ehoch10 Deep Geothermal Power Plant © Ehoch10 GmbH
ehoch10 Deep Geothermal Power Plant © Ehoch10 GmbH
Kleinkraftwerke gibt es genug. e10 (Ehoch10) entwickelt ein Geothermie-Tiefenkraftwerk mit einer Leistung, die die eines Atomkraftwerks erreicht.
Dieser Artikel wurde am 27. April 2015 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Was wäre wenn, müssen sich die Entwickler hinter e10 (Ehoch10) gedacht haben, wenn man die Energie der Erde in großem Maßstab nutzt? Einem Maßstab, der eher einem Atomkraftwerk entspricht, als den üblichen Lösungen im Bereich der Geothermie?

Dann muss man die üblichen Konzepte für Tiefengeothermie umwerfen und ein völlig neues erarbeiten, dass die gewünschten Leistungen erzielen kann. Das österreichische Projekt e10 versucht, ein solches Deep Geothermal Power Plant zu entwickeln. Begonnen hat man mit einer wissenschaftlichen Publikation Ende 2010. Seither tüftelt man an der Lösung.

Große Tiefen bringen hohe Temperaturen

Da die notwendigen Temperaturen für die Bereitstellung der gewünschten Leistung nur in großer Tiefe verfügbar sind, entschied man sich gegen übliche geothermischen Verfahren, bei der Flüssigkeiten in tiefe Gesteinsschichten gepresst werden (Enhanced geothermal system). Ziel ist es, für das Kraftwerk ein bergmännisch gegrabenes Stollensystem bis in eine Tiefe von 6000m zu schaffen: auf dieser Ebene werden ausgedehnte Kollektorbohrungen horizontal in den Stein getrieben. Diese Löcher dienen als Wärmetauscher. Das so auf ca. 200°C erhitzte Wasser wird zurück an die Oberfläche geleitet, wo mit konventionellen Dampfturbinen Strom erzeugt wird. Damit entspricht das Konzept eher den Wärmetauschern von bestehenden Geothermie-Hausanlagen, als den aktuellen Großkraftwerken.

Erwartete Leistung

In jeder Hinsicht ist das Konzept von e10 ein Großkraftwerk: Die Wärmeproduktion wird mit 1000 bis 10000 GWh/a angegeben. Das entspricht einer CO2-Einsparung von fast 140.000t pro TWh. Die grundlastfähige Stromproduktion skaliert von 500MW bis 2500MW. Die deutschen Atomkraftwerke haben eine Leistung von 800MW bis 1480MW. Den geschätzten Baukosten von 6 Mrd. Euro stehen Einnahmen von 10 Mrd. Euro gegenüber, auf 25 Jahre Betrieb gerechnet.

Das Projekt wird betrieben von der TU Graz, der Montanuni Leoben, der TU Wien, der JKU Linz, dem AIT, sowie mehreren Partnern aus der Wirtschaft, wie Atlas Copco MCT und der ExTechNa GmbH.

Eine politische und wirtschaftliche Entscheidung für die Umsetzung einer solchen Anlage in Österreich hätte einen ähnlichen richtungsweisenden Effekt wie die Volksabstimmung zum AKW Zwentendorf.