Walschutz
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Sind die Wälder noch zu retten?
Dieser Artikel wurde am 15. Juni 2016 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Das Thema Waldschutz beschäftigt Forscher rund um den Globus. Zwei besonders interessante aktuelle Erhebungen möchte in nun hier vorstellen: Zum einen hat man sich mit der Frage beschäftigt, ob Maßnahmen rund um das Thema Saurer Regen innerhalb der letzten 20 Jahre etwas gebracht haben. Zum anderen hat man festgestellt, dass zur ausreichenden Ernährung der Weltbevölkerung bis zum Jahr 2050 keine Waldflächen mehr gerodet werden müssten. Theoretisch.

Erfolgreicher Waldschutz gegen Sauren Regen und Waldsterben

Hier in Deutschland machte man jüngst eine bundesweite Bodenzustandserhebung. Unter anderem wollte man wissen, wie sich die Maßnahmen zum Waldschutz im Kampf gegen Sauren Regen und Waldsterben ausgewirkt haben. Zur ersten Erhebung aus dem Jahr 1990 sah man jedenfalls schon deutliche Veränderungen:

Als positiv ist zu nennen, dass die Maßnahmen zur Luftreinhaltung seit der Saure-Regen-Diskussionen gegriffen haben. Die Stoffeinträge aus der Luft seien gesunken und mit ihnen die Säurebelastung der Wälder. Unter anderem sei die Schwermetallbelastung aus der Luft geringer geworden. Nur Blei und Arsen lägen noch in zu hoher Konzentration vor, allerdings seien sie relativ stabil im Mineralboden gebunden.

Eine der Maßnahmen zum Waldschutz war es z.B., die Böden zu kalken. Dadurch habe sich insgesamt der Zustand von Wald und Boden verbessert. Auch der Umbau von Nadelwald zu Laub- und Mischwäldern hätte sich positiv auf den Waldboden ausgewirkt, da Laubwälder generell eine geringere Versauerung aufwiesen. Zudem würden sie mehr organische Substanzen und Kohlenstoff binden, was sich wiederum positiv auf den Klimaschutz auswirke.

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Stickstoffeintrag bleibt ein Problem

Eine Herausforderung bliebe allerdings: Stickstoffeinträge. Diese seien weiterhin hoch und trügen nicht nur zur Bodenversauerung bei, sondern veränderten zudem die Artenzusammensetzung der Wälder, häufig zu Lasten seltener Arten. Bliebe die Überversorgung der Waldböden mit Stickstoff bestehen, drohe beispielsweise der Anstieg von Nitrat in Sicker- und Grundwasser.

Der Berichtsentwurf steht auf der Webseite des Thünen-Instituts zum Download bereit: www.thuenen.de/de/wo/arbeitsbereiche/waldmonitoring/bodenzustandserhebung/

Waldschutz mit vegetarischer Ernährung

Immer wieder heißt es, für Acker- und Weideland müsse Waldfläche gerodet werden, um die wachsende Weltbevölkerung ernähren zu können. Ein Forscherteam der Alpen-Adria Universität widerlegt nun diese These. Allerdings spielt hier die Veränderung des Konsumverhaltens eine ganz wichtige Rolle. Das Ernährungsverhalten des Menschen sei die wichtigste Komponente.

Es wurden 500 Szenarien für das Jahr 2050, u.a. mit verschiedenen Anbauweisen, -Intensitäten und Ernährungsgewohnheiten, durchgespielt. Eines der Ergebnisse: Würde sich die Weltbevölkerung vegan ernähren, wäre nur in einem der Szenarien eine weitere Rodung der Wälder notwendig. Bei einer vegetarischen Ernährungsweise wären noch 94 Prozent der Szenarien ohne Waldrodung machbar, und dies auch bei ökologischen Anbauweisen.

Die Zusammenhänge sind klar: Je mehr Fleisch gegessen wird, desto weniger ist der Erhalt der Waldflächen möglich. Bei einer stark fleischlastigen Ernährung könnten nur noch in 15 Prozent der 500 Szenarien weitere Abrodungen verhindert werden. Wichtige Voraussetzungen seien die Reduktion verschwendeter Güter sowie ein weltweit fairer Handel von Lebensmitteln. Nachteilige Entwicklungen strukturarmer Regionen müssten verhindert werden.

Die globalen Verflechtungen nachhaltig zu gestalten bleibt wohl eine der größten Herausforderungen der Zukunft. Nicht nur für den Waldschutz.

Die Studie ist erschienen in der Fachzeitschrift Nature Communications: Erb, K.-H., Lauk, C., Kastner, T., Mayer, A., Theurl, M.C. & Haberl, H. (2016). Exploring the biophysical option space for feeding the world without deforestation. Nature Communications, 10.1038/10.1038/NCOMMS11382

Quellen:
Johann Heinrich von Thünen-Institut Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei: Mehr als 20 Jahre nach dem „Waldsterben“: Haben sich Wälder und Waldböden erholt? Ergebnisse der zweiten Bodenzustandserhebung vorgestellt Pressemitteilung 19.05.16 http://www.thuenen.de/de/infothek/presse/pressemitteilungen-2016/mehr-als-20-jahre-nach-dem-waldsterben-haben-sich-waelder-und-waldboeden-erholt/ (zuletzt aufgerufen: 30.05.16).
Alpen-Adria Universität Klagenfurt Wien Graz: Weltbevölkerung kann ohne weiteren Verlust von Waldflächen ernährt werden. 19.04.2016. https://www.aau.at/blog/weltbevoelkerung-kann-ohne-weiteren-verlust-von-waldflaechen-ernaehrt-werden/ (zuletzt aufgerufen: 30.05.2016).
Bilder: © Martina Liel