Die globale Wirtschaft operiert nach den Regeln einer Spieltheorie.
Dieser Artikel wurde am 14. März 2016 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Die global herrschenden Nationen – oder besser, die weltweit bestimmenden Konzerne – betreiben ein lächerliches, aber die Welt zerstörendes Spiel. Kann man aus diesem wirklich nicht aussteigen? Einfach aufhören, bevor diese „Kultur“ – wie bereits viele zuvor, die auch nicht aufhören konnten sich selbst zerstört? Wer hat das Spiel begonnen und nach welchen Regeln wird gespielt? Ein Insider der „hohen Wirtschaft“ nennt es in seinem Buch „Mad Business“ (Joerg Bartussek, Oliver Weyergraf: Mad Business – Was in den Führungsetagen der Konzerne wirklich abgeht. Campus Verlag, 2015).

Die Spieltheorie bestimmt die Regeln der Wirtschaft

Johann von Neumann beschrieb 1928 in seiner ersten Theorie der Gesellschaftsspiele in Band 100 der „Mathematischen Annalen“ und mit dem Ökonomen Oskar Morgenstern in dem grundlegenden Werk der Ökonomik: „Theory of Games and Economic Behavior“, im Jahre 1944 das Hauptproblem der klassischen Nationalökonomie: „Was wird unter gegebenen äußeren Umständen der absolut egoistische „homo oeconomicus“ tun?“. Das, was er in den letzten 150 Jahren seit dem Beginn der Industrialisierung und mit exponentieller Steigerung in den letzten 20 Jahren getan hat, ist bekannt und die Ursache für den aktuellen Zustand. Neumann´s Werk, ja die Idee das ökonomische Handeln der Menschen mit Gesellschaftsspielen zu vergleichen, ja gleichzusetzen und mit mathematischen Überlegungen Strategien auch für das soziale Handeln zu entwickeln, entstand fast unbeabsichtigt bei mathematischen Betrachtungen zu eben spielerischem Tun. Spiel, als das Ausprobieren verschiedener Strategien ist ein natürliches Verhalten, bei der Suche nach Wegen in die Harmonie in der Mitwelt. Das nennt man Evolution. Ratten zum Beispiel sind hierin Meister. Die Annahme, der Mensch sei ein durch und durch egoistisches Wesen ist der Kardinalfehler jeder soziologischen Betrachtung und letztlich eine der wesentlichen Ursachen der globalen Probleme. Wäre diese Annahme zutreffend, wäre der „homo sapiens“ tatsächlich eine kranke Mutation und der Weg in die eigene Ausrottung unaufhaltsam vorbestimmt. Glücklicherweise ist diese Ansicht aber grober Unfug, führte allerdings mehrfach zum Kollaps großer Kulturen und letztlich direkt zu Faschismus und entsprechenden Ausführungen dessen, wie in Auschwitz. Entwicklungen, die sich allerdings aktuell wieder andeuten. Nach Annahmen der UN beschäftigen unsere transnationalen Konzerne weltweit bis zu 30 Millionen Sklaven, davon mindestens 40% Kinder und von der skrupellosen Ausbeutung der Mitwelt ganz zu schweigen.

Evolution ist nicht Kampf sondern Suche nach Harmonie

Die Grundregel des Kosmos ist, was jeder Physiker, Chemiker und Biologe bestätigen muss, Entropie, der Fluss von Energie bis zum Erreichen eines Ausgleichs, einer Balance, also soziologisch gesprochen: Harmonie. Jedes Geschehen im Universum wird hiervon bestimmt, egal, wie es unsere Wissenschaftler in immer zahlloser werdenden Fachrichtungen benennen. Das, was also an irgendeiner Stelle an Energie entnommen wird, in welcher Form auch immer, muss immer wieder zurückgegeben werden, bis eben der letztlich lebenserhaltende Ausgleich hergestellt ist. Gravitation ist also zum Beispiel nichts anders, als das Bestreben, das Energiegefälle auszugleichen.
Die Spieltheorie benennt als wichtige ökonomische Regel das Gleichgewicht. Jedoch wird hier von einem Gleichgewicht der Kräfte ausgegangen, davon, dass immer mehr Energie gesammelt, gehortet wird, was am Ende zum Zusammenbruch – wenigstens einer Seite, wie 1989 führt. Maximierungshypothesen haben in sich schon den Fehler im Wort „Maximum“. Es geht nun einmal nicht darum, ein militärisches Gleichgewicht zwischen sich feindlich gegenüber stehenden Individuen herzustellen, um am Ende eben doch zu „gewinnen“, sondern darum ein freies „Leben“ zu erhalten, indem ein zirkuläres System aus „Nehmen und Geben“ sicher gestellt wird. Im Jahre 2016 sind wir fast ausschließlich damit beschäftigt, den Schaden, den unser Tun angerichtet hat und immer weiter anrichtet, zu begrenzen. Ein Zeichen sind die Millionen Flüchtlinge, die vor unseren Türen stehen, weil eben dieses „Spiel“ sie aus ihrer Harmonie, ihrer Heimat vertrieben hat.
Wir werden all diese Menschen nicht in „unserer Heimat“ aufnehmen können, aber wir können sofort aufhören, sie aus ihrer Heimat zu vertreiben und ihnen diese – aufgeräumt – zurückgeben. Das Spiel, das die Ökonomen spielen, ist nicht nur gefährlich, sondern tödlich oder – wie der Soziologe Jean Ziegler nicht aufhört zu betonen „kannibalisch“. Es ist daher höchste Zeit, mit dem Spielen aufzuhören und sich um das „Leben“ zu kümmern.
Insiderkritik an dem „mad business“:
http://www.brandeins.de/archiv/2015/oekonomischer-unsinn/mad-business-vielen-ist-bewusst-dass-sie-teil-eines-laecherlichen-spiels-sind/
Vorlesung zur Einführung in die Spieltheorie:
http://www.wiso.tu-dortmund.de/wiso/mik/Medienpool/de/materialien/spieltheorie_1/spiele1_ws07_08_skript.pdf
einige aktuelle Berichte zu den Folgen des Spiels:
http://taz.de/Abfall-vermeiden/!5280508/
http://taz.de/Forscherin-ueber-Pestizidfunde-in-Urin/!5280669/
http://www.zeit.de/2016/11/saskia-sassen-ausgrenzungen-sachbuch-globalisierung
http://www.zeit.de/zeit-geschichte/2016/01/amazonas-brasilien-wald-indianer-verteidigung-zerstoerung