Nachhaltig kleiden können auch wir Industrie-Menschen uns.
Dieser Artikel wurde am 28. März 2016 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Wenn wir über eine nachhaltige Zukunft nachdenken, dürfen wir die Frage der Kleidung nicht vergessen. Industriell hergestellte Kleidung trägt zum Klimawandel bei, ist für einen extremen Wasserverbrauch verantwortlich und beschäftigt Tausende von Sklaven. Mit dem permanenten Wechsel der „Moden“ sorgt sie für einen völlig unsinnigen Konsumrausch und damit auch für soziale Ausgrenzungen. Dass wir das alles einfach hinnehmen, liegt an der generellen Entfremdung gegenüber dem Leben, die uns in einer Kunstwelt gefangen hält.

 

Nachwachsende Rohstoffe allein sind nicht nachhaltig

 

Baumwolle und Leder sind Rohstoffe, die „wachsen“, aber nicht problemlos. Für eine einzige Blue-Jeans werden 10.000 Liter Trinkwasser verbraucht und die Lederindustrie ist ein Brunnenvergifter und Tierkiller. Beide Materialien müssen nicht verbannt oder ersetzt werden, sie können durchaus sinnvoll, eben nachhaltig genutzt werden. Jede Form der Monokultur, von Plantagen, auf denen immer nur eine einzige Pflanze angebaut wird, ist grober Unfug. Anfällig für Schädlinge verlangt jede Plantage fast den massiven Einsatz von Insektiziden, der ausgelaugte Boden wird mit chemischem Dünger aufgepäppelt und oft werden wertvolle Waldflächen für neue Anbauflächen gerodet. Weniger ist stets mehr, denn Kleinbauern schonen ihre wertvollen Böden und sorgen für sauberes Trinkwasser. Leder fällt zur Genüge bei der Schlachtung an, deckt aber nie den Bedarf einer stetig wechselnden Modeindustrie. Dass Erdöl als Rohstoff auch für Kleidung – also Kohlenstoffbasierte Kunstfasern – nicht zu ersetzen ist, ist ein Märchen, dass einmal von der Familie Rockefeller und der Petrochemie-Industrie initiiert wurde. Es muss also etwas verändert werden.

 

Qualität statt Quantität sind uralte Forderungen, töten aber den Massenkonsum

 

Klassische, über Jahrtausende bewährte Stoffe für Kleidung sind neben Leder und Wolle, Hanf, Leinen und für besondere Zwecke Seide. Hochwertig verarbeitet, gepflegt und repariert – statt weggeworfen – halten Kleidungsstücke, Schuhe und Taschen über Generationen. Die Be- und Verarbeitung konnte ebenfalls Jahrtausende ohne giftige Chemikalien erfolgen. Die Modeindustrie ist natürlich nichts anderes, als der Motor für den steten Konsumzwang und hat mit Ästhetik nichts zu tun. Wer seine Kleider lange trägt oder gar aufhebt, wird feststellen, dass diese in regelmäßigen Zyklen wieder „modisch“ sind. Spätestens dann sollte der Unsinn auffallen. In jedem noch so kleinen Ort gab es – und gibt es langsame nun wieder – Schneider, Schuhmacher, Sattler und Weber, die auch wiederum Arbeit finden, weil viele Menschen die Bevormundung leid sind. „Kleider machen Leute“ ist ein altes Sprichwort und heutzutage scheint niemand mehr eine Persönlichkeit zu besitzen, wechselt diese anscheinend mit den Moden permanent. Hinzu kommt ein „Markenwahn“, der durch nichts gerechtfertigt ist und soziale Spannungen schon im Kindergarten provoziert.

 

Fortschritt zu Vernunft ist kein Rückschritt

 

Nehmen wir die Aufklärung des 18. Jahrhunderts, die Forderung nach dem Zeitalter der Vernunft ernst, müssen wir die letzten 200 Jahre, eben seit der Aufklärung als absolut gescheiterten Unfug bewerten. Der sogenannte Fortschritt hat uns von einem vernünftigen – und das genau ist nachhaltiger – Umgang mit unserem Planeten und miteinander weiter entfernt als je zuvor. Wir haben ein Wirtschafts- und Finanzsystem ermächtigt, den Absolutismus des 18. Jahrhunderts ungehindert fortzuführen. Die Menschen haben sich immer wieder neuen Zwängen unterworfen und sind unfreier als zuvor.

Eine Abkehr vom Diktat der Bekleidungs- und ihrer Modeindustrie ist eine Befreiung nicht nur für die Menschen, sondern auch für ihre gesamte Mitwelt und der einzig mögliche Weg in eine selbstbestimmte und nachhaltige Zukunft. Alle Ressourcen und Fähigkeiten dafür sind ab sofort vorhanden. Viele Menschen, in vielen Regionen haben bereits mit dieser Befreiung begonnen.

Beispiele für „neue und vielleicht nachhaltige Materialien“:

http://www.spiegel.de/stil/mode-diese-klamotten-kommen-ohne-baumwolle-und-leder-aus-a-1081817.html

http://www.natur.de/de/20/Nylonstruempfe-und-Plastikflaschen-aus-Chicoree,1,,1855.html

http://www.natur.de/de/20/Plaste-aus-Meerrettich,1,,799.html?search=Bio-Kunststoff&searchIn=tags