Eva Manetzgruber und Stefanie Moser bringen Produzenten und Konsumenten wieder näher zusammen.
Dieser Artikel wurde am 17. November 2017 veröffentlicht
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Eva Manetzgruber und Stefanie Moser haben gemeinsam mit einer Handvoll engagierter Leute die Lebensmittelkooperative „GuaT“ im oberösterreichischen Taiskirchen ins Leben gerufen. Im Interview sprechen sie darüber, nach welchen Kriterien sie die Produzenten auswählen, was ihnen bei Lebensmittel wichtig ist und wie das Vereinsleben in einer Food-Coop funktioniert.

 

Wie entstand die Idee zu „GuaT”?

Eva Manetzgruber: Die Idee haben wir nicht erfunden. Grundsätzlich sind wir vor zwei Jahren im Zuge eines Projekts entstanden, das im Rahmen der Agenda 21 gefördert wurde. Damals wurde der Aufbau von sieben Food-Coops unterstützt. Wir wurden mit der Idee konfrontiert und haben uns gesagt: so was brauchen wir. Wir haben GuaT als Untersektion von „Wie’s Innviertel schmeckt“ gegründet.

Stefanie Moser: Die Pionierarbeit war damals schon geleistet worden. Wir waren vom Know-how her sehr gut eingebettet in das Projekt. Eine Food-Coop gründen kann man aber durchaus auch ohne diese Einbettung.

Wer kann bei GuaT einkaufen?

Stefanie Moser: Wir sind ein Verein. Um bei uns einkaufen zu können, muss man Mitglied werden. Das geht ganz einfach über ein Anmeldeformular auf der Homepage. Die Bestellung gibt man dann jeweils bis Dienstag um Mitternacht auf. Am Freitag kommen die Mitglieder ihre Einkäufe dann persönlich abholen. Das ist zugleich das Herzstück der ganzen Geschichte – eine klasse Möglichkeit, mit den Produzenten direkt in Kontakt zu treten und sich auszutauschen.

Eva Manetzgruber: Jeder muss im Vereinsleben seinen Teil beitragen – in Form von Ladendiensten, die jedes Mitglied ein bis zwei Mal pro Jahr verrichtet. Das ganze gestalten wir als netten Treffpunkt, quasi als Café

Nach welchen Aspekten wählt ihr die Produzenten aus?

Eva Manetzgruber: Grundsätzlich berücksichtigen wir mehrere Aspekte. Faire Preise spielen eine wichtige Rolle – wohlgemerkt auch für die Produzenten. Die Waren sollen möglichst biologisch produziert werden. Doch nicht jeder Produzent hat ein offizielles Gütesiegel. Weil wir aber mit allen Produzenten in Kontakt stehen, können wir sehr gut sehen, ob die Produktionsbedingungen für uns passen.

Stefanie Moser: Man kann den Gütesiegelwald nämlich durchaus kritisch hinterfragen: Was steht zum Beispiel hinter dem EU-Bio-Zertifikat? Welche Auflagen bedeutet das für den Produzenten? Wir sehen uns die Betriebe regelmäßig bei gemeinsamen Exkursionen an. Wichtig ist für uns, dass die Qualitätsstandards für die Gruppe und ihre Mitglieder passen, und weniger, dass sie offiziellen Vorgaben entsprechen.

Woher kommen die Produzenten?

Eva Manetzgruber: Alle Produzenten kommen – bis auf ganz wenige Ausreißer – aus einem Umkreis von ungefähr 30 Kilometern.

Stefanie Moser: Nur bei Sachen, die es in der Region gar nicht gibt, greifen wir auf Produzenten zurück, die von weiter weg kommen. Seifen beziehen wir zum Beispiel aus Steyr, bestimmte Wurstspezialitäten aus dem Mühlviertel. Mit Käse und Milchprodukten sind wir sehr gut aufgestellt, aber Sauerrahm und Schlagobers kommen von ein bissl weiter her.

Welche Produktpalette deckt GuaT ab?

Eva Manetzgruber: Den Großteil der Lebensmittel können wir abdecken. Obst, Gemüse, Nudeln, Fleisch, Milchprodukte, Getreide, Öle, Essig, Säfte, Honig, Chunteys, Marmeladen.

Stefanie Moser: Sagen wir so: Die Auswahl ist nicht so überbordend wie im Supermarkt. Aber ganz ehrlich: wer braucht das wirklich? Mit einzelnen Ergänzungen aus dem Supermarkt alle zwei bis drei Wochen kommt man mit unserem Angebot gut aus. Die Produkte des täglichen Bedarfs können wir zu 90 Prozent abdecken. Wenn jemand sagt, er will alle Produzenten kennen, bei denen er einkauft, würde das bei GuaT funktionieren

Wie viele Mitglieder hat GuaT derzeit?

Eva Manetzgruber: Der Verein hat ungefähr 80 Mitglieder, 60 davon sind aktiv. Pro Woche gehen 20 bis 30 Bestellungen ein. 

Wie soll es in Zukunft weitergehen?

Eva Manetzgruber: Wir wollen das Sortiment anpassen und erweitern. Wir planen zum Beispiel, weitere Salatspezialitäten aufzunehmen.

Stefanie Moser: Die Food-Coop geht weit übers Regionale und über Spezialitäten hinaus. Unser Anspruch ist es, alle Produkte des täglichen Bedarfs abzudecken. Das wird im Zusammenhang mit Lebensmittelkooperativen leider oft ein bisschen falsch verstanden. Es geht nicht darum, ganz spezielle Nischenprodukte anzubieten – die haben wir zum Teil auch, etwa mit Chutneys, aber die gehen gar nicht so gut – sondern darum, das Alltägliche anzubieten unter Produktionsbedingungen, von denen alle profitieren.

Eva Manetzgruber: Was wichtig ist und auch gern übersehen wird: Uns gibt es natürlich deshalb, weil das Angebot in kleinen Läden nicht mehr da ist. Und selbst wenn es noch einen Nahversorger in der Nähe gibt, muss einem bewusst sein, dass diese eine Macht über die Produzenten haben. Das ganze ist ein bisschen wie eine große Sanduhr. Der Lebensmittelhandel wird in Österreich im Wesentlichen von drei großen Ketten bestimmt: von Hofer, Spar und Rewe, die absolute Macht über die Produzenten haben. Die Handelsspannen sind sehr hoch. Es geht aber vor allem darum, dass die Produzenten in der Produktion nicht frei sind. Das aufzubrechen ist einer der ganz, ganz wichtigen Bestandteile einer Food-Coop. Wir bieten sechs verschiedene Kartoffelsorten an – das gibt’s in keinem Supermarkt zu finden! Wir bringen die Produzenten und die Konsumenten wieder näher zusammen.

 

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Quelle: Energieleben Redaktion
Foto: GuaT

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