Takaharu Tezuka weiß was Kinder brauchen, um sich entfalten zu können.
Dieser Artikel wurde am 25. Mai 2016 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

„Sperrt man Kinder in eine stille Kammer, werden einige von ihnen sehr nervös werden“, so der japanische Architekt Takaharu Tezuka beim TEDxKyoto. In den von ihm gebauten Kindergärten hätten die Kleinen allerdings keinen Grund dazu, denn hier gibt es keine Grenzen. Tezuka ist Gründer der Firma Tezuka Architects und hat bereits einiges an Erfahrung, wenn es um den Bau von Kindergärten geht. Seine Entwürfe sind unkonventionell und verspielt, Innen- und Außenräume gehen oft fließend in einander über. Seine Kindergartengebäude bieten Räume und Flächen um zu spielen, zu lernen und sich ausgiebig zu bewegen.

Tezuka, dessen Konzepte oft etwas unorthodox scheinen, hat beim Bau eines Kindergartens in Tokyo aber offensichtlich genau den richtigen Auftraggeber gefunden. Der progressive Ansatz der Schuladministration kam seiner eigenen Philosophie sehr entgegen. Der Architekt ist der Meinung, dass man Kinder nicht zu viel kontrollieren und beschützen sollte. Sie müssen ihre eigenen Erfahrungen machen dürfen. Manchmal fallen sie, manchmal werden sie sich dabei verletzten, aber so lernen sie und erfahren die Welt. Die Idee des Kindergartenleiters, eine Art Galerie ohne Geländer oder Brüstung zu bauen, hat er dann aber doch aus Sicherheitsgründen zurückgewiesen (die Bauaufsicht natürlich auch).

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Das Gebäude, das schließlich entstanden ist, ist oval. In der Mitte befindet sich ein großer offener Hof. Auch das Dach des gesamten Gebäudes ist benutzbare Fläche, es führen Treppen hinauf und um wieder runter zu kommen, kann man auch die Rutschen benutzen. Durch das Dach ragen drei große Bäume und hier konnte er dem Wunsch des Leiters doch noch entsprechen. Anstatt eines Geländers, das die Kinder von den Bäumen und somit den Öffnungen im Dach fernhält, ist ein robustes Netz gespannt. Die Kinder können vom Dach aus in die Bäume klettern, falls sie runterfallen, werden sie im Netz aufgefangen. Da die Bäume bei den Kindern äußerst beliebt sind, hat Tezuka auch bei einem anderen Projekt eine Holz-Glas-Stahl-Konstruktion um einen großen alten Baum gebaut.

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Die offene ovale Struktur der Dachterrasse animiert die Kinder generell dazu, sich viel zu bewegen. Die Kleinen laufen äußerst gerne ihre Runden auf dem Dach, ein Runde sind 183 Meter. Der Architekt hat sich sogar genau angesehen, welche Distanzen die Kinder durchschnittlich in und auf seinem Gebäude zurücklegen und ist auf einen Durchschnitt von vier Kilometern täglich gekommen. Am Ende seines TEDxTalks zeigt Tezuka ein kurzes Video in dem man sieht, wie sie unermüdlich ihre Kreise ziehen. Dann sind sie wenigstens ordentlich müde, wenn sie nach Hause kommen.

httpv://www.youtube.com/watch?v=J5jwEyDaR-0

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Bilder: Tezuka Architects