Palmöl ist ergiebig, leicht zu verarbeiten und vielseitig verwendbar – leider ist der hohe Verbrauch mittlerweile problematisch, es mangelt jedoch an Alternativen!
Dieser Artikel wurde am 30. Juni 2017 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

So oft hört man es: Palmöl soll man meiden! Auch ich habe schon über Alternativen dazu geschrieben, warum es allerdings ein Problem ist, wissen die wenigsten. Daher hab ich das heute einmal recherchiert und bin ehrlich gesagt schockiert wie weitreichend die Probleme wirklich sind.

Superstar Palmöl

Palmöl ist mittlerweile das wichtigste Pflanzenöl der Welt und in zahlreichen Produkten des täglichen Gebrauchs zu finden, auch in biologischen. Es wird hauptsächlich in der Nahrungsmittelproduktion verwendet, als Inhaltsstoff von Süßigkeiten, Fertigprodukten, veganen Produkten aber auch Kosmetika. Palmöl wird als vielversprechender Ersatz für tierische Fette und – auf lange Sicht – auch als ernsthafte Alternative zum Erdöl gehandelt.

Das Öl wird aus dem Fruchtfleisch der Ölpalme gewonnen und ist eines der effizientesten pflanzlichen Öle. Die Palme ist sehr ergiebig und der Ertrag pro Fläche übersteigt zum Beispiel Raps um circa das Dreifache. Außerdem ist es angenehm und leicht zu verarbeiten, was es zum meist verwendeten Pflanzenöl der Welt macht (derzeit werden weltweit über 50 Millionen Tonnen jährlich produziert). Der größte Teil davon geht in Biodiesel sowie Nahrungs- und Futtermittel. Etwa ein Sechstel fließt in die industrielle Verwendung, zum Beispiel für Pharmazie und Reinigungsmittel.

 

Oder doch nicht so super?

85 Prozent des Palmöls werden in Malaysia und Indonesien hergestellt. Dort wird dafür Regenwald zerstört, Treibhausgase entstehen und Menschenrechte werden verletzt. 

Ölpalmen wachsen nämlich am besten auf Dschungelboden im asiatisch-pazifischen Raum, nachdem dieser trockengelegt wurde. Es gibt Prognosen die besagen, dass in ein paar Jahrzehnten alle geeigneten Waldgebiete gerodet und trockengelegt sein werden. Abgesehen vom gerodeten Regenwald produziert der Anbau am ausgelaugten Torfboden Treibhausgase und wird von Greenpeace als “wahre Kohlenstoffbombe” bezeichnet. “Nebeneffekte” der Rodung sind ausgerottete Tierarten und vertriebene Urwaldvölker. 

Also nur noch Bio kaufen?

Das hilft in diesem Fall leider nur bedingt. Beim Bio-Anbau gibt es bestimmte Vorschriften, zum Beispiel keine Pestizide zu verwenden. Auf gerodeten Plantagen darf es aber (noch) angebaut werden. Es gibt allerdings einige Versuche Palmöl nachhaltiger zu machen. Der wichtigste davon ist der RSPO (Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl), der anhand bestimmter Kriterien gewonnenes „nachhaltiges“ Palmöl zertifiziert und so zum Beispiel Rodungen eindämmen soll. (Prinzipien des RPSO: PDF) Inzwischen ist immerhin rund ein Fünftel der weltweiten Palmöl-Produktion RSPO-zertifiziert. Der Standard hat aber einige Schwächen: Zum Beispiel verbietet er nur die Rodung „besonders schützenswerter“ Wälder, damit bleibt der Anbau auf Torfböden zulässig, auch der Einsatz hochgefährlicher Pestizide ist erlaubt – das produzierte Palmöl wird also als nachhaltig bezeichnet, ist aber ganz klar nicht Bio. Und Bio oder nachhaltig heißt auch nicht immer “fair”, wie die Menschen vor Ort behandelt werden ist also wieder eine ganz andere Geschichte.

Außerdem ist die Fernkontrolle außerhalb der EU auch bei Bio-Palmfetten noch lückenhaft und leicht zu umgehen. Es gibt gut dokumentierte Hinweise darauf, dass einige lizensierte Unternehmen systematisch gegen die Auflagen verstoßen und teils auch illegal Regenwaldflächen roden – und damit die Vernichtung wichtiger Lebensräume vorantreiben. Laut Greenpeace kann keine Firma derzeit garantieren, dass das eingesetzte Palmöl aus umweltverträglicher Produktion stammt. 

Was sind nun die Alternativen?

Palmöl einfach durch ein anderes Öl zu ersetzen ist ganz klar keine Lösung, dazu gibt es viele Studien. Andere Öle sind weniger effizient und verbrauchen noch mehr Ressourcen, um die selbe Menge an Öl zu erzeugen. 

Ein Schritt in die richtige Richtung ist der Verzicht von Palmöl als Biokraftstoff. Als Konsument also einfach mehr öffentlich unterwegs zu sein hilft auch in diesem Fall. Ein weiterer Schritt ist sich regional und saisonal zu ernähren, und selbst zu kochen (also keine Fertigprodukte zu kaufen). “Würden wir auf Palmöl als Biokraftstoff verzichten und einen bewussten Verbrauch von Konsumgütern wie Schokolade, Süß- und Knabberwaren, Fertiggerichten und Fleisch etablieren, könnten wir rund 50 Prozent des Palmölverbrauchs einsparen.” Wer das beherzige, würde sich gleichzeitig gesünder ernähren, so der WWF. 

Genau hinschauen und keine Produkte die Palmöl enthalten zu kaufen hilft auch. Ist allerdings schwierig, da es oft gar nicht als solches ausgewiesen ist. Deklariert werden jene Stoffe, die aus Palmfett gewonnen werden. Eine Liste dieser Stoffe gibt es zum Beispiel hier, es ist allerdings sehr zeitaufwändig bei jedem Einkauf alle Stoffe zu analysieren. 

Bio Produkte zu kaufen hilft trotz der Schwächen, immerhin wird die Umwelt dann nicht noch zusätzlich durch Pestizide belastet.

Immerhin wird es für Unternehmen mittlerweile schwieriger, Produkte mit Palmöl zu verkaufen, da Konsumenten heute besser informiert sind. Hier gibt es eine Liste mit Dingen, die man als Konsument tun kann.

Es mangelt im Falle Palmöl also wie so oft an einer umfassenden Lösung, die sowohl die Umwelt als auch den Menschen in den Vordergrund rückt – solange die Gewinne der Industrie am wichtigsten genommen werden, wird sich wohl (leider) nicht viel ändern. 

Quellen:
https://utopia.de/ratgeber/palmoel-beim-einkauf/
https://utopia.de/ratgeber/bio-palmoel/
https://www.greenpeace.de/presse/presseerklaerungen/palmoel-treibt-waldzerstoerung-indonesien-voran
https://utopia.de/palmoel-lebensmittelkonzerne-blenden-mit-leeren-versprechen-13453/
https://www.regenwald.org/themen/palmoel#petition
http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2016-08/palmoel-plantagen-regenwald-umweltschutz-studie-wwf

Fotos:
https://pixabay.com/ – Tristantan

Ulrike Göbl, MA

Die nebenberufliche Fitness- und Ernährungstrainerin beschäftigt sich schon seit ihrer Jugend mit gesunder Ernährung und alternativen Lebensweisen. 2010 begann die begeisterte Hobbyköchin ihren Foodblog „Fit & Glücklich“. Dort vereint sie ihre Liebe zu gutem Essen und Sport mit dem Versuch, die Balance im Leben zu finden. Seit 2012 vernetzt sie mit einer Kollegin auch noch die Österreichischen Foodblogger auf einer eigenen Plattform und hat 2015 auch ein Kochbuch  zum Thema “Clean Eating” geschrieben.