Dieser Artikel wurde am 23. Juli 2011 veröffentlicht und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!Alle reden von Energiesparen, nur wer macht es? Und wo ist es am Sinnvollsten? Müssen die Menschen…
Dieser Artikel wurde am 23. Juli 2011 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Alle reden von Energiesparen, nur wer macht es? Und wo ist es am Sinnvollsten? Müssen die Menschen in den hochtechnisierten Ländern ihre liebgewonnenen Helfer, ihren Lebensstandard einschränken, um das Klima zu retten oder ist es vielleicht sinnvoller, an anderer Stelle weniger Klimaschädigende fossile Rohstoffe einzusetzen?

 

Der Stromverbrauch in den Haushalten stagniert seit 2005

 

Bis 2005 stieg der Stromverbrauch auch in den privaten Deutschen Haushalten stetig an, stagnierte seit dem und ist zurzeit ganz leicht rückläufig. Dabei ist eine parallele Entwicklung interessant. Seit zwanzig Jahren steigt die Zahl der so genannten Singlehaushalte. Von den vierzig Millionen Haushalten in der Bundesrepublik sind dies inzwischen sechzehn Millionen. Die Zahl der Haushalte mit fünf und mehr Personen hingegen sank auf nunmehr eineinhalb Millionen. Der Stromverbrauch eines Ein-Personen-Haushalts liegt mit leichten Schwankungen bei 2.000 Kilowattstunden im Jahr, der eines Fünf-Personen-Haushalts bei 6.000 Kilowattstunden (also etwa 1.200 KWh je Person). Mit steigender Zahl der Singlehaushalte ist also auch gleichzeitig der Strombedarf gestiegen, da jede Person nun fast doppelt soviel Strom verbraucht. Eine effiziente Energiesparmaßnahme wäre – wenn man diese Statistik interpretieren will – dass die Singles sich bitte zu Wohngemeinschaften – wie in den 70er Jahren – zusammenfinden mögen. Dann könnte nämlich ein Kernkraftwerk mit 2.000 Megawatt Leistung damit abgeschaltet werden.

 

Stromsparen ohne Einbusse an Lebensqualität

 

Die zwangsweise Einführung von Wohngemeinschaften hätte sicher gleichzeitig auch positive Auswirkungen auf bisher volkswirtschaftlich schädliche soziale Probleme, allerdings wird sie jedoch politisch in absehbarer Zeit nicht durchsetzbar sein.

Bleibt der Versuch, Strom innerhalb der bestehenden Konstellation der Haushalte zu sparen. Gerade hier hat sich jedoch – siehe die Statistik zum Gesamtverbrauch der Haushalte – trotz der Zunahme an elektrischen Geräten bereits ein Rückgang eingestellt, weil diese in den letzten Jahren immer effizienter wurden und weniger Strom verbrauchten. Der klassische Bereich des Stromverbrauchs in jedem Privathaushalt ist nun mal der Anteil von Kochen, Waschen, Kühlen, der mit 45 Prozent zu Buche schlägt. Dies ist der erwähnte Anteil, der den Single-Bereich so Verbrauchsintensiv macht. Hier lässt sich jedoch kaum noch sparen.

Überflüssig ist der statistische Anteil von fast 12 Prozent für Warmwasser, der eigentlich von der Heizungsanlage bedient werden sollte. Die Warmwassererzeugung mit Strom ist einfach nicht mehr Zeitgemäß und zu Unwirtschaftlich. Kaum ins Gewicht fällt dann der Anteil, der für die Beleuchtung aufgewendet wird (mit 11 Prozent). Die Umstellung auf Energiesparlampen führt in der Summe somit zu keiner spürbaren Reduzierung.

Bleiben noch 23 Prozent des Strombedarfs für Telekommunikation, TV und PC. In diesem Bereich können sofort 30 Prozent gespart werden, wenn die Nutzer daran denken, ihre Geräte nach Benutzung vollständig auszuschalten und nicht auf Standby stehen lassen. Das würde auf den Gesamtverbrauch etwa 7 Prozent einsparen.

Etwa 9 Prozent am Gesamtbedarf werden von „sonstigen Geräten“ verbraucht. Dies sind dann die kleinen Helfer, vom Föhn über die elektrische Zahnbürste, Rasierapparat, Staubsauger bis zum Toaster. Hier bedeutet ein Sparen jeweils Verzicht auf lieb gewordene Bequemlichkeiten.

Insgesamt jedoch bietet der private Bereich keine ernst zu nehmenden Möglichkeiten kurzfristig erhebliche Mengen an elektrischem Strom zu sparen – abgesehen von der Übernahme der Warmwasserversorgung durch ein effizientes Heizsystem –  da in 40 Millionen Haushalten in Deutschland die Lebensgewohnheiten der 80 Millionen Bundesbürger verändert werden müssen, was sicherlich einige Jahre – vielleicht einige Generationen – brauchen wird. Insgesamt könnten, durch diese Strom-Spar-Maßnahmen maximal 3 Prozent des Gesamt – Stromverbrauchs insgesamt eingespart werden, was wohl eher ein Tropfen auf einen heißen Stein ist.

 

Energiesparen beginnt an der Wurzel, der Erzeugungseffizienz

 

Im Bereich des Kraftfahrzeugbaues haben Deutsche Ingenieure bewiesen, dass sie sehr wohl in der Lage sind effiziente Maschinen zu konstruieren. In über einhundert Jahren KfZ-Geschichte ist der Verbrauch im Verhältnis zur Leistung auf unter 10 Prozent reduziert worden. Gleichzeitig haben die Fahrzeuge auch gewisse Fortschritte in Komfort und Sicherheit aufzuweisen.

Im Bereich der Energieerzeugung ist man den irrigen Weg der Atomenergie gegangen, in der Hoffnung, bald ganz auf Importe fossiler und schmutziger Energieträger verzichten zu können. Leider ist der Wirkungsgrad auch mordernster Kernkraftwerke nicht über vierzig Prozent gesteigert worden und letztlich zeigte sich, dass diese Technik die Kompetenz der Ingenieure und der Betreiber übersteigt, ja sogar unbeherrschbar ist.

All jene Kraftwerke, die die Wärme, die nun mal bei der Stromerzeugung entsteht nutzen, zeigen aber seit ebenfalls über einhundert Jahren, dass eine intelligente Energiepolitik möglich ist. Hier liegen die Wirkungsgrade bei über 90 Prozent. Der Grund, warum der Weg der Vernunft bisher nicht beschritten wurde, ist natürlich das Geld. Die großen Energiekonzerne – und besonders auch die Banken – verdienen ihr Geld nicht nur mit dem Verkauf von elektrischem Strom, sondern auch mit dem Handel mit Gas, Öl und anderen Energieträgern. Hätte man also, wie es die alten Stadtwerke und Staaten wir die DDR ursprünglich noch taten, die Abwärme immer gleich auch als Nutzwärme abgegeben, wäre das Geschäft mit Heizöl und Erdgas zum Erliegen gekommen. Dass die großen Konzerne also tätig mithelfen werden Energie zu sparen, ist sicher eine Illusion. Gerade hier aber liegt das wirkliche Potenzial, besteht die Chance innerhalb von wenigen Jahren letztlich die gesamte Einfuhr von Öl und Gas unnötig zu machen und auch ohne den Einsatz erneuerbarer Energien und ohne Reduzierung des Verbrauchs um nur eine Kilowattstunde über 50 Prozent des Ausstoßes von CO2 zu reduzieren.

 

Der Irrsinn der geplanten Energievernichtung muss beendet werden

 

Jeder Stromkunde bezahlt mit seinem Geld die Abwärme, die in die Luft geblasen wird. Das ist über die Hälfte der eingesetzten Energie, egal, bei welcher Kraftwerksart. Würde, statt der riesenhaften Kühltürme jeweils ein Wärmenetz gebaut und die Wärme an Haushalte und Industrie geliefert, wären die Klimaschutzziele für die nächsten Jahrzehnte schon erreicht. Wenn die Kunden dann noch Geld für diese Wärme bezahlen, etwa die Hälfte ihrer bisherigen Heizkosten, wären Investition und Unterhaltung für die Wärmenetze bezahlt und ein zusätzlicher Gewinn für die Energiekonzerne sicher. Natürlich nicht in der gleichen Höhe, wie bisher, bei der zusätzlichen Versorgung mit Gas und Öl. Außerdem würde nun klar werden, dass Großkraftwerke unsinnig sind, weil eben nicht die gesamte Abwärme in einem vertretbaren Radius absetzbar ist. Die Kraftwerke müssen wieder auf eine sinnvolle Größe, orientiert an dem Wärmebedarf der Stadt oder der Region reduziert werden. Da ja nur halb soviel Strom, wie Wärme gebraucht wird, würde dies keinen Verlust in der Gesamtversorgung mit sich bringen.

Energiesparen ist also nur wirklich sinnvoll, wenn an der Wurzel angesetzt wird und nicht am Ende der Nutzungskette. Hier lohnt sich das Sparen finanziell ohnehin überhaupt nicht, weil die Einsparung im Verbrauch immer sofort durch eine Erhöhung des Preises ausgeglichen wird,  so dass sich der Gewinn der Unternehmen nicht verändert, eher noch steigt. Hier lässt Sisyphus grüßen, der Bürger ist immer der Verlierer.

Wenn zudem noch all diese nun wieder regionalen Kraftwerke mit regenerativen Energieträgern betrieben werden, ist die klimaneutrale Zukunft wirklich angebrochen.