E-Auto Werner Beck
E-Auto Werner Beck
Werner Beck über sein Tüftlerprojekt.
Dieser Artikel wurde am 7. Oktober 2016 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Rund 2,5 Jahre hat Werner Beck an seinem E-Auto getüftelt, gebastelt und gebaut. Seit vier Jahren ist sein Projekt abgeschlossen. Bis zu 150 Kilometer Reichweite hat der City-Stromer. Für die Fahrt von und zu Becks Arbeitsort – den Wiener Linien – reicht das bei Weitem.

Wie kam es zu der Idee, ein E-Auto selbst zu bauen?

Ich habe lange mit Kollegen geplaudert und viel überlegt, was Alternativen zum Verbrennungsmotor wären. Da bin ich auf den E-Motor gekommen. Zu der Zeit – vor ungefähr zehn Jahren – waren allerdings noch keine E-Autos auf dem Markt.

Das E-Auto war aber nicht ihr erstes Projekt in Sachen alternativer Antrieb?

Zuerst habe ich einen VW-Passat auf Pflanzenölantrieb umgebaut und bin damit gefahren. Das ganze hat mir aber keine Ruhe gelassen. Ich habe mich schlau gemacht, wo es Antriebskomponenten geben würde, und ob das überhaupt realisierbar wäre, und irgendwann fiel dann die Entscheidung, dass es klappen würde!

Welches Vorwissen braucht man für so ein Projekt?

Man braucht vor allem Vorwissen in Elektrotechnik. Ich habe mit 12 Jahren mein erstes Moped aus vielen anderen Mopeds zusammengebaut. Ich habe einen Schlosser-Abschluss, mir dann aber bei den Wiener Linien viel Wissen über Reparaturen von U-Bahnen angeeignet. Ich habe auch Zusatzausbildungen in Signal-Steuerungstechnik, vor allem im Hochspannungsbereich, und ich bin dann beruflich Richtung EDV gegangen. Das war schon immer mein Steckenpferd. All das war sehr hilfreich.

Wie lange hat das Projekt gedauert?

Effektiv zweieinhalb Jahre. Vor circa vier Jahren wurde das Auto fertig, seither fahre ich damit. Als Familienkutsche für weitere Strecken ist es allerdings untauglich. Dafür habe ich ein Zweitauto mit Hybridantrieb.

Welche Reichweite hat der Citystromer?

Rein rechnerisch 200 Kilometer. Die Akkus sollte man aber maximal zu 80 Prozent entladen. Wenn ich also auf der Autobahn so fahre, dass ich kein Verkehrshindernis bin, also mit 100 bis 120 km/h, dann liegt die Reichweite bei 120 bis 150 Kilometern. Das reicht für zwei Mal zur Arbeit und wieder zurück. Die Reichweite war nie ein Problem. Die Wege, die man zurücklegen will, weiß man ja schon vorher.

Wie lange braucht das E-Auto zum Laden?

Fünf bis acht Stunden. Zuhause kommt der Strom aus der Photovoltaikanlage – auch die habe ich selbst gebaut, an meinem Arbeitsort im Haus am Wienerring entsteht gerade eine Elektrotankstelle, die über eine Solaranlage gespeist wird. Das ist übrigens ein Pilotprojekt mit der Wien Energie, das im Oktober fertig werden soll.

Können Sie E-Autos generell empfehlen?

Absolut! Es wäre aber schön, wenn die Stadt Wien mehr tun würde, um die Ladestruktur im öffentlichen Bereich zu verbessern. Denn nur mit einer gut ausgebauten Ladestruktur kommt die Akzeptanz für E-Autos.

Wie sieht es mit den Kosten aus?

Den Großteil der Kosten machen die Batterien aus. Man muss aber bedenken, so etwas hat es damals nicht gegeben. Heute würde ich nicht mehr auf die Idee kommen, mir ein E-Auto selber zu bauen.

Woher haben Sie die einzelnen Bauteile bezogen?

Bei einem Händler in Deutschland habe ich einen geeigneten Motor gefunden. Als ich dort war, bot er mir auch noch eine Karosserie an – von einem VW Citystromer, der komplett entkernt war und verschrottet hätte werden sollen. Eine Woche später bin ich erneut nach Deutschland gefahren und habe diese Karosserie gekauft, die ich dann sukzessive aufgebaut habe. Die Batterie stammt übrigens aus Prag, das Batteriemanagement aus den USA und aus Litauen. Den fertigen Wagen habe ich dann ebenfalls Citystromer getauft.

Was war für Sie an dem Projekt am spannendsten?

Ich habe viele Kontakte zu interessanten Leuten geknüpft, auch über einschlägige Foren, und dadurch eine gute Gelegenheit bekommen, meine Englischkenntnisse aufzufrischen.

Wo haben Sie den Wagen gebastelt?

In der überdachten Einfahrt vor meinem Haus. Später auch hinten im Garten. Das war im Winter aber schon recht frostig.

Würden Sie so ein Projekt auch anderen empfehlen?

Empfehlen würde ich das niemandem, der nicht die Ausbildung und die Qualifikation hat. Es ist sehr gefährlich, mit so hohen Spannungen zu arbeiten. Da kann großer Schaden entstehen – am Menschen und an den Komponenten.

Wie bekommt man die Zulassung für ein selbstgebautes Auto?

Das ist gar nicht so schwer. Das Auto muss natürlich der StVO entsprechen, und auch die EU-Richtlinie ECE-R-100 muss man beachten. Darin sind zum Beispiel die Strahlungsemissionen geregelt und die E-Magnet-Verträglichkeit. Es darf ja etwa ein Passagier mit Herzschrittmacher keinen Schaden nehmen. Wenn alles passt, gibt es vom TÜV eine Einzelgenehmigung. Beim ersten Mal habe ich die nicht geschafft. Ich hatte vergessen, die Bremsflüssigkeit nachzufüllen. Zwei Tage später hatte ich die Genehmigung dann in der Tasche.

Wie denken Sie heute über Ihr beachtliches Projekt?

Eines muss klar sein: die Partnerin muss das schon unterstützen und Verständnis dafür aufbringen, dass man die halbe Nacht herumbastelt. Ich denke schon, dass ich ein bisschen stolz bin. Für meine Kinder bin ich natürlich der Hero. Aber letztlich ist es nur ein Hobby, nur ein Auto.

 

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Quelle: Energieleben Redaktion
Foto: Bohmann/Andrew Rinkhy

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