Ein innovatives Projekt verwandelt Müllverbrennungsschlacke in einen genormten Baustoffzusatz für Beton.

Was früher als unbrauchbarer Rest galt, wird heute zum wertvollen Rohstoff: Ein innovatives Projekt aus Österreich zeigt, wie verbrannter Restmüll zu einem genormten Baustoff verarbeitet werden kann – und damit gleich mehrere Umweltprobleme auf einmal löst.

Kooperation für Kreislaufwirtschaft: Forschung trifft Praxis

Das Projekt ist das Ergebnis einer starken Partnerschaft:

  • Brantner green solutions aus Krems
  • Wopfinger Transportbeton aus Oberwaltersdorf
  • Die Magistratsabteilung 48 der Stadt Wien
  • Die LINZ AG
  • Wissenschaftliche Begleitung durch das Christian-Doppler-Labor der TU Wien

Gemeinsam ist es ihnen gelungen, aus der Schlacke von Müllverbrennungsanlagen einen neuen Baustoffzusatz zu entwickeln – mit dem Potenzial, bis zu 20 % des Sandes oder Kieses in Betonmischungen zu ersetzen.

Jakob Lederer (Leiter CD Labor für Recyclingbasierte Kreislaufwirtschaft an der TU Wien), Wolfgang Moser (kaufm. Geschäftsführer Wopfinger Transportbeton), Linda Peer (Bereichsleiterin LINZ AG Abfall), Josef Thon (Abteilungsleiter der MA 48) und Josef Scheidl (Geschäftsführer Brantner green solutions)

Schlackerecycling: Aus Abfall wird Gesteinskörnung

Die Schlacke – also der mineralische Rückstand aus der Müllverbrennung – wird in einem speziellen Verfahren aufbereitet:

  • 80 % der Schlacke werden zu Gesteinskörnung verarbeitet
  • 10 % können recycelt werden
  • Nur 10 % müssen tatsächlich deponiert werden

Das Ergebnis ist ein CE-zertifizierter Baustoffzusatz, der als normgerechter Bestandteil in Beton eingesetzt werden darf. Damit ist das Produkt nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch baurechtlich zugelassen.

Vorteile für Umwelt und Bauwirtschaft

Die Verwendung von Schlacke im Betonbau bringt gleich mehrere Vorteile:

Ressourcenschonung: Weniger Bedarf an Sand und Kies, deren Abbau oft ökologisch problematisch ist

  • Abfallverwertung: Schlacke wird nicht deponiert, sondern sinnvoll genutzt
  • CO₂-Reduktion: Durch kürzere Transportwege und weniger Primärmaterial
  • Kreislaufwirtschaft: Ein konkretes Beispiel für funktionierendes Upcycling im Bausektor

Die LINZ AG etwa verarbeitet jährlich rund 20.000 Tonnen Schlacke aus ihrer Müllverbrennungsanlage – ein enormes Potenzial für nachhaltige Baustoffproduktion.

Zukunftsperspektiven: Beton neu denken

Die CE-Zertifizierung öffnet die Tür für den breiten Einsatz des Schlacke-Betons in der Bauwirtschaft. Besonders im kommunalen und infrastrukturellen Bereich – etwa für Fundamente, Straßenbau oder Lärmschutzwände – könnte der neue Baustoff eine wichtige Rolle spielen.

Die Projektpartner sehen darin einen wichtigen Schritt in Richtung klimafitte Städte und ressourcenschonendes Bauen. Auch andere Regionen könnten von diesem Modell lernen und eigene Schlacke-Recyclingprozesse etablieren.


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Bild: Nel Ranoko auf Unsplash