Viele Kosten der Herstellung von Nahrungsmitteln schlagen sich nicht in den Preisen nieder
Dieser Artikel wurde am 5. August 2016 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Konventionell hergestellte Lebensmittel sind billiger als Bio-Produkte – zumindestens auf den ersten Blick! Viele Kosten, die bei der Herstellung anfallen, stehen auf einer ganz anderen Rechnung. Wenn aus überdüngten Wiesen Nitrat ins Trinkwasser sickert, Pestizide Menschen krank machen und Treibhausgase aus der Landwirtschaft das Klima anheizen, zahlt jemand anderer dafür – nämlich wir alle!

All diese Kosten finden sich in anderen Lebensbereichen wieder, nämlich auf unserer Wasserrechnung, den Krankenkassenbeiträgen, den Steuern. Wäre es nicht besser, die Produkte einfach gleich teurer zu machen, und all die Umweltschäden zu verhindern? Grundsätzlich schon, aber nur wenige Schäden lassen sich gut beziffern, manche treffen auch erst unsere Nachkommen.

Manche der Kosten sind allerdings gut bekannt. Damit Pflanzen genug Stickstoff bekommen wird gedüngt – und zwar so viel, dass die Pflanzen gar nicht alles aufnehmen können. Der Rest gelangt als Nitrat ins Grundwasser. Noch ist die Qualität des Grundwassers angeblich gut, doch es kam auch schon vor, dass Nitrat technisch aus dem Wasser entfernt werden musste – was natürlich sehr teuer ist (Weizen müsste zum Beispiel ungefähr doppelt so teuer sein, um die nachträgliche Wasserreinigung mit zu bezahlen). Oft wird auch einfach “nur” belastetes Wasser mit wenig belastetem gemischt, um die zugelassenen Grenzen einzuhalten. Und ob diese nun wirklich nicht gesundheitsbelastend sind, sei einmal dahingestellt…

Auch gut bekannt: die Kosten der Pestizidfolgen für das Gesundheitssystem. Beziffern lassen sie sich schwer, allerdings ist mittlerweile bekannt, dass zahlreiche Spritzgifte beim Menschen krebserregend wirken, das Erbgut schädigen können oder hormonelle Wirkungen haben. Dazu kommen noch akute Vergiftungen, wenn der Wind beim Spritzen dreht oder in Gebieten, in denen die Arbeiter ohne Schutzkleidung hantieren. Doch nicht nur Pestizide kosten das Gesundheitssystem Geld, auch antibiotika-resistente Keime, die aus Mastställen in die Umwelt gelangen können. 

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Ein weiterer Kostenpunkt ist Kohlendioxid. Vom klimaschädigenden Lachgas bei zu viel Düngung, über riesige Futtermittelfelder, für die wertvoller Regenwald abgeholzt wird, bis hin zum Methan, dass die Kühe rülpsen – alle verändern unser Klima.

Bio-Bauern schützen hingegen das Grundwasser, fördern die Artenvielfalt, binden in ihren Böden überschüssiges Kohlendioxid und entlasten somit das Klima. Natürlich verursacht auch der ökologische Landbau externe Kosten – jedoch weit weniger als die konventionelle Landwirtschaft. 

All diese externe Kosten in die Preise einzurechnen ist nicht einfach, vielleicht sogar unmöglich. Der Bio-Obst- und Gemüsehändler Nature&More versucht für jedes der von ihm vertriebenen Produkte diese Kosten offen zu legen, aufgeteilt auf 6 Lebensbereiche (siehe hier). Man könnte allerdings auch an anderer Stelle ansetzen: zum Beispiel die Preise für Pestizide zu erhöhen (je giftiger, desto mehr – wie es zum Beispiel in Dänemark schon gemacht wird). Auch eine Abgabe auf Stickstoffdünger wäre denkbar. 

Quelle:
https://schrotundkorn.de/ernaehrung/lesen/die-preise-luegen.html
http://www.natureandmore.com/
http://myecocost.eu
http://www.boelw.de/fileadmin/Veranstaltungen/BIOFACH/ZDF/ZDF_2015_Kapitel_10_Versteckte_Kosten_der_Ernaehrung.pdf
http://www.wiwo.de/technologie/green/living/politisches-kochbuch-zeigt-bio-kostet-kaum-mehr-als-konventionelles-essen/13550186.html

Bilder/Fotograf: 
Ulrike Göbl
Linh Nguyen, https://unsplash.com/photos/xjXz8GKXcTI

ulli goeblUlrike Göbl, MA

Die nebenberufliche Fitness- und Ernährungstrainerin beschäftigt sich schon seit ihrer Jugend mit gesunder Ernährung und alternativen Lebensweisen. 2010 begann die begeisterte Hobbyköchin ihren Foodblog „Fit & Glücklich“. Dort vereint sie ihre Liebe zu gutem Essen und Sport mit dem Versuch, die Balance im Leben zu finden. Seit 2012 vernetzt sie mit einer Kollegin auch noch die Österreichischen Foodblogger auf einer eigenen Plattform und hat 2015 auch ein Kochbuch  zum Thema “Clean Eating” geschrieben.