Wie eine unscheinbare Palme zur Hoffnungsträgerin der Bioökonomie wird.

Die weltweite Nachfrage nach pflanzlichen Ölen ist enorm – und mit ihr wächst der Druck auf tropische Regenwälder. Palmöl steckt in unzähligen Produkten, von Schokolade über Kosmetik bis hin zu Reinigungsmitteln. Doch der Anbau der Ölpalme hat gravierende ökologische Folgen: Monokulturen, Artensterben und massive Rodungen sind die Kehrseite eines scheinbar günstigen Rohstoffs.

Umso wichtiger ist die Suche nach nachhaltigen Alternativen. Eine vielversprechende Antwort kommt aus Lateinamerika – genauer gesagt von der Macauba-Palme (Acrocomia ssp.).

Was macht die Macauba so besonders?

Die Macauba-Palme wächst in verschiedenen Regionen Süd- und Mittelamerikas, unter anderem in Brasilien, Mexiko und Paraguay. Anders als die empfindliche Ölpalme ist sie robust, trockenheitsresistent und anpassungsfähig. Sie gedeiht auch außerhalb tropischer Regenwälder.

Ihre Früchte sind wahre Multitalente:

  • Das Fruchtfleisch und die Kerne liefern hochwertige Öle
  • Die Samen und Schalen können als Tierfutter oder Rohstoff genutzt werden
  • Nebenprodukte eignen sich als funktionelle Zutaten für Lebensmittel

Die Ölproduktivität der Macauba ist vergleichbar mit der der Ölpalme – nur eben ohne die ökologischen Kollateralschäden. Ihr Anbau kann helfen, bestehende Flächen effizienter zu nutzen und gleichzeitig die Abholzung tropischer Wälder zu vermeiden.

Forschung für die Praxis: Das Projekt AcroAlliance

Damit die Macauba ihr volles Potenzial entfalten kann, braucht es mehr als gute Absichten. Genau hier setzt das deutsch-brasilianische Forschungsprojekt AcroAlliance an. Ziel ist es, eine nachhaltige Wertschöpfungskette für Macauba-Früchte zu entwickeln – vom Saatgut bis zum fertigen Produkt.

Beteiligt sind:

Am Fraunhofer IVV wird eine innovative Fraktionierungstechnologie entwickelt, die es ermöglicht, Öl, Protein und Fasern aus den Früchten vollständig zu nutzen. So entstehen neue Produkte – von funktionellen Ölen über hochwertige Proteine bis hin zu biobasierten Materialien.

Ein strategischer Rohstoff für die Bioökonomie

Die Macauba ist mehr als nur eine Palmöl-Alternative. Sie steht exemplarisch für den Wandel hin zu einer globalen Bioökonomie, die auf regionale Ressourcen, ökologische Verantwortung und technologische Innovation setzt.

Noch steckt ihr Einsatz in den Kinderschuhen. Doch mit Projekten wie AcroAlliance wird deutlich: Nachhaltigkeit beginnt nicht nur im Labor, sondern auf dem Feld – und manchmal auch unter einer unscheinbaren Palme.


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Bild: Fraunhofer IVV / Sérgio Henrique De Toledo e Silva