Komposttoilette
Komposttoilette
Oder: Das große Potential von Lernen durch Ausprobieren.
Dieser Artikel wurde am 2. Januar 2017 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Vor einiger Zeit habe ich schon davon berichtet, dass ich mir einen Baucontainer als Tiny House umgebaut habe, um darin zu leben. Nach den Gründen, warum ich das machen wollte, beleuchte ich diesmal alles das, was ich beim Ausbauen eines Containers übers Leben gelernt habe, und über mich selbst.

Der Container war und ist für mich eine sehr wichtige und notwendige Möglichkeit, sowohl das selbst Bauen als auch das Leben auf kleinem Raum intensiv für mich persönlich zu erleben. Solange es nur ein Bild, eine Idee ist, stößt man selten auf konkrete Probleme. Maximal vielleicht an Ideen von Problemen, wodurch man weiter im Kopf bleibt. Durch das Tun – auch wenn es meistens keinen genauen Plan gab – konnte ich vom theoretischen Bauen von (kleinen) Wolkenschlössern in die Realität zurückkommen, ins Jetzt, um mich um Probleme dann zu kümmern, wenn sie auftreten.

Was ist es also, was ich gelernt habe?

Alles dauert viel länger

Dadurch, dass ich – bevor ich mit dem Ausbau meines Containers begonnen hatte – wenig Erfahrung hatte, was jegliche Form des Innenausbaus angeht, habe ich den Aufwand und die Dauer der Aufgabe regelmäßig unterschätzt. Hauptsächlich dauerte es länger, weil ich an neue Herausforderungen gestoßen bin, wo bisher nur der Gedanke an das Endergebnis war. Plötzlich stand ich aber vor dem Teil und wusste nicht, WIE man das eigentlich macht. Zusätzlich waren mir viele Detailschritte der Umsetzung überhaupt nicht bewusst, oder worauf man bei der Durchführung achten muss.

Ich durfte dadurch sehr viele praktische Details lernen, speziell beim Arbeiten mit Holz. Von speziellen Bohraufsätzen übers richtige Abmessen, Berechnen und schneiden von Holzstücken. Und dabei habe ich bei all diesen Arbeiten gerade mal an der Oberfläche gekratzt. Da gibt‘s noch viel spannendes für mich zu entdecken.

Perfektion

Von meinem Wunsch nach Perfektion musste ich mich regelmäßig verabschieden. Speziell mit der Kombination, etwas zum ersten Mal und ohne besondere Vorkenntnisse zu machen, habe ich sehr schnell gemerkt, dass ich mich freuen kann, wenn alles zusammenhält. Und vielleicht genau deshalb ist in meinen Augen jedes von mir geschaffene Stück wunderschön in seiner Imperfektion und Einzigartigkeit.

Lehm auf Weichfaserplatte

Leistung

Für mich, die es gewohnt ist, nur am Computer zu arbeiten, war es eine wichtige Erfahrung, daran erinnert zu werden wie es sich anfühlt, etwas nicht nur mit den eigenen zwei Händen, sondern mit vollem Körpereinsatz zu erschaffen, das danach jeder sehen und angreifen kann. Dieses Gefühl der Freude und Zufriedenheit über das selbst geschaffene Stück ist mit Geld nicht aufzuwiegen.

Fazit

Viele können nicht nachvollziehen, warum ich mir die Arbeit antun wollte, selbst, mit viel Aufwand und ohne größere Unterstützung mir mein eigenes kleines Reich zu schaffen. Ich war immer wieder mal am verzweifeln, weil ich vor unlösbar scheinenden Problemen stand, aber ich habe zu keinem Zeitpunkt die Entscheidung bereut, es selbst gemacht zu haben. Ich habe nicht nur die handwerklichen Fähigkeiten gelernt, sondern auch durch meine Einstellung, dass es eine Lösung geben muss, die Erfahrung gemacht, dass es auch wirklich immer eine Lösung gibt, inklusive der Herangehensweisen an diese Lösungen. Und ich werde jedes mal wenn ich in meinem Häuschen sitze daran erinnert, was ich geschaffen habe!