Dieser Artikel wurde am 17. August 2013 veröffentlicht und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!  In über 200 Millionen Jahren hat sich der menschliche Organismus an einen Speiseplan gewöhnt.  Eine Umstellung…
Dieser Artikel wurde am 17. August 2013 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

 

In über 200 Millionen Jahren hat sich der menschliche Organismus an einen Speiseplan gewöhnt.  Eine Umstellung dieser Programmierung würde hunderte Generationen brauchen. Jede Diät, jedes Vermeiden bestimmter Nährstoffe bedeutet daher Stress für den Organismus und ist tunlichst zu vermeiden. Trotzdem tobt seit fast 150 Jahren eine Debatte über krank machende Lebensmittel und die richtige Ernährung. Worum geht es dabei eigentlich?

 

Man muss kein Ökotrophologe sein, um den Unsinn zu erkennen

 

Wie bei so vielen technischen Entwicklungen geht auch das Verfahren der Haltbarmachung von Lebensmitteln auf militärische Zwecke zurück. 1795 lobte Napoleon I. einen Preis von 12.000 Goldfranken für ein Verfahren hierfür aus. Den Preis erhielt 1809 der Pariser Konditor und Zuckerbäcker Francois Nicola Appert für sein Verfahren der Konservierung von Lebensmitteln in luftdicht verschlossenen Gläsern mittels erhitzen. Der britische Kaufmann Peter Durand wendete das Verfahren im Jahre 1810 mit Blechdosen an und erfand damit die Konservendose. Der erste Großabnehmer war natürlich das Militär. Die industrielle Herstellung von Lebensmitteln nahm damit ihren Lauf.

Der erste große Lebensmittelskandal in Deutschland waren 1919 die „Sülzeunruhen“ in Hamburg, deren Niederschlagung über 80 Todesopfer forderte. Der Fleischfabrikant Jacob Heil hatte aus Gammelfleisch Sülze hergestellt. Mit Beginn der Industrialisierung und der einsetzenden Verstädterung in den Industriezonen wuchs auch der Bedarf an massenhaft hergestellten und möglichst lange haltbaren Lebensmitteln. Gleichzeitig entstand aber auch – völlig unabhängig von den Produkten – ein neues Feld, um im großen Stil Geld zu verdienen. Lebensmittel wurden zur Ware.

 

Die Ernährungsdiskussion dreht sich nicht um Lebensmittel, sondern um Industrieprodukte

 

Wenn Vegetarier und Fleischliebhaber streiten, reden sie in der Regel nicht über Lebensmittel, sondern über Industrieprodukte, die lediglich teilweise eine nur noch geringe Verwandtschaft mit Nahrungsmitteln aufweisen. Würden sie über naturbelassene Erzeugnisse eines heutzutage so genannten „Bio-Bauernhofes“ sprechen, sähe die Diskussion sicher anders aus.

Alle Probleme jedweder Art, die Menschen heute vermeintlich mit der Ernährung haben, haben ihre Ursache sowohl in der absurden Behandlung dieser „Naturprodukte“ als auch in dem gesamten Leben einer Industriegesellschaft des 21. Jahrhunderts. Leider streiten viele Menschen wiederum über Symptome, ohne das tatsächliche Problem anzugehen. Dadurch erzeugen sie leider noch mehr Stress, als sie ohnehin schon – als Folge ihres Gesamtumfeldes – ertragen müssen. Beide Streithähne ernähren sich wahrscheinlich jeweils von „lebensmittelidentischen“ Produkten voller chemisch hergestellter Substanzen, sei es in Form von Obst und Gemüsen, oder als tierisches Produkt. Die längste Zeit – hunderte Millionen Jahre – hat sich ihr Organismus ausschließlich von Fleisch mit einer Obstbeilage ernährt. Seit kurzem, seit maximal 10.000 Jahren nimmt er auch Getreideprodukte zu sich und seit einem extrem kurzen Moment völlig künstlich hergestellte Substanzen. Allein dieser Umstand muss zu einem Aufruhr im System, z.B. im Darm führen. Noch im Mittelalter ernährten sich die Nordeuropäer von bis zu 200kg Fleisch im Jahr, heute sind es magere 80kg.

 

Hunderte Gefechte an der falschen Stelle lösen keine Probleme

 

Die Menschen im 21. Jahrhundert klagen über eine rapide wachsende Zahl von Krisen und Problemen, die alle nur Teilaspekte, einzelne Symptome des grundsätzlichen Fehlers sind. Der Mensch krankt an seinem Lebensstil, an einem völlig entarteten Leben in einer künstlichen Welt. Es würde mindestens weitere 100.000 Jahre brauchen, diesen Organismus annähernd an ein derart entfremdetes Leben anzupassen. Bisher quält sich gerade erst die 4. Generation.

Zwischendurch sollte sich aber jeder Vegetarier an einem guten Gallowaysteak und der Fleischfan an einem bunten, chemiefreien Salat bei gemeinsamem Genuss einer Flasche guten, naturbelassenen Weins erholen. Jede Ausschließlichkeit, jeder Ausschluss wichtiger Nährstoffe ist blanker Unsinn und schädigt sowohl den Körper als auch den Geist.

Zahllose Studien haben bewiesen, dass viel mehr, als alle zurzeit auf der Erde lebenden Menschen problemlos und ausreichend mit natürlich erzeugten Nahrungsmitteln ernährt werden könnten. Niemand muss aus irgendeinem Grund auf auch nur ein Grundnahrungsmittel verzichten. Das Lebensmittelproblem auf diesem Planeten ist ein Problem des Wirtschaftssystems und sonst nichts.

 

http://www.3sat.de/page/?source=/nano/medizin/171289/index.html