Grippe-Erkrankungen oft unterschätzt, Fotocredit: Pixabay
Grippe-Erkrankungen oft unterschätzt, Fotocredit: Pixabay
Dieser Artikel wurde am 27. Oktober 2013 veröffentlicht und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!Mit der kalten Jahreszeit beginnt die Grippe-Saison. Husten, Schnupfen und Heiserkeit paaren sich mit heftigen Kopf- und…
Dieser Artikel wurde am 27. Oktober 2013 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Mit der kalten Jahreszeit beginnt die Grippe-Saison. Husten, Schnupfen und Heiserkeit paaren sich mit heftigen Kopf- und Gliederschmerzen, extremer Mattigkeit, Fieber und zuweilen Erbrechen und Durchfall. So manch einer sieht die Grippe (Influenza) als eine etwas heftigere Erkältung an, doch tatsächlich ist es laut Uniklinik Heidelberg in Deutschland etwa die Infektionskrankheit, an deren Folgen die meisten Menschen sterben.

In Österreich erkranken jährlich rund 400.000 Menschen. Mit einer Durchimpfungsrate von rund 12 Prozent liegt Österreich allerdings auf einem der letzten Plätze in der EU. Die Europäische Kommission und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfehlen dringend zur jährlichen Grippe-Impfung.

Pandemien und heftige Grippewellen

Große Influenza-Pandemien gab es während der letzten hundert Jahre 1918, 1957, 1968 und zuletzt 2009 durch den sogenannten Schweinegrippe-Virus (A(H1N1)). Das letzte Jahr brachte zwar keinen solchen weltweiten Ausbruch, jedoch eine der heftigsten Grippewelle der letzten Jahre. An der Heidelberger Uniklinik mussten sogar mehr Patienten auf der Intensivstation behandelt werden als in der Pandemie-Saison 2009. Es waren doppelt so viele Menschen mit Influenza in Behandlung als in den Jahren zuvor.

Risikogruppen und richtiger Zeitpunkt für Grippe-Impfung

Die Impfkommission des Robert Koch Instituts empfiehlt vor allem Menschen aus den Risikogruppen, sich impfen zu lassen. Dazu zählen beispielsweise Menschen ab 60 Jahren und Menschen mit geschwächtem Immunsystem durch Vorerkrankungen wie Diabetes, Asthma oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch Schwangere, Kleinkinder und Säuglinge, medizinisches Personal, Transplantierte oder Krebskranke gehören zur Gruppe mit erhöhtem Risiko. Die beste Zeit, sich gegen Grippe impfen zu lassen, ist in den Monaten Oktober/November. Sollte man es versäumt haben, kann man die Impfung noch zu einem späteren Zeitpunkt nachholen.

Verschiedene Grippevirus-Arten

Grippevieren kommen weltweit vor. Dabei können sie in einer bestimmten Region ständig auftreten (endemisch), in einer Region eine gewisse Zeit lang gehäuft auftreten (epidemisch) oder sich wellenartig Länder und Kontinent übergreifend ausbreiten (pandemisch).

Man unterteilt die Grippevirus-Arten in Typ A, B und C. Dabei spielen nur die beiden ersteren als Krankheitserreger für den Menschen eine signifikante Rolle. Der Unterschied zwischen Typ A und B tritt vor allem durch Ausbreitung und Schweregrad der Erkrankung hervor. Während Typ B eher leichte bis mittelschwere Erkrankungen verursacht, kommt es bei Typ A auch zu schweren bis lebensbedrohlichen Verläufen.

Typ-B-Viren treten nur beim Menschen auf. A-Vieren können allerdings auch Säugetiere wie Schweine und Pferde und daneben vor allem Vogelarten (aviäre Influenza) infizieren. Eine Infizierung mit diesen Viren von Tier zu Mensch und andersherum ist dabei möglich.

Aufbau von Grippe-Viren

Alle Grippeviren sind sogenannte  Orthomyxoviren und daher ähnlich aufgebaut: Sie bestehen im Wesentlichen aus einer Virushülle und einem einzelnen RNA-Strang, der die Erbinformationen trägt.

Zwei verschiedene Arten von Antigenen, das Protein Hämagglutinin (HA) und das Protein Neuraminidase (NA), verleihen der Virushülle ihre stachelige Struktur. Die Oberflächenproteine spielen eine bedeutende Rolle für die Ausbreitung der Viren. Derzeit sind 16 HA-Typen und 9 NA-Typen bekannt. Je nach Kombination der verschiedenen Antigene ergeben sich die unterschiedlichen Virustypen A und B.

Gefahr durch Wandelbarkeit des Grippe-Virus A

Die Besonderheit in Grippevirus A ist, dass die HA- und NA-Typen in ihm unabhängig voneinander variieren können (Antigenshift). So kommt es bei Typ A zu neuen Sybtypen. Diese können sich etwa alle 10 bis 20 Jahre ausbilden und führen häufig zu epidemischer oder sogar pandemischer Ausbreitung.

Grippevirus B bildet keine Subtypen aus, da die Antigen-Kombinationen festgelegt sind. So liegen lediglich zwei unterschiedliche Linien vor (Yamagata- und die Victoria-Linie). Veränderungen in der Oberflächenstruktur sind eher klein, dafür aber kontinuierlich (Antigendrift). Erreger des Typs B treten insgesamt eher endemisch auf.

Infizierung mit Grippeviren von Tier zu Mensch

Tierische Grippeviren können den Menschen infizieren und Symptome hervorrufen. Normalerweise können sie aber nicht weiter von Mensch zu Mensch übertragen werden. Es kann allerdings vorkommen, dass ein Tier gleichzeitig von einem tierischen und einem „menschlichen“ Virus befallen ist. Diese befinden sich dann gemeinsam in einer Zelle. Und wo sie schon mal da sind, tauschen sie dann Geninformationen aus (Reassortment). Auf diese Weise bilden sie einen Subtypen aus, der von dem Tier auf den Menschen und anschließend auch von Mensch zu Mensch übertragen werden kann.

So ist das Schweinegrippevirus entstanden. Über viele Jahre ergaben sich Reassortments aus verschiedenen Zusammenkünften von Virus-Typen. Im Schweinegrippevirus fand man etwa Gensegmente aus aviären Viren, aus Viren von eurasischen und nordamerikanischen Schweinen und aus menschlichen Viren.

Herstellung neuer Grippe-Impfstoffe

Wegen der Wandelbarkeit der Grippeviren müssen jedes Jahr neue Impfstoffe hergestellt werden. Dazu gibt die WHO entsprechend ihrer Beobachtungen und Aufzeichnungen Empfehlungen heraus, die durch nationale Behörden zur Freigabe überprüft werden. In den neuen Impfstoff kommen so zwei Influenza-A-Stämme und ein Influenza-B-Stamm, die aktuell im Umlauf sind. Bei guter Übereinstimmung mit den umlaufenden Stämmen kann die Impfung bis zu 90 Prozent vor einer Infizierung schützen.

Quellen:

http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/ShowSingleNews.176.0.html?&no_cache=1&tx_ttnews%5Btt_news%5D=7064&cHash=7d0676a326f5e7edc1c42ade05871a74

http://www.grippe-info.de/der_erreger/index.jsp

http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Influenza.html

http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/fileadmin/betriebsarzt/PDF/Influenza.pdf

http://infektiologie-hygiene.universimed.com/artikel/influenza-saisonale-impfung-der-pandemie-situation


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