Nachhaltigkeit und Familie: Wie kann man diese beiden Themen vereinbaren?
Dieser Artikel wurde am 10. Oktober 2014 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Vor einiger Zeit hat uns Michael Bauer-Leeb mehr über seinen ungewöhnlichen Lebensstil verraten. Heute erzählt er wie er und seine Familie sich weiterentwickelt haben.

Vor einigen Monaten waren Sie Everday Star auf energieleben.at. Was hat sich seither in Ihrem Leben und dem täglichen Umgang mit dem Thema Nachaltigkeit verändert?
Eigentlich wenig. Wir sind als Familie immer noch – oder vielleicht sogar noch stärker als vor der Geburt unseres Kindes – bemüht, unseren ökologischen Fußabdruck zu verkleinern. In diesem Sinne haben und benötigen wir weiterhin kein eigenes Auto, obwohl dass viele Freunde und Bekannte und auch Menschen in unserem familiären Umkreis kaum für möglich gehalten haben (und manche halten es noch immer nicht für möglich).

Allerdings hat sich schon gezeigt, dass manche Destinationen, die zwar prinzipiell öffentlich erreichbar wären, einen verhältismäßig sehr hohen Planungs- und Zeitaufwand erzeugen, weshalb wir öfter als früher auch mal ein Auto ausgeborgt haben. Unser Energieverbrauch ist naturgemäß ebenfalls gestiegen – wir kochen & waschen mehr, seit wir zu dritt sind. Allerdings darf ich mit Stolz bemerken, dass unser durchschnittlicher Energieverbrauch pro Person im Haushalt weiter gesunken ist. Allerdings haben wir es noch nicht geschafft, einen nächsten Schritt an wesentlicher Veränderung zu setzen – das “neue” Leben als Familie lässt das noch nicht zu. Dafür haben wir aber auch nichts rückgängig gemacht von den Veränderungen, die wir vorher zu zweit umgesetzt hatten.

Was ist für Sie derzeit am wichtigsten?
Die familiäre Situation soweit zu festigen, dass wir uns ein nächstes Ziel in der Verkleinerung unseres ökologischen Fußabdrucks setzen können. Und meine Karenzzeit zu genießen, die ich Anfang September begonnen habe und die noch bis Jahresende dauern wird.

Gibt es Ziele, die Sie sich gesetzt haben?
Aktuell nur das Ziel, die Situation zu halten.

Was darf man sich unter Zero Waste Jam und The Good Tribe vorstellen?
The Good Tribe ist eine Kreativitäts- und Nachhaltigkeitsagentur, die mutige Unternehmen und Organisationen darin unterstützt, ihre Nachhaltigkeitsagenda voran zu bringen. Wir setzen dabei innovative Methoden ein und decken von Konzeptualisierung über Prototypisierung bis Implementierung die gesamte Umsetzungskette ab. Unsere Vision ist eine Welt, in der es keinen Müll und keine Verschwendung mehr gibt, indem jede Ressource, egal ob materiell oder menschlich, wertgeschätzt und bestmöglich eingesetzt wird.
Wir arbeiten zur Zeit als Team von sechs Beraterinnen und Designerinnen in Österreich und Schweden.

Unser neuestes Instrument ist der MethodKit für nachhaltige Entwicklung. Der MethodKit enthält 55 illustrierte Karten, die jeweils einen wesentlichen Aspekt nachhaltiger Entwicklung in Unternehmen und Organisationen abbildet. Das Spektrum reicht dabei von Vision bis zu konkreten Arbeitsbedingungen und enthält daneben auch Metathemen und Wertefelder. Der MethodKit kann passgenau an der Stelle des Nachhaltigkeitsprozesses eingesetzt werden, an der sich eine Organisation oder ein Unternehmen gerade befindet. Steht man erst am Beginn, dient der MethodKit zur strukturierten und zielgenauen Vorbereitung des Themas. Im Zuge der operativen Umsetzung kann der MethodKit zur Defintion von Arbeitspaketen und laufenden Überprüfung des Umsetzungsfortschritts genutzt werden. Ist Nachhaltigkeit bereits ein gelebtes Thema, kann das Unternehmen mittels des MethodKit die Wirkung und Wahrnehmung der gesetzten Maßnahmen bei seinen Stakeholdern evaluieren und einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess einleiten.

Wir verstehen und selbst aber nicht nur als Unternehmensberaterinnen, sondern sind auch unternehmerisch tätig. Ziel ist es, selbst Erfahrungen mit vollkommen neuen Geschäftsmodellen zu gewinnen, die wir letztlich wieder in der Beratungstätigkeit einsetzen können. Alle diese Geschäftsmodelle haben zum Ziel, innovative, neue und ungewöhlnliche, aber doch funktionierende Antworten auf die Herausforderungen der Zukunft zu geben. Eines dieser Projekte ist Zero Waste Jam. Zero Waste Jam ist Marmelade, die aus überschüßigen Früchten hergestellt wird, die ansonsten weggeworfen oder verschwendet würden. Wir versuchen mit Zero Waste Jam Bewusstsein für die Diskrepanz zwischen einem stetig wachsenden Berg an Lebensmittelabfällen und Lebensmittelverschwendung auf der einen Seite und einem Übermaß an nicht genutzen Ressourcen auf der anderen Seite zu schaffen. Zero Waste Jam wurde als Idee 2012 geboren und seitdem kontinuierlich weiter entwickelt. Aktuell planen wir gerade eine Kampagne mit Zero Waste Jam als Botschafter, mit der wir in den nächsten drei Jahren 200.000 Menschen erreichen und sie dazu bringen wollen, ihre Lebensmittelabfälle um 50% zu reduzieren, damit würden wir mehr als 30.000 Tonnen CO2 einsparen und den Haushalten 17 Mio Euro an Kosten für Lebensmitteleinkäufe ersparen.

B_bildleiste_experten_02