Afrika hat mehr Potenzial, als man augenblicklich annehmen möchte.
Dieser Artikel wurde am 29. Februar 2016 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Afrika war ein blühender und reicher Kontinent, bevor die Industriestaaten begannen, das Land auszurauben und zu zerstören. Dieser Kontinent hat aber das Potenzial, sich vollständig autark zu entwickeln und aus allen eigenen Quellen zu versorgen, wenn man ihm die Chance dazu geben würde. Die Wiege der Menschheit kann sogar aus eigener Kraft eine nachhaltige Zukunft erhalten, so dass kein Mensch dieses reiche Land verlassen muss.

Ein jungfräulicher Kontinent…

Eigentlich hat Afrika alle Voraussetzungen, sich sofort mit einer absolut nachhaltigen Entwicklung aus der Abhängigkeit – von den alten Kolonialmächten – zu befreien. Ein Viertel der fruchtbarsten Ackerflächen liegt hier – gehört aber nicht einmal zur Hälfte den Afrikanern. Hier lagern immense Rohstoffvorkommen – die ebenfalls sämtlich von den global operierenden Konzernen ausgebeutet werden. Der gesamte Kontinent kann sich sofort ausschließlich mit regenerativen Energien versorgen. Noch leben hier die meisten Menschen auf dem Lande, zumeist in einer autarken Subsistenzwirtschaft, mit dem Potenzial einer chemiefreien Landwirtschaft, unter Nutzung, also Wiedereinführung alter Kulturpflanzen, die seit Jahrtausenden an das Klima optimal angepasst waren. Bereits derart funktionierende Beispiele gibt es in Hülle und Fülle, wie zum Beispiel in dem autarken Zentrum in Songhai. Diese Konzepte können ohne weiteres auf den ganzen Kontinent übertragen werden und alle Menschen ernähren, ihnen Bildung und Arbeit, also ein vollständiges Auskommen in ihrer Heimat ermöglichen. Afrikaner haben bewiesen, wie sie mit einem beispiellosen Pragmatismus aus scheinbar aussichtslosen Projekten mit einfachsten Mitteln ein funktionierendes System gestalten. In vielen kleinen, lokalen und regionalen Anlagen wird aus Sonne, Wind, Wasser, Wärme aus der Tiefe und Biomasse in jeder Form Energie erzeugt, absolut regenerativ. Statt den westlichen Wahnsinn zentraler Großkraftwerke und Millionen Kilometer Überlandleitungen zu kopieren, erzeugen sie die Energie dort, wo sie benötigt wird.

…vergewaltigt und missbraucht…

Peter Scholl-Latour hatte schon 2003 beschrieben (z.B. in seinem Buch: „Afrikanische Totenklage“), dass dieser Kontinent sich – zumindest noch – vollständig in den Händen der globalen Rohstoffkonzerne und ausländischen Investoren befindet, die auch hinter jedem angeblichen Bürger- oder Religionskrieg stecken. Mit Hilfe ihrer privaten Armeen und des Internationalen Währungsfonds, sowie der stillschweigenden Duldung oder gar aktiven Unterstützung der Regierungen der Industriestaaten wird den lokalen Regierungen jede Handlungsmöglichkeit genommen. Mit dieser nun schon 200 Jahre währenden Vergewaltigung und einem nicht endenden Blutzoll treiben diese „Kannibalen“ die Menschen aus dem Kontinent in die „europäischen Paradiese“, wo ihnen am Ende häufig nur der Weg in das „kriminelle Milieu“ bleibt.
Der erste Premierminister des unabhängigen Kongo in 1960, Patrice Lumumba, wusste um die Probleme und ihre mögliche Lösung: „Warum sollte ein blau bemalter Helm die Komplexe eines konservativen schwedischen, kanadischen oder britischen Offiziers einfach wegzaubern können? Warum sollte eine blaue Armbinde immun machen gegen rassistische und paternalistische Einstellungen von Leuten, die mit Afrika nicht mehr verbinden, als Löwenjagd und Sklavenmärkte und koloniale Eroberung, Leute aus Staaten, deren zivilisatorischer Fortschritt auf dem Besitz von Kolonien gründet? Warum sollen solche Leute den Belgiern (der Kolonialmacht des Kongo) nicht großes Verständnis entgegenbringen? Sie haben die gleiche Vergangenheit, wie sie, die gleiche Geschichte – und die gleiche Vorliebe für unsere Bodenschätze“. Patrice Lumumba, war einer der Hoffnungsträger Afrikas und wurde deshalb am 17. Januar 1961 vom CIA liquidiert.

…kann zum Vorbild der Welt werden.

Afrikanische Bauern haben tausende Jahre alle Mitglieder ihrer Gemeinschaften ernährt. Nomaden wussten, wie sie ihre großen Herden führen müssen, damit sie sich eine Landschaft erhalten, die sie – natürlich vor allem ihre Tiere – ernährt. Sie hatten über Jahrtausende gelernt in einem harmonischen Verhältnis zu ihrer Umgebung zu leben. Dazu müssen allerdings alle von den einstigen Kolonialmächten gezogenen Grenzen beseitigt werden. Die Bauern brauchen wieder ihr Land, um dort die alten Früchte anzubauen, mit ihren alten Methoden, mit denen sie das Land fruchtbar halten konnten, bis die Großplantagen die Böden zerstörten. Mit einfachsten Methoden haben sich Menschen Stromquellen geschaffen, damit die Kinder auch am Abend lesen und lernen können. Dazu brauchen sie Zugang zu den Rohstoffen und Möglichkeiten diese auch am Ort zu ver- und bearbeiten. Es gab in allen Siedlungen genügend Wasser, weil diese dort angelegt wurden, wo Wasser zu finden war. Das kann wieder möglich sein, wenn der Zugang zu Wasser wieder den Menschen ermöglicht wird, die dort leben. Die ausländischen Konzerne – wie Nestle – müssen das Land verlassen. Kein Afrikaner hat mehr Tiere gejagt, als seine Gemeinschaft verzehren konnte, schon gar nicht, um ausschließlich das Elfenbein zu nutzen. Das wurde – und wird – nicht zum Leben benötigt.
Wenn der Rest der Welt Afrika sich endlich alleine, aus eigener Kraft, die es hier in Hülle und Fülle gibt, regenerieren lässt, kann das, was sich dann dort entwickelt, zum Vorbild für den Rest der Welt werden, für eine nachhaltige Entwicklung in einer respektvollen Harmonie mit der Mitwelt. Afrikaner werden dann nur nach Europa kommen, um dort Menschen zu zeigen, wie sie ihr Land bestellen müssen, wie sie in Gemeinschaften leben müssen, um eine harmonische Zukunft zu haben. Und sie werden ihre Lebensfreude und ihre wunderbare Musik mitbringen. Es wird wirklich Zeit für ein afrikanisches Zeitalter und die Erinnerung an unser aller Mutter, „mother afrika“.
http://www.zeit.de/2016/04/erneuerbare-energien-fluechtlinge-afrika-entwicklung-risiko-subsahara?print
http://www.berlin-institut.org/publikationen/discussion-papers/Jobs_fuer_Afrika.html