Vor kurzem kam ein Buch auf den Markt, das die Bio-Szene in zwei Lager teilt. Anders als der Titel “Der große Bio-Schmäh” vermuten lässt, wird aber nicht “BIO” an sich in Frage gestellt, sondern die Vereinnahmung der Bio-Branche durch die Großkonzerne.
Dieser Artikel wurde am 17. Februar 2012 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Eines muss man den Supermarktketten wie Billa, Spar, Hofer oder Lidl lassen: Durch ihre günstigen Bio-Eigenmarken haben es Bio-Lebensmittel bereits in fast alle Haushalte geschafft. Und das ist gut!

Gewinnmaximierende Einkaufspolitik

Schade ist, dass die Großkonzerne durch gewinnmaximierende Denkweise den ursprünglichen Sinn, nämlich neben gesunder Lebensmittel für den Konsumenten auch den ökologischen Landbau zu fördern vergessen.

Diese Menge an Bio-Lebensmittel zur Verfügung zu stellen, ist nur noch in Massenproduktion zu bewältigen. Und riesige Monokulturfelder haben – auch wenn sie nicht mit Pestiziden gespritzt werden – nichts mehr mit ökologischer Landwirtschaft zu tun.

Auch gibt Rewe & Co Vorgaben an die Erzeuger, die von Kleinbauern nicht erfüllt werden können. Die Einkaufspolitik der Großkonzerne zerstört die kleinbäuerliche Bio-Landwirtschaft und das kann auch nicht im Sinne der Bio-Landwirtschaft sein.

Kontraproduktiver Buch-Titel

Der Titel “Der große Bio Schmäh” ist vom Autor Clemens G. Arvay leider äußerst kontraproduktiv gewählt worden. Kleingeistige Bio-Kritiker reiben sich die Hände. Sie haben ja schon immer gewusst, dass BIO nur ein Verkaufsschmäh ist…

Aber nur weil Bio-Brot nicht aus Omas Ofen kommt sondern aus der Großbäckerei ist es noch lange kein (Bio)Schmäh! BIO ist und bleibt BIO – und damit auf jeden Fall besser als konventionell erzeugte Produkte.

Dass die Bio-Produktion der Großkonzerne längst industrialisiert ist und weder mit süßen, frei laufenden Schweinchen noch mit grünen Weiden und plätschenden Bächen zu tun hat ist eine andere Geschichte. Da fühlt sich der Konsument berechtigter Weise von idyllisch anmutenden Werbebildern getäuscht.

Der Buchtitel allein schadet der Entwicklung und Glaubwürdigkeit des biologischen Landbaues wohl eher als diese zu unterstützen. Informierte Konsumenten wissen wie der Hase läuft. Aber alle anderen… Wie viele werden das ganze Buch lesen? Im Kopf bleibt dann nur “Der große Bio-Schmäh”.

In Wirklichkeit geht es in dem Buch um das Aufzeigen falscher Entwicklungen in der Bio-Landwirtschaft und nicht darum Bio grundsätzlich in Frage zu stellen.

Konstruktive Diskussion wünschenswert

Positiv zu sehen ist, dass das Aufreger-Buch eine öffentliche Diskussion über die Entwicklung des Bio-Landbaues an sich angeregt hat und auch mehr Bewusstsein für Lebensmittelqualität abseits anonymer Supermarkt Massenware schafft.

Für mich persönliche ist der wichtigste Aspekt immer noch, dass mein Essen in ursprünglichem Zustand, also ohne Pestizide, Kunstdünger und Antibiotika auf den Teller kommt. Das ist gesund für Mensch, Tier und Umwelt.

Dass Tiere nicht leiden müssen sollte Voraussetzung sein. Ist es aber leider nicht! Hier hilft nur Fleischkonsum einzuschränken und ausschließlich BIO-Qualität kaufen, oder ganz bleiben zu lassen. Die Vorgehensweisen der Handelsketten sollten auf jeden Fall kritisch hinterfragt werden. Wer die Praktiken von Rewe & Co nicht unterstützen möchte, findet in Arvays Buch auch Alternativen und Wege wie man sich z.B. regional organisieren kann. Das Buch werde ich mir auf jeden Fall besorgen…

BESTELLMÖGLICHKEIT “Der große Bio-Schmäh”

Download Inhaltsverzeichnis von “Der große Bio-Schmäh” hier.

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Bildrechte: Autorenbild C.G. Arvay © Pascal Violo

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