Irland hat im Juni 2025 einen historischen Schritt vollzogen: Mit der endgültigen Abschaltung des Kohlekraftwerks Moneypoint an der Westküste ist das Land offiziell kohlefrei. Damit reiht sich Irland in die wachsende Liste europäischer Staaten ein, die sich von der klimaschädlichsten aller fossilen Energieformen verabschiedet haben – und wird zum Vorreiter im Bereich der nachhaltigen Stromerzeugung.
Moneypoint: Vom Kohlezentrum zum Zukunftsstandort
Das Kraftwerk Moneypoint war jahrzehntelang ein zentraler Pfeiler der irischen Stromversorgung. Mit rund 900 Megawatt Leistung zählte es zu den größten Kraftwerken des Landes. Seit den 1980er-Jahren wurde dort importierte Kohle aus Ländern wie Kolumbien und Südafrika verbrannt – mit erheblichen CO₂-Emissionen und wachsender Kritik an der geopolitischen Abhängigkeit.
Mit dem Ausstieg aus der Kohle endet nicht nur ein Kapitel der Energiegeschichte, sondern beginnt ein geplanter Strukturwandel: Das Gelände soll künftig für grüne Wasserstoffproduktion, Batteriespeicher und Offshore-Wind-Verbindungen genutzt werden. Damit wird aus einem fossilen Standort ein Baustein der irischen Energiewende.
Windkraft als Schlüssel zur Transformation
Irland hat in den letzten Jahren massiv in Windenergie investiert – sowohl onshore als auch offshore. Heute stammt bereits über die Hälfte des Stroms aus erneuerbaren Quellen, ein Großteil davon aus Windkraft. Der Kohleausstieg war somit nicht nur ein symbolischer Akt, sondern wurde durch konkrete Alternativen ermöglicht.
Gezielte Förderprogramme, Netzausbau und Marktanreize haben den Übergang unterstützt. Auch sozialpolitisch wurde vorgesorgt: Für die Beschäftigten am Standort Moneypoint wurden Umschulungen und neue Arbeitsplätze in der Region geschaffen.
Bedeutung für Europa und Österreich
Irland zeigt, dass selbst Länder mit fossiler Tradition innerhalb weniger Jahrzehnte vollständig umsteigen können – wenn politischer Wille, Infrastrukturinvestitionen und gesellschaftliche Unterstützung zusammenspielen. Der Fall verdeutlicht auch, dass Kohle nicht nur ein Klimathema ist, sondern wirtschaftlich zunehmend unrentabel wird: Emissionshandel, steigende CO₂-Preise und sinkende Kosten für Wind- und Solarstrom setzen Kohlekraftwerke europaweit unter Druck.
Österreich ist bereits seit 2020 offiziell kohlefrei – mit der Abschaltung des Kraftwerks Mellach bei Graz. Doch das Beispiel Irland zeigt: Der Kohleausstieg ist nicht das Ende, sondern der Anfang eines umfassenden Umbaus der Energieinfrastruktur. Speicherlösungen, intelligente Netze und internationale Kooperationen sind die nächsten Etappen auf dem Weg zu einer nachhaltigen Energiezukunft.
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Bild: JoachimKohlerBremen, Wikimedia