Die UN beschloss 17 neue Ziele für eine nachhaltige Zukunft.
Dieser Artikel wurde am 11. Oktober 2015 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Die gerade beschlossene 2030-Agenda der Vereinten Nationen, diesmal von allen 193 Mitgliedsstaaten unterzeichnet, setzt hohe Ziele für eine nachhaltige Entwicklung bis zum Jahr 2030. Die vorhergehende 2015-Agenda, die damals von 189 Staaten getragen wurde, hatte ihre Ziele nicht erreichen können (https://www.energieleben.at/nachhaltigkeit-gern-aber-wie/). Das Problem ist offenbar, dass diese Ziele vorrangig von den Industriestaaten aufgestellt werden, deren Interessen und ihre Weltsicht beschreiben, aber wenig mit denen der überwiegenden Menschen zu tun haben und eine wirkliche Berücksichtigung ökologischer Notwendigkeiten zwar im Ansatz formulieren, aber am Ende niemals ernsthaft berücksichtigen.

17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung

1. Armut in allen Formen und überall beseitigen
2. Hunger beseitigen, Ernährungssicherheit und verbesserte Ernährung erreichen, eine nachhaltige Landwirtschaft fördern
3. Ein gesundes Leben sicherstellen und das Wohlergehen aller Menschen in allen Altersgruppen fördern
4. Eine inklusive und gleichberechtigte hochwertige Bildung garantieren und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle fördern
5. Geschlechtergleichstellung erreichen und das Potenzial aller Frauen und Mädchen fördern
6. Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitäreinrichtungen für alle sicherstellen
7. Den Zugang zu erschwinglicher, verlässlicher, nachhaltiger und zeitgemäßer Energie für alle sicherstellen
8. Anhaltendes, breitenwirksames und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern
9. Eine widerstandsfähige Infrastruktur schaffen, eine breitenwirksame und nachhaltige Industrialisierung und Innovation fördern
10. Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern
11. Städte und menschliche Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestalten
12. Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen
13. Unverzüglich Maßnahmen gegen den Klimawandel und seine Folgen ergreifen
14. Ozeane, Meere und marine Ressourcen im Sinne nachhaltiger Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen
15. Terrestrische Ökosysteme bewahren und wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern, Wälder nachhaltig bewirtschaften, die Wüstenbildung bekämpfen, Landdegradation und den Verlust der Artenvielfalt beenden und umkehren
16. Friedliche und inklusive Gesellschaften für eine nachhaltige Entwicklung fördern, Zugang zum Recht für alle schaffen und leistungsfähige, verantwortliche und inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufbauen
17. Die Mittel zur Umsetzung stärken und globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben erfüllen
(Quelle: Bundesregierung Deutschland – Ein Zukunftsvertrag für die Welt)

Eine Liste von Geboten, die die Aufsteller als erstes missachten

Diese 17 hohen Ziele widersprechen sich in sich selbst und wurden von den Mitgliedstaaten mit Sicherheit nicht als ernsthafte Ziele unterzeichnet, möglicherweise lediglich um die immer besorgter werdende Menschheit zu beruhigen. Entscheidend ist jeweils, also für alle aufgestellten „Gebote“, dass die Regeln der westlichen Ökonomie, das sind die vitalen Interessen der Konzerne und Banken, durchgesetzt werden. An jeder Entscheidung wirken die Vertreter (Lobbyisten) maßgeblich mit, ob es die Rohstoffsicherung, Privatisierung selbst des Wassers oder die Verteilung des Landes geht. Diese Interessen wurden und werden mit Gewalt erzwungen, vor Ort mit Hilfe gewaltsam eingesetzter lokaler Marionetten, Massenmördern wie Augusto Pinochet (Chile), Mohamed Suharto (Indonesien), und viele „andere“. Der Erste von den „Westmächten“ inthronisierte Völkermörder, der nun vor einem afrikanischen Gericht steht, ist Hissene Habre, der „Schlächter des Tschad“ vor Gericht in Dakar (Senegal). Auf die Anklagebank gehören jedoch zuerst diejenigen, die diese Männer gesteuert haben, die USA und Europa.
Das erste Ziel, die Armut zu beseitigen ist schon ein typischer Anachronismus, der immer wieder in der Argumentation neoliberaler Ökonomen auftaucht. Die westliche Definition von Armut beschreibt lediglich einen Zustand, in dem ein Mensch nicht in der Lage ist, als Konsument zum Wachstum der Konzerne beizutragen. Jede klassische Subsistenzwirtschaft, die eigentlich das Ziel jeder landwirtschaftlichen Entwicklung sein sollte, versetzt nach dieser rein ökonomischen Definition sämtliche Menschen in den Zustand der Armut. Jedes rein ökonomische Ziel, das eben nur den Interessen der Industriestaaten dient, widerspricht grundsätzlich einer nachhaltigen Entwicklung. Alle „fremden“ kulturellen Werte- oder Lebenssysteme werden von den industriellen Theoretikern schlicht übergangen oder gar abgewertet, ganz in dem alten kolonialen Stil der alten Imperien. Maro, Frau des Jägers Maroba aus dem Volk der Hadza (Tansania) beschreibt Afrikas Seele anders: „Da ist zum Beispiel der Honigvogel. Schau mal. Er flattert zu einem dürren Ast des Baobab, er ruft und flattert. Er ruft uns. Mein Mann klettert hinauf und stemmt die Rinde auseinander. Ja, wilder Honig, so gut und so süß. Und wenn wir fertig sind, kommt der Honigvogel und frisst die Bienenlarven, das frisst er am liebsten. Allein bekommt er die Rinde nicht auf. So helfen wir uns.“
Der „Westen“ vergewaltigt seit Jahrhunderten auch „Mutter Afrika“, deren Seele er nie wirklich erkannt hat, weil er sich ja bereits von der Seele seiner „Mutter Europa“ getrennt hatte:
„Afrika – Mutter Afrika,
Wüsten Steppen, Urwald,
Flüsse, Seen und Berge.
Insekten, Vögel, Fische,
Reptilien und Säugetiere.
Alles deine Kinder.
Afrika – Mutter Afrika,
Mutter, Mutter,
siehst Du alle deine Kinder?
Mutter, Mutter,
hörst du mich?“
(Kabria (1990) Studentin in Ghana)
Die „Rettung der Welt“ muss sich in erster Linie und zu aller erst um „ihre Kinder“ kümmern, und zwar alle.
http://www.zeit.de/wirtschaft/2015-09/bundesentwicklungsminister-gerd-mueller-un-nachhaltigkeitsziele
http://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2015-09/volkswagen-zivilklage-brasilien-militaerdiktatur
http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2015/08/2015-08-04-un-agenda-nachhaltigkeit.html
http://www.bmub.bund.de/presse/pressemitteilungen/pm/artikel/staatengemeinschaft-setzt-sich-neue-ziele-bei-armut-und-umweltschutz/
http://www.wwf.de/themen-projekte/politische-arbeit/die-globale-nachhaltigkeitsagenda-ab-2015/