zwar gibt es Tipps und Inspirationen von mir. Zum Beispiel, die eigene Welt aus einer anderen Perspektive zu sehen. Was dann genau dahinter steckt, ist dann am Blog zu erfahren. Mein Schwerpunkt ist der Minimalismus mit meiner persönlichen Frage „Was brauche ich wirklich wirklich im Leben?“ mit dem Schwerpunkt aufs Wohnen. Sei es die Ernährung, die Kleidung oder auch die Reinigungsprodukte zum Beispiel. Ich habe meinen Kleiderschrank bereits mehrmals unter die Lupe genommen. Ich habe alles raus geräumt und alles auf einen Haufen geschmissen, um in weiterer Folge herauszufinden, welche Kleidung ich in Zukunft tragen möchte. . Auch das wird noch ein Thema sein auf meinem Blog, das mich persönlich auch schon lange begleitet. 

Die Reise geht jedenfalls dahin, dass meine LeserInnen  durch die Frage „Was brauche ich wirklich wirklich in meinem Leben?“ nicht nur herausfinden wie sie wohnen möchten, sondern auch worauf sie ihr Leben ausrichten werden. Für mich bedeutet es  an einem minimalistischen und grünerem Leben persönlich zu wachsen. Für alle die sich dafür interessieren, bei der 30 Tage Entrümpelung mitzumachen, gibt es auf Facebook die #30TageDeclutterChallenge Gruppe.

Wir trinken noch unseren Tee aus, plaudern noch ein wenig und verabschieden uns dann draußen im Regen. Viktorias Motto: Was brauche ich wirklich wirklich? Bleibt bei mir hängen. Obwohl ich erst kürzlich in eine neue Wohnung gezogen bin, haben sich jetzt schon so viele Gegenstände angesammelt, die ich eigentlich gar nicht benutze oder brauche. Eine Ausmist-Aktion würde nicht nur meiner Wohnung Gutes tun, sondern nachhaltig auch der Umwelt.

Über Mira

Auf dem Blog ROEDLUVAN berichtet Mira über ihre Versuche ein nachhaltiges Leben zu führen. Ihr Weg führt sie in fremde Länder, in die Welt der fair produzierten Mode, in die vegane Küche und in eine Plastikfreie Zone. Nebenher studiert die grüne Lifestylebloggerin Geschichte und arbeitet in einem Museum.

Bildrechte: Mira Nograsek




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