Häufige Fehler bei der Anzucht von Jungpflanzen und wie du sie vermeidest.
Dieser Artikel wurde am 21. Februar 2017 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Wenn sich der Winter langsam zum Frühling mausert, juckt es vielen Gärtnerinnen und Gärtnern schon in den Fingern. Im Januar erscheinen häufig die ersten Kommentare und Bilder über Aussaatversuche. Bis ich an die neue Gartensaison denke ist es meistens schon Mitte März. 

Der richtige Zeitpunkt

Um gesunde und kräftige Jungpflanzen zu erzielen, gilt es den optimalen Zeitpunkt für die jeweilige Pflanze zu beachten. Diesen Drang, endlich den Frühling und die Gartensaison einzuleiten gilt es zu unterdrücken. Es gibt gute Gründe, warum auf Saatgutpackungen der optimale Zeitraum für die Aussaat und die Keimzeit angegeben sind. Jede Pflanze hat spezifische Ansprüche. 

In der freien Natur wird durch die spezifischen Temperatur- und Lichtanforderungen der optimale Keimzeitpunkt gesteuert. Werden Pflanzen zu früh ausgesät, sind sie dem kleinen Anzuchtgefäß schon entwachsen, bevor sie nach draußen gesetzt werden können. Ein wesentlicher Faktor sind auch die Lichtverhältnisse. Viele Pflanzen benötigen eine gewisse Anzahl an Sonnenlichtstunden pro Tag. Erhält eine Pflanze zu wenig Licht, neigt sie dazu, in die Höhe zu wachsen, immer auf der Suche nach einer stärkeren Lichtquelle. Diese dünnen Pflänzchen sind anfälliger, als die Jungpflanzen, welche ihre Energie gleichmäßig in Breiten- und Längenwachstum stecken können. Chilipflanzen sind die einzigen Pflanzen, bei denen in unseren Breitengraden relativ Frühzeitig mit der Anzucht begonnen werden sollte. 

Der richtige Abstand

Es gibt einige Vorteile beim urbanen Gärtnern, die Platzverhältnisse sind es sicherlich nicht. Jedes Frühjahr stehe ich vor dem Problem des begrenzten Raumes. Erde in der Stadt und die dazugehörigen Gefäße sind teilweise doch recht teuer. Ein weiterer Grund, der einen dazu neigen lässt, die empfohlenen Pflanzabstände zu ignorieren. Während manche Blumen nicht so viel Raum brauchen, sieht es bei der Gemüsekultur doch anders aus. Sogar die anspruchslosen Kräuter bedanken sich bei dir, wenn ihnen genug Abstand gewährleistet wird. 

Miniaturgemüse

Ein Trend – Hand in Hand gehend mit urbanem Gärtnern – ist der Anbau von Miniaturgemüse. Je enger Pflanzen nebeneinander gepflanzt werden, desto gehemmter sind sie in ihrem Wachstum. Wer bewusst Kleinstkarotten anbauen möchte, verringert folglich den Abstand, beziehungsweise werden die Balkonkistelkarotten vermutlich selten so groß, wie die auf freiem Feld. Eine weitere Variante ist es, die Pflanzen schon in jugendlichem Stadium zu ernten. Als Babyleaf eignen sich zahlreiche Blattgemüse, sowie rote Rüben und anderes Wurzelgemüse. 

Weitere Wohlfühlfaktoren

Neben dem richtigen Zeitpunkt, sind aussreichend Licht und die passende Temperatur entscheidend. Insbesondere Chilis und Auberginen haben eine hohe Keimtemperatur. Hier lohnt es sich wirklich, über ein Gewächshaus nachzudenken. Ich werde es dieses Jahr mit Plastikflaschen versuchen, deren unteres Ende abgeschnitten wird. Durch den Flaschenhals gerät genug Luft an die Keimlinge, während sich das Mikroklima aufwärmen kann.

Survival of the fittest

Die Anzucht von Pflanzensamen kann dicht an dicht erfolgen. 7 bis 10 Tage nach der Keimung ist ein guter Zeitpunkt, um die enge Kinderstube aufzulösen. Nun beginnen die Pflanzen sich gegenseitig Konkurrenz zu machen. Mit einem dünnen Stab gilt es behutsam die kleinen Pflänzchen von einander zu trennen. Jede Erschütterung wirkt wie ein Erdbeben auf die feinen Wurzeln. Beim Pikieren der Pflanzen trennt man nicht nur die Pflänzchen von einander. Es wird auf Blattkrankheiten und fehlerhafte Entwicklungen der Pflanzen geachtet. Eine Freundin von mir kann dies den Pflänzchen nicht antun und gibt auch schwächeren Pflanzen eine Chance in ihrem großen Garten. Insbesondere der begrenzte Platz von Stadtgärtnern, sollte dich dazu führen tatsächlich nur die stärksten Pflanzen auszuwählen.  

 

Bilder: Vera Kondratiuk

Die Freischnauzeköchin ist zum Bloggen über ihre Freude an der Fotografie von Essen gekommen. Seit 2013 gibt es ihre vegetarischen Rezepte online und Tipps zum (nachhaltigen) Leben in Wien. Die in ihrem Studium der Agrarwissenschaften erworbenen Erkenntnisse und ihre Erfahrungen als urbane Gärtnerin teilt sie gerne mit ihrer Leserschaft. Ihr Augenmerk richtet sie hierbei auf zukunftsweisende und umweltfreundliche Lösungen.