Wusstest du, dass es so etwas wie Orte des Schenkens gibt?
Dieser Artikel wurde am 6. November 2017 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Das erste Mal bin ich bereits vor einigen Jahren auf Umsonst- und Kostnixläden gestoßen. Orte, zu denen Menschen Dinge bringen können, die sie nicht mehr brauchen, und gerne weitergeben möchten, ohne Geld dafür zu nehmen. Orte, wo Menschen Gegenstände bekommen, ohne dafür zu bezahlen. Wichtig dabei ist, dass sie noch gut erhalten sind und noch funktionieren, nicht schlecht werden können, und nicht so veraltet sind, dass sie wahrscheinlich niemand haben möchte, wie zum Beispiel VHS Kassetten.

Warum gibt’s das?

Die Idee solcher Orte ist es nicht, altes Gerümpel loszuwerden, oder einen Markt für Bedürftige aufzumachen, die sich all das sonst nicht leisten könnten. Es geht viel mehr darum, Räume zu schaffen, wo Dingen eine zweite (oder dritte oder vierte) Chance gegeben wird, ohne dass hierfür nochmals Geld fließen muss. Es geht darum, dass jeder geben und jeder nehmen kann und darf.

Ort des Schenkens

Wo gibt’s das?

Inzwischen gibt es Kostnixläden in Österreich nicht nur in Wien, sondern auch in Innsbruck, Gratkorn, Klagenfurt und Friesach. Einen Ort des Schenkens gab es bis vor kurzem in Saalfelden. Er wurde aufgelöst, weil die Räumlichkeiten anderweitig verwendet werden. Aber sobald sich ein neuer Raum findet, kann der Austausch auch dort wieder weitergeführt werden.

Kostnixladen oder Ort des Schenkens?

Solche Orte des Gebens und Nehmens gibt es mit unterschiedlichen Bezeichnungen und Namen. In Österreich findet man meist den Begriff Kostnixladen, in Deutschland sehr oft Umsonstladen. Die etwas kreativeren Namen wie Stoffwechsel, BrauchBar oder Schenke erschaffen jeweils nochmal eine ganz spezielle Stimmung. Eine aus meiner Sicht ganz besondere Bezeichnung ist jedoch der Ort des Schenkens. Es trägt die Idee vom Konsumieren und einem funktionalen Raum weiter zu einem Ort, wo mehr entstehen kann. Hier können sich sowohl die Menschen, die etwas vorbeibringen, als auch die, die sich etwas mitnehmen, beschenkt fühlen.

Ort des Schenkens

Was kann daraus entstehen?

Am Beispiel in Saalfelden zeigt sich sehr schön, dass Orte des Schenkens sich vom Schenken von Dingen weiterentwickeln können. Hier wurde eine Nähmaschine aufgestellt, aber nicht der Gegenstand verschenkt, sondern die Nutzung – direkt vorort. Hier konnte eine gelernte Friseurin, die auf die Bestätigung ihres Asylantrags wartet, ihre Fähigkeiten bereits jetzt schon anwenden und verschenken.

Diese Beispiele zeigen, dass nicht nur Gegenstände, sondern auch Fähigkeiten und Zeit geschenkt werden können. Es werden Brücken gebaut zwischen Menschen, die in ihrem alltäglichen Leben vielleicht nie ins Gespräch gekommen wären. Orte des Schenkens können so zu Orten von Begegnung, Gemeinschaft, Freude und Austausch auf allen Ebenen werden. Es braucht dafür lediglich den (geschenkten) Raum. Der Rest kommt meist von ganz alleine.

Virtuelle Orte des Schenkens

Auch im Internet, speziell auf Facebook sind solche Orte entstanden. Es gibt keine physischen Räume, aber jeder kann schenken und beschenkt werden. Die wohl bekanntesten Beispiele hierfür sind diverse Gruppen mit dem Namen Wien verschenkt und Share&care.

Fazit

Ich bin sehr begeistert davon, was in den letzten Jahren in dem Bereich entstanden ist. Es ist spannend, etwas zu tauschen, oder gratis zu bekommen, aber wenn ich schenke, dann geht mir mein Herz so richtig auf. Eine unüberlegte Kaufentscheidung oder geänderte Umstände führen nicht mehr dazu, dass Gegenstände im Eck verstauben, oder mir vielleicht sogar Platz rauben. Ich kann sie wieder dem Kreislauf zuführen und jemand anders freut sich.

Das sich beschenken lassen ist für mich manchmal noch schwierig. Vor allem weil ich mir viel genauer überlege, ob ich etwas wirklich brauche. In normalen Geschäften gibt es meist viele Ausführungen des gleichen Stücks. Aber wenn ich es im Ort des Schenkens mitnehme, obwohl ich es vielleicht doch nicht brauche, nehme ich jemand anderem die Möglichkeit, sich daran zu erfreuen. Das erinnert mich wieder daran, dass es nicht nur dort, sondern tatsächlich überall gleich wichtig ist, sich die Frage zu stellen: Brauch ich das wirklich?

 

Weiterführende Quellen

https://www.kostnixladen.at/
https://www.umsonstladen.at/

http://www.umsonstladen.de/
Ubuntu – eine Philosophie der Gemeinschaft
Ohne Geld leben – geht das?
Erkennen vom Wesentlichen
Reduzieren – wie kann ich anfangen?

 

Bildquellen

Ort des Schenkens Saalfelden / Henriette Kordasch

 

Elisabeth Demeter, MSc.

Elisabeth 180x180Nach langjähriger Arbeit im Bereich IT-Sicherheit beschäftigt sie sich aktuell mit der Begleitung von Menschen in unterschiedlichsten Lebenslagen. Die Erfahrungen aus ihrem Leben und diversen Ausbildungen (Coach, Trainerin, Wildnislehrerin) fließen hierbei sowohl in ihre Arbeit als auch in ihren Blog “follow the wild roots” ein. Generell beschäftigt sie sich mit dem Erforschen und Ausprobieren neuer, alternativer Lebensweisen und -philosophien mit speziellem Schwerpunkt, den eigenen Weg authentisch zu gehen.

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