Zur Frischlagerung von Obst und Gemüse, aber auch für bereits verarbeitete Früchte kann ein Naturkeller die ideale Lösung sein.
Dieser Artikel wurde am 15. Juni 2018 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Seit wir als Menschen Breitengrade bewohnen, die durch unterschiedliche Jahreszeiten geprägt sind, fanden wir unterschiedliche Möglichkeiten, Obst und Gemüse so zu lagern, damit es länger frisch bleibt, und wir es auch über die Wintermonate verzehren können. Hierfür gibt es diverse unterschiedliche Methoden, die eine jeweilige Antwort darauf sind, welche Umgebung für die ideale Lagerung notwendig ist.

Was kann ich lagern?

Lager-Obst und -Gemüse braucht es kühl und etwas feucht (80-95% relative Luftfeuchte). Es ist daher prädestiniert dafür, in einem Naturkeller gelagert zu werden. Wein braucht eine etwas trockenere Umgebung (60-70% relative Luftfeuchte), weshalb er zwar auch im Naturkeller, wenn möglich aber in einem anderen Bereich oder Raum des Kellers gelagert werden sollte.

Lebensmittel, die über Jahre hinweg gelagert werden können, wie zum Beispiel Getreide, Reis, etc. brauchen hingegen eine sehr trockene Lagerung, da sie sonst beginnen auszutreiben. Diese sollten daher entweder in Luftdicht verschlossenen Behältern, oder gar nicht im Erdkeller gelagert werden.

Formen von Naturkellern

Zunächst wurden meist Erdmieten bzw. unterschiedliche andere Formen von Feldkellern verwendet, um die Lebensmittel zu lagern. Das heißt, dass die jeweiligen Früchte und Wurzeln direkt in einem Loch in der Erde mit unterschiedlichen Systemen aufbewahrt werden. Diese Form der Lagerung existiert auch heute noch . Es ist jedoch entweder mit einem Mehraufwand verbunden, den Inhalt aus diesem Lager zu entnehmen, oder es ist nur schwer eine Lagerung in großen Mengen möglich.

Erdmiete - flickr_lebenswandeln - Veränderung
Erdmiete | flickr.com // lebenswandeln – Veränderung

Eine Weiterentwicklung bzw. vor allem auch eine Vergrößerung der Kapazitäten stellt daher ein gebauter Erdkeller dar. Wie auch bei diversen Erdbauten als Behausung dient der Erdkeller dazu, ein ausgeglichenes Klima zu schaffen, damit die Lebensmittel weder zu warm (Verrotten), noch zu kalt (Frostschäden) werden. Hier unterscheidet man noch zwischen Hauskellern und Freilandkellern, je nachdem ob der Bereich als Basis für ein Haus dient, oder für sich alleine steht.

Die bekanntesten Freilandkeller sind wohl bei uns die Weinkeller. Hier wird sichergestellt, dass der Wein für lange Zeit dunkel und kühl gelagert wird. Die Belüftung ist zwar auch hier wichtig, aber nicht ganz so relevant wie bei der Lagerung frischer Lebensmittel.

Weinkeller
Weinkeller | pixabay.com // Mr_Incognito

Eine andere Form, die teilweise als Überbleibsel von früher noch existiert ist der Eiskeller. In diesem wurde im Winter Eis und Schnee gelagert, um es über das Jahr hinweg zum Kühlen der Lagerräume oder direkt der Lebensmittel selbst zu verwenden.

Erdkeller für die Lagerung von frischen Lebensmitteln gewinnen jedoch heutzutage wieder mehr an Beliebtheit. Diese sind aufgrund der praktischen Lage meist als Hauskeller umgesetzt.

Beim Bau zu beachten

Die wesentlichen Aspekte beim Bau eines Naturkellers sind einerseits die Temperatur, und andererseits die Feuchtigkeit. Es muss daher das Grundwasser, Sickerwasser und Stauwasser stark berücksichtigt werden. Je nachdem wie feucht das Erdreich von Haus aus ist, muss beim Bau entsprechend durch Drainagen, Umleitungen und die Feuchtigkeit aufnehmende Baumaterialien gearbeitet werden.

Erdkeller
Erdkeller | flickr.com // Elmar Kriegner

Zusätzlich sind auch Luftbewegung und Zusammensetzung der Luft relevant. Ein durchdachtes Lüftungssystem ist daher genauso unerlässlich wie das Konzept zur Behandlung der Feuchtigkeit aus dem Boden.

Um die Feuchtigkeit besser ausgleichen zu können, ist vor Allem auch die Auswahl des Baumaterials relevant. Ziegelstein-Wände und ein Stampflehm-Boden können hier viel stärker ausgleichend wirken als zum Beispiel Beton. Zusätzlich kann durch gezieltes Lüften – im Sommer nur in kühlen Nächten – feuchte Luft entweichen.

Auch Naturstein-Keller findet man sehr häufig. Diese sind zwar nicht feuchtigkeits-regulierend, können aber die Nässe der umgebenden Erde vom Keller fernhalten.

Warum so viel lagern?

Jetzt bleibt nur noch die durchaus berechtigte Frage, warum man überhaupt einen Naturkeller braucht. Wir haben doch die Supermärkte, die uns ohnehin das ganze Jahr über beliefern und die Lagerung für uns übernehmen, oder?

Auf den ersten Blick mag das stimmen. Ein Naturkeller kann jedoch trotzdem auch für Menschen Sinn machen, die kein oder sehr wenig eigenes Gemüse und Obst anbauen. Immer öfter gibt es nämlich direkte Vereinbarungen mit Bauern und Konsumenten, die aber natürlich die jeweiligen Lebensmittel dann verteilen, wenn sie geerntet werden. Hat man also den Anspruch, auch im Winter regionale Lebensmittel aus bekannten Quellen zu beziehen, wird man früher oder später auch mit der Lagerung dieser Lebensmittel konfrontiert werden.

Außerdem kann man damit auch als Konsument ein Zeichen dafür setzen, sich gegen die strom-getriebene Kühlung zu entscheiden.

Fazit

Naturkeller können eine ideale Lösung dafür sein, Obst und Gemüse lange zu lagern, ohne ständig Energie zuführen zu müssen. Sie sind in vielen Fällen sogar nicht nur wegen dem geringeren Energieaufwand wesentlich sinnvoller als Tiefkühltruhen, sondern auch weil die Konsistenz der Lebensmittel besser erhalten bleibt.

Ich bin immer wieder fasziniert davon, wie viele Lösungen von früher – ohne Strom – so viel sinnvoller und im kleinen Rahmen auf jeden Fall effizienter sind, als die heutigen Lösungen. Auch bei Naturkellern ist mit etwas Initialaufwand und seltener aber regelmäßiger Überprüfung der Temperatur und Feuchtigkeit der Nutzen in vielen Fällen sehr viel höher als der Aufwand.

Bildquellen

Beitragsbild: pixabay.com / anaterate
Erdmiete: flickr.com / lebenswandeln – Veränderung
Weinkeller: pixabay.com / Mr_Incognito
Erdkeller: flickr.com / Elmar Kriegner