Reisekrankheit
Reisekrankheit
Öko-Test hat Reisetabletten und Co. unter die Lupe genommen.
Dieser Artikel wurde am 3. August 2016 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Reisekrankheit – die Spaßbremse des Urlaubs. Wegen ihr stand ich schon trotz Regens und Windes am Bug einer Fähre und starrte zwei Stunden lang einen Punkt in der Ferne an. „Immer auf den Horizont schauen!“, hatte mir eine Apothekerin empfohlen. Für die zwei Stunden wollte ich nun mal keine Medikamente einnehmen, die mich den ganzen Tag müde machen. Zudem bin ich skeptisch, was Inhaltsstoffe und Nebenwirkungen solcher Reisemedikamente angeht. Öko-Test hat nun Mittel gegen Reisekrankheit getestet.

Reisekrankheit – wenn es schaukelt

Die Reisekrankheit schlägt nicht nur im Auto, im Flugzeug oder im Boot auf den Magen. Manchmal reicht nur eine kurze Zeit im Fahrstuhl oder auf dem Karussell, um Schweißausbrüche und Übelkeit hervorzurufen. Das Gleichgewichtsorgan im Innenohr signalisiert, dass sich etwas bewegt, die Augen sehen das aber ganz anders. Das Gehirn ist in dem Moment sozusagen überfordert und dann wird es einem schlecht.

Es sind nicht wenige Menschen, die von der Reisekrankheit heimgesucht werden. In Deutschland gingen 2015 immerhin 6,6 Millionen Packungen an Mitteln gegen sie über den Apothekertresen. Darunter gibt es rezeptfreie Wirkstoffe gegen leichte Reiseübelkeit bis hin zu verschreibungspflichtigen Medikamenten, die selbst bei heftig schaukelnden Schiffen helfen sollen. Dabei gibt es neben Tabletten, Lutschbonbons und Kaugummis auch Pflaster mit Substanzen gegen Reisekrankheit, deren Wirkung und Nebenwirkungen man nicht unterschätzen sollte, nur weil die Wirkstoffe über die Haut aufgenommen werden.

Antihistaminika gegen Reisekrankheit

Öko-Test hat geschaut, wie wirksam und gesund rezeptfreie Mittel gegen Reisekrankheit sind. Dabei wurden 20 Präparate untersucht. Das Urteil insgesamt: Mittelmäßig! Nur drei Mittel schnitten mit „gut“ ab, 15 bekamen die Note „befriedigend“ und zwei Reiselutschtabletten fielen mit „mangelhaft“ durch.

Arzneimittel mit den Antihistaminika Dimenhydrinat und Diphenhydramin hätten sich gegen milde Formen der Reisekrankheit bewährt. Denn es ist Histamin, das Erbrechen auslösen kann. Wie bei allen Medikamenten sollte man auch bei Antihistaminika wegen teilweise erheblicher Nebenwirkungen eine Überdosierung meiden. Es kann tatsächlich zu einer Art Rauschzustand kommen bis hin zu Krampfanfällen. Antihistaminika machen auch schon bei üblicher Dosis müde und träge, so dass sie nur eingeschränkt zu empfehlen seien. Ein Zusatzstoff in den Reisetabletten soll der Müdigkeit entgegenwirken. Dieser Effekt versage aber häufig in der Praxis. Nur bei Reisekaugummis käme dieser Gegeneffekt ein wenig zum Tragen.

Manche Pillen gegen Reisekrankheit enthielten Farbstoffe, wodurch sie zwar schön rosa glänzten, jedoch allergische Reaktionen hervorgerufen werden könnten. Umweltproblematisch sind oft Inhaltsstoffe der Folienblister. Bei 19 Präparaten wurden PVC, PVDC und chlorierte Verbindungen gefunden.

Natürliche Alternative: Ingwer

Eine natürliche Alternative gegen leichte Reiseübelkeit sei Ingwer. Die Wurzel wirke direkt im Magen-Darm-Trakt gegen Unwohlsein. Allerdings kamen manche Forscher zu dem Ergebnis, dass dieser Effekt von Ingwer sehr gering sei. Daher können Kapseln mit Ingwerextrakt nur eingeschränkt empfohlen werden. Von manchen Lutschtabletten mit Ingwerextrakt würde sogar abgeraten, weil man nicht wisse, woraus der Extrakt wirklich bestehe.

Wirklich gut wirken am Ende wohl nur Präparate mit Antihistaminika, die man nicht überdosieren darf und die leider den Nebeneffekt haben, einen sehr müde zu machen.

Weitere Informationen auf der Website von Öko-Test.

Quelle: Öko Test: Mittel gegen Reisekrankheiten – Gar nicht so übel. Juni 2016. http://www.oekotest.de/cgi/index.cgi?artnr=107895&bernr=06 (zuletzt aufgerufen: 28.06.2016).
Bild: © Martina Liel