Dom
Dom
Kuppelförmige Bauten haben bereits weit in die Vergangenheit hinein eine sehr wesentliche Bedeutung.
Dieser Artikel wurde am 22. Mai 2017 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Letzte Woche habe ich bereits generell über alternative Bauformen berichtet, und diverse Formen vorgestellt. Unter anderem habe ich die geodätische Kuppel als eine Form eines kuppelförmigen Gebäudes erwähnt. Es gibt jedoch weitere kugelähnliche Formen, die diverse unterschiedliche Wirkungen auf die Menschen haben, die sich darin befinden. Manche davon können wissenschaftlich nachgewiesen werden, andere wiederum beziehen sich auf eine bewusstere Wahrnehmung der Umgebung.

Geodätische Kuppel

Eine geodätische Kuppel ist eine Anordnung von Fünf- und Sechsecken, ähnlich der Form eines Fußballs. Diese sind je nach Größe und Anforderung meist zusätzlich in kleinere Dreiecke geteilt. Dadurch ergibt sich eine Annäherung an eine Kugel, die am unteren Ende auf unterschiedlicher Höhe „abgeschnitten“ wird, um die Kuppel zu bilden.

geodätische Kuppel

Spanten-Dom

Spanten-Dome, wie sie von DI Reinhard Hesse von Paideuma Dome gebaut werden, haben einen stärkeren Anspruch darauf, wirklich rund zu sein. Sie bestehen aus 16 oder 24 speziell zugeschnittenen abgerundeten Spanten, die dann je nach Anforderung verkleidet werden.

Dom Struktur

Was ist der Unterschied?

Geodätische Kuppeln sind meist leichter auf- und abzubauen und auch variabler in ihrer Zusammenstellung. Die einzelnen Querstreben müssen weniger dick sein, da sich die Last stärker verteilt.

Spanten-Dome hingegen benötigen speziell geformte Bögen, die genau angeordnet aufgebaut werden müssen. Außerdem benötigen sie – wie Jurten – ein spezielles kreisförmiges „Dach“ in der Mitte. Bei modernen Domen ist dies meist eine Glas- oder Kunststoff-Kuppel, die einen Blick in den Himmel ermöglicht.

Der aus meiner Sicht wohl wesentlichste Unterschied ist jedoch die Akustik.

Akustik im Dom

Wie schon zuvor erwähnt, ist der Dom gegenüber der geodätischen Kuppel tatsächlich an den Spanten entlang abgerundet. Dadurch entsteht eine einzigartige Akustik, die nur sehr schwer zu beschreiben ist. Im Klangdom von Reinhard Hesse, konnte ich diese außergewöhnliche Akustik selbst erleben.

Die Rundung des Raumes tragen den Schall sehr unterschiedlich in den Raum. Es macht daher einen wesentlichen Unterschied, wo sich jemand im Raum befindet bzw. wo das Geräusch produziert wird. Sitzen sich z.B. zwei Personen direkt gegenüber, hat man den Eindruck, von der Person auf der gegenüberliegenden Stelle, die mehrere Meter entfernt ist, etwas ins Ohr geflüstert zu bekommen!

Eine weitere akustische Besonderheit ist es sich direkt in der Mitte der Kugel aufzuhalten. Wenn der Dom als 5/8 einer Kugel (goldener Schnitt) gebaut wurde, befindet sich die dreidimensionale Mitte der Kugel im Raum. An dieser Stelle hört man zwar die Geräusche des restlichen Raumes entfernter, dafür seine eigene Stimme auf eine Art, wie man sie bisher wahrscheinlich noch nie gehört hat. Es ist schwer zu beschreiben, aber man hört seine Stimme irgendwie als würde sie von außen, von woanders herkommen.

Runde Grundfläche

Eine zusätzlich spezielle Wirkung hat natürlich auch die runde Grundfläche dieser Bauten. Genauso wie auch bei einer Jurte und anderen Rundbauten gibt es keine Ecke im Raum. Jede Stelle an der Wand ist gleichwertig, keine besser oder schlechter. Dies ist auch ein Ausdruck der in vielen Naturvölkern gelebten Kreiskultur, wo jeder Mensch gleichwertiger Teil des Kreises ist.

Ist man es nicht gewohnt, sich in einem runden Raum aufzuhalten, kann dies für einen Menschen auch zu Beginn Stress auslösen, da man sich schwerer verstecken kann, z.B. in einem Eck oder toten Winkel. Es kann sein, dass man sich „ausgeliefert“ fühlt, was sich aber auch zu „gesehen werden“ verwandeln kann.

Wirkung

Es gibt unterschiedliche Meinungen und auch Forschungen darüber, welche Auswirkung runde Räume und im Speziellen auch Kuppeln auf die Lebewesen haben, die sich in ihnen befinden. Einige sind leichter erkennbar, wie diverse Beobachtungen, die ich in den vorangegangenen Absätzen geteilt habe, andere haben eine subtilere Wirkung, die sich erst durch ein längeres, regelmäßiges Aufhalten in solch einem Raum zeigt. Diese Wirkung kann durchaus sehr individuell verschieden sein. Es ist jedoch meiner Meinung nach schwer abzustreiten, dass die Räume eine Wirkung auf den Menschen haben – egal ob nur temporär, während man sich im Raum befindet, oder für einen längeren Zeitraum.

Dom innen

Wer sich mit der Wirkung von Domen und Kuppeln auseinander setzen möchte, sollte viele unterschiedliche Erfahrungen der Raumwahrnehmung in diversen Ausführungen dieser Bauten sammeln, am Besten auch in unterschiedlichen Größen und aus unterschiedlichen Materialien.

Fazit

Jedem Menschen, der die Möglichkeit bekommt, eine Kuppel oder einen Dom zu besuchen, würde ich sehr empfehlen, diese Möglichkeit wahrzunehmen. Speziell die Spantendome wo sich der Mittelpunkt der Kugel im Raum befindet sind ein Erlebnis. Diese außergewöhnliche Akustik ist selbst für Menschen, die ein nicht so ausgeprägtes Gehör haben (wie ich z.B.) eine unbeschreibliche Erfahrung. 

Wie für alles im Leben gilt auch hier : Je mehr man mit offener Einstellung und bewusster Wahrnehmung in so einen Raum tritt, umso mehr kann man seinen Horizont und seine Sicht auf die Welt erweitern.

 

weiterführende Quellen:

http://domhaus.at/
https://de.wikipedia.org/wiki/Goldener_Schnitt
http://www.futurumdomes.com/