Dieser Artikel wurde am 8. Februar 2011 veröffentlicht und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!Studie des Sachverständigenrats für Umweltfragen (SRU) vom Mai 2010 widerlegt alle Befürworter einer Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke. „Technisch…
Dieser Artikel wurde am 8. Februar 2011 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Studie des Sachverständigenrats für Umweltfragen (SRU) vom Mai 2010 widerlegt alle Befürworter einer Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke.

„Technisch unmöglich und wirtschaftlich unsinnig“, behauptet Ex-Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) in der Sendung „Hart aber Fair“ der ARD, „und ohne Kernenergie und billige Kohle geht es nicht“. Er hat sich offenbar nicht die Mühe gemacht die 92-seitige Studie zu lesen. Das eine völlige und zügig durchführbare Abkehr von allen fossilen Brennstoffen und der Kernenergie sehr wohl möglich, sinnvoll und nicht nur bezahlbar, sondern auch für die Wirtschaft und die Verbraucher besonders förderlich ist, weisen die hochkarätigen Wissenschaftler akribisch nach. Eine Laufzeitverlängerung für die Atommeiler würde den möglichen Fortschritt allenfalls aufhalten, weil wichtige Investitionen, besonders in leistungsfähigere Stromnetze ausbleiben.

Fast 50% des Strombedarfs schon bis 2020 aus Erneuerbaren Rohstoffen

Anschaulicher und leichter verständlich informiert die Bundesagentur für Erneuerbare Energien in einem neuen Potenzialatlas für Deutschland, was schon bis 2020 alles erreicht werden kann, nicht nur im Strombereich, sondern für unseren Energiebedarf insgesamt. Dieser Atlas ist mit viel zusätzlichem Material kostenlos, zum Beispiel besonders für Schulen interessant bei der Berliner Agentur zu beziehen.

28% des gesamten Energieverbrauchs sind bis 2020 aus erneuerbaren Quellen zu erzeugen, wird prognostiziert, mit 47% Anteil am Strom-, 25% am Wärme- und 22% am Kraftstoffbedarf. Auf sehr anschaulichen Tafeln und Grafiken wird erläutert, wie dies auf Basis der bereits vorhandenen Projekte mit Wind- und Solarenergie, Geothermie, Biomasse und Wasserkraft erreicht wird. So kann unter Nutzung der jeweiligen regionalen Potenziale und ohne schädlichen Einfluss auf Umwelt und Wirtschaft eine vollständige Energiewende vollzogen werden. Die Behauptung, dass die so genannte Förderung der Erneuerbaren durch die vorgeschriebene Vergütung des erzeugten Stroms von den Kunden subventioniert wird und letztlich den Strompreis erhöht ist absurd. Schon jetzt substituiert, also ersetzt die Energieerzeugung mit Erneuerbaren soviel einzuführendes Öl und Gas, dass die Strompreise eigentlich sinken müssten.

Insgesamt ist ein volkswirtschaftlicher Nutzen längst vorhanden, nicht zuletzt durch über 300.000 neue Arbeitsplätze bei den mittelständischen Betrieben, die die erforderlichen Anlagen bauen, errichten und warten. Tendenz stark steigend. Längst ist deutsche Energietechnologie ein Exportschlager in alle Welt. Allein die technische Aufrüstung bereits vorhandener Windkraftanlagen bringt eine Verdreifachung der Leistung, bei einer Reduzierung der Anzahl der Windräder. Bis 2020 erwartet die Branche dann über 500.000 Arbeitsplätze geschaffen zu haben.

Jede Region hat das Potenzial zur energetischen Selbstversorgung.

Geothermie ist Wärme aus der Erde. Diese Wärme steigt mit zunehmender Tiefe und ist überall nutzbar. Theoretisch könnte der gesamte globale Energiebedarf allein mit Erdwärme gedeckt werden. Die Kosten dafür sind allerdings regional verschieden, da je nach geologischer Struktur des Untergrunds die Bohrungen oberflächennah bleiben können, wie in Island, oder bis in über 4.000m Tiefe getrieben werden müssen, wie in der Schweiz. Ist das Kraftwerk aber erst einmal errichtet, fallen nur noch die laufenden Betriebskosten an, die Wärme ist gratis und unerschöpflich vorhanden. In Deutschland rechnet man bis 2020 immerhin mit einem Anteil von 3,6% zur Wärme- und 0,6% an der Stromversorgung.

Für Windparks ist zumindest an Land das Flächenpotenzial ziemlich ausgereizt. Immer mehr Gemeinden schließen in ihren Flächennutzungsplänen die Errichtung von Windkraftanlagen aus. Mit neuer Technik lassen sich die vorhandenen Anlagen in ihrer Leistung aber auf das Dreifache steigern. Nimmt man die bereits im Bau befindlichen und weitere geplante Anlagen auf hoher See hinzu, kann Windkraft bis 2020 ein Viertel unseres Strombedarfs decken.

Viel Flächenpotenzial ist für Solarkraft noch ungenutzt. Neben geeigneten Dachflächen bieten sich für große Solarparks so genannte Konversionsflächen an. Das sind ehemalige Truppenübungsplätze oder Industrieflächen, die so kontaminiert sind, dass eine Sanierung mit extrem hohen Kosten verbunden wäre. Derartige Leerflächen werden bereits mit tausenden von Solarpaneelen zur Stromerzeugung genutzt. Da weiterhin mit sinkenden Kosten und einer gleichzeitigen Steigerung der Wirkungsgrade zu rechnen ist, können bis 2020 mindestens 6,6% des Strom- und 2,6% des Wärmebedarfs gedeckt werden. Das wäre eine Steigerung um das Achtfache gegenüber dem jetzigen Stand.

Wasserkraft wird bereits an fast jedem fließenden Gewässer oder See genutzt. Weiteres Ausbaupotenzial ist kaum vorhanden. Allerdings ließe sich mit Einsatz effizienterer Turbinen die Leistung zumindest verdoppeln. In Deutschland ist dann ein Anteil von 5,4% an der Gesamtstromerzeugung möglich. Stauseen erhalten dabei eine zusätzliche Bedeutung als mögliche Speicher für überschüssigen Strom. Wind- und Solarstrom überschwemmen immer wieder das Netz, weil die alten Grundlastkraftwerke sich nicht so schnell an den Bedarf anpassen lassen. Wird mit ungenütztem Strom Wasser in die Seen gepumpt, kann dieses bei steigendem Bedarf im Netz wieder abgelassen werden, wobei der erforderliche Strom in den Turbinen erzeugt wird.

Biomasse ist der Alleskönner unter den Erneuerbaren Rohstoffen

Lange nicht ausgeschöpft ist das Potenzial der Biomasse als Rohstoff zur Energieerzeugung. Hier gibt es einerseits – in der Regel unberechtigte – Vorbehalte, andererseits ist gerade hier eine besonders hohe Wertschöpfung in der Region möglich. Die Vorurteile resultieren aus fehlender Information über die vorhandenen Möglichkeiten und aus vielen Fehlentwicklungen der letzten Jahre.

Fakt ist, dass der Anbau von Energiepflanzen nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion stehen muss. Ebenso falsch ist der Anbau von Monokulturen auf konventionelle Art (siehe den Bericht über das Zweikultursystem). Überhaupt noch nicht ausgenutzt ist das erhebliche Potenzial der biogenen Reststoffe. Vielerorts kann der gesamte Energiebedarf allein mit der Nutzung der anfallenden Bioreste gedeckt werden. Wird also jeweils lokal genau untersucht, welche Stoffmengen anfallen oder halt angebaut werden müssen, können dezentrale Kraftwerke sofort alle ländlichen Gemeinden der Republik mit Wärme und Strom versorgen.

Dabei würden nur die Ackerflächen benötigt, die ohnehin für die Futtermittel- oder direkte Nahrungsmittelproduktion nicht eingesetzt werden. Das sind etwa 22% der Flächen. Eine Studie der EU-Landwirtschaftskommission weist sogar nach, dass mindestens 30% der Ackerflächen in Europa nicht landwirtschaftlich genutzt werden müssen. Nimmt man das energetische Potenzial der Reststoffe hinzu, entspricht das einem Äquivalent nochmals der gleichen Fläche. Dabei wurden als Reststoffe nur Stroh, Gülle und Mist sowie Restholz aus der Landschaftspflege angenommen. Bis 2020 können aus Biomasse mindestens 9,1% des Strom-, 13,1 des Wärme- und 21,4% des Kraftstoffbedarfs gedeckt werden.

Das bis 2050 dann der gesamte Energiebedarf der Bundesrepublik aus Erneuerbaren Energien gedeckt werden kann, erscheint unter diesen Gesichtspunkten mehr als wahrscheinlich. Da insbesondere die dezentralen Anlagen dafür sorgen, dass die Wertschöpfung aus der Energieerzeugung in der Region breit verteilt wird, ist ein Nebeneffekt, der natürlich den Interessen der großen Energieversorger entgegensteht. Der Verband der mittelständischen Industrie hat inzwischen erkannt, dass der Erneuerbare Energiesektor das Geschäft der Zukunft ist, Wachstum jährlich über 10%.

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