Kokosöl ist “in”, nicht nur als Palmölalternative – doch wie wirkt sich dieser Hype auf die Umwelt aus?
Dieser Artikel wurde am 26. Mai 2017 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Ich liebe Kokosöl und verwende es als Allround-Produkt: in der Küche, als Kosmetika und sogar in der Hausapotheke! Warum es so gut für uns ist, darüber habe ich schon einmal geschrieben. In aller Kürze: es ist eines der natürlichsten Öle, dass uns Menschen zur Verfügung steht, ist leicht verdaulich, wirkt antimikrobiell (sowohl innerlich, als auch äußerlich), reguliert den Blutfettspiegel kann beim Kochen hoch erhitzt werden, ohne instabil zu werden. Klingt toll, oder? Tja, dachte ich bisher auch, aber ich komme nun immer mehr drauf, dass viele meiner liebsten gesunden Produkte eine sehr schlechte Umweltbilanz aufweisen. Über die Problemfrucht Avocado habe ich ja auch schon geschrieben und heute möchte ich beleuchten, ob Kokosöl wirklich so eine gute Alternative zu Palmöl  und Co ist. 

Ökologischer Fußabdruck von Kokosöl

Die Kokospalme wächst in feuchtwarmen Tropen, größter Exporteur ist Indonesien, zweitgrößter die Philippinen. Kokosöl ist also immer ein Importprodukt und hat in jedem Fall eine weite Reise hinter sich (ich hab nachgesehen: nach Österreich sind es aus beiden Ländern zirka 15.000km)  – die hohe CO2 Ausschüttung ist also schon einmal ein großer Minuspunkt in Sachen ökologischer Fußabdruck. Ansonsten klingt der Anbau auf den ersten Blick ganz gut: noch wird Kokosöl meist von Kleinbauern angebaut und Kokos gedeiht in Mischkulturen, zusammen mit Ananas, Bananen, Pfeffer oder Kaffee. Unter Kokospalmen lässt sich sogar Weidewirtschaft betreiben. Aber: man braucht auch Unmengen von Wasser für Kokosöl, und aus einem Hektar Anbaufläche lassen sich nur zirka 0,7 Tonnen Kokosöl erwirtschaften – “nur” steht hier deshalb, weil auf der gleichen Fläche ein Gewinn von zirka 3,3 Tonnen Palmöl möglich wäre. Mehr Fläche ist aber im Normalfall nicht vorhanden und muss erst “geschaffen” werden – es leidet also immer etwas anderes. Also noch ein Minuspunkt. Außerdem wollen Bauern mehr von dem Produkt verkaufen, nach dem es steigende Nachfrage gibt – logisch. Ist das nun Kokos werden auch mehr Kokospalmen gepflanzt und andere Pflanzen vernachlässigt, was wiederum negative Auswirkungen auf das Ökosystem hat. Die Mischkultur wird also auch hier zur Monokultur, was ja schon beim Palmöl ein Problem ist. (Mal ganz abgesehen von Pestiziden, um die höchstmögliche Ernte einzufahren)

Ein weiteres Problem ist die Ernte: oft werden Affen dafür eingesetzt, weil das schnell, einfach und günstig möglich ist, und kein Mensch auf die gefährlich hohe Kokospalme klettern muss. Die Affen werden angekettet, mit fragwürdigen Methoden zu Erntehelfern gemacht und müssen oft tagelang arbeiten. Fairtrade oder bio heißt dabei leider nicht, dass keine Tiere für die Ernte ge- oder missbraucht werden dürfen. Das macht das vegane Produkt Kokosöl dann nicht nur für Veganer bedenklich.

Kokosöl ist keine Lösung

Kokosöl ist also in Wahrheit auch keine richtige Lösung für das Palmölproblem. Der WWF gab diesbezüglich sogar eine Studie in Auftrag, um herauszufinden, wie sich ein kompletter Verzicht auf Palmöl auswirken würde. Das Ergebnis: auch die Alternativen zur Ölpalme würden die großen sozialen und ökologischen Probleme beim Anbau nicht lösen „Soja und Kokosnussöl wachsen in den gleichen oder ökologisch ähnlich sensiblen Regionen,“ heißt es da, „sodass der Austausch des einen Öls durch ein anderes das Problem nicht löst, sondern nur verlagert und teilweise gar verschlimmert.“ Aus meiner Sicht ist es am besten, so viele regionale Öle wie möglich zu verwenden, und Kokosöl eingeschränkt zu benutzen. Leinöl, Kürbiskernöl, Distelöl und Hanföl werden in Europa produziert und können aus meiner jetzigen Sicht bedenkenlos verwendet werden. Nachdem ich also nun schon weit weniger Avocados esse, werde ich mich auch beim Kokosöl an Alternativen gewöhnen.

Quellen:
https://www.biorama.eu/kokosoel_palmoel/
https://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article142804161/Wie-Sie-Palmoelprodukte-meiden-koennen.html
https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF-Studie_Auf_der_OElspur.pdf
http://www.onegreenplanet.org/environment/is-your-obsession-with-coconuts-harming-the-environment/

Fotos:
Pixabay / Greekfood-tamystika und Couleur

Ulrike Göbl, MA

Die nebenberufliche Fitness- und Ernährungstrainerin beschäftigt sich schon seit ihrer Jugend mit gesunder Ernährung und alternativen Lebensweisen. 2010 begann die begeisterte Hobbyköchin ihren Foodblog „Fit & Glücklich“. Dort vereint sie ihre Liebe zu gutem Essen und Sport mit dem Versuch, die Balance im Leben zu finden. Seit 2012 vernetzt sie mit einer Kollegin auch noch die Österreichischen Foodblogger auf einer eigenen Plattform und hat 2015 auch ein Kochbuch  zum Thema “Clean Eating” geschrieben.