Der Streit zwischen Gondoliere und Motorbooten ist alt. In der dem Untergang geweihten Lagunenstadt gelten motorisierte Boote als Gefahr für die Bausubstanz. Ein fünf Stunden langes Motorbootverbot sollte darauf aufmerksam machen.
Dieser Artikel wurde am 23. Juli 2013 veröffentlicht
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Venedig versinkt. Dagegen hilft auf lange Sicht nichts. Aber beschleunigen muss man den Untergang der altehrwürdigen Lagunenstadt ja auch nicht unbedingt.

Historische Häuser bröckeln

Eine solche Beschleunigung droht durch Motorboote, die Schäden an den historischen Häusern anrichten. Einerseits durch Rückstände im Wasser, die an den Gebäuden nagen, andererseits durch den Wellenschlag, der ganz direkt Brocken aus den Fundamenten reißt.

Schon in den 1990er-Jahren haben Gondoliere aus Protest gegen die hohen Wellen der schnellen Motorboote den Canale Grande blockiert. Aber die Gondoliere protestieren ja auch gegen die Wasserbusse, die Vaporetti – ganz einfach, weil sie durch die günstigere Konkurrenz um ihr Geschäft fürchten. Und gegen Hunderte von privaten Motorbooten und die Motorboote von Polizei und Feuerwehr hilft so ein Protest wohl ganz generell nicht – schließlich ist es so einfach, ein Motorboot zu steuern, und so schwierig und auch körperlich anstrengend, mit einer Gondel durch die Kanäle zu navigieren. Und das bedeutet: Motorboote bleiben das Fahrzeug der Wahl für die meisten, die in Venedig unterwegs sind.

Elektro statt Motor

Am 14. April hat die Stadtverwaltung ein Schlaglicht auf das Problem geworfen – durch ein fünfstündiges Motorbootverbot im Canale Grande. Ein Tropfen auf den heißen Stein – der aber genutzt wurde, um auf die Vorteile von Elektrobooten aufmerksam zu machen. Diese sind ebenso bequem und kinderleicht zu steuern wie Motorboote, aber ohne das Abgasproblem und bei niedrigerem Wellenschlag.

Ein zusätzlicher Vorteil ist die Geräuschkulisse: Elektroboote schnurren leise vor sich hin, während die Motorboote für eine Geräuschkulisse sorgen, die auch den Einwohnern selbst nicht recht ist.

Wertvolles Kulturdenkmal

20 Millionen Touristen kommen jährlich nach Venedig. Und aus gutem Grund: Die Stadt ist einzigartig und hat eine bewegte, abwechslungsreiche Geschichte hinter sich – als einstige unabhängige Nation, in Verbindung mit Österreich und natürlich als Teil Italiens. Venedig ist Kulturdenkmal und lebendige Stadt. Sie zu verlieren, wäre schmerzhaft.

Bevor die Große Alte Dame Venedig also vor menschengemachten Angriffen kapitulieren muss, zieht die Stadtverwaltung eine andere Entwicklung vor: einen schrittweisen Wechsel von Motorbooten zu den schonenenderen Elektrobooten. Einfach, um noch etwas Zeit zu gewinnen, bevor die historische Altstadt am Ende für immer in die See versinkt.

Quelle: independent.co.uk, BBC