69 Millionen Erwachsene Deutsche besitzen über 50 Millionen PKW. In jedem Jahr werden rund 3 Millionen Neuwagen zugelassen, davon nicht einmal 1% mit einem Elektro- oder Gasmotor. Und was geschieht mit den Altautos? Wie soll unter diesen Bedingungen nachhaltige, klimafreundliche und ressourcenschonende Mobilität entstehen? Selbst bei einer Zahl von 1 Millionen Elektroautos, wie es die deutsche Kanzlerin wünscht, würde es 50 Jahre dauern, bis der Bestand „umgerüstet“ ist.
Nicht der Kundenwunsch bestimmt das Angebot, sondern der Aktionär
Wer in den Produktpaletten der großen Automobilkonzerne nach klimafreundlichen und ressourcenschonenden Modelle sucht, wird schnell enttäuscht. Uninteressante Typen zu horrenden Preisen schrecken die meisten Käufer ab. Sie müssen wieder einmal lernen: nicht der Markt, also der Kunde bestimmt, was produziert wird, sondern der Aktionär, der Dividenden wünscht. Spritfressende Fahrzeuge, die Großfamilien transportieren können, bringen mehr Gewinn, als Kleinwagen, in denen auch, wie in den Großmobilen in der Regel ohnehin nur der Fahrer sitzt.
Die Bürger allerdings zahlen nicht nur für den PKW, den sie – in der Regel mit Ratenkrediten finanziert – kaufen, sondern mit ihren Steuern auch für die gesamte Infrastruktur, im Grunde von der Gewinnung der Rohstoffe über die gesamte Transport- und Verarbeitungskette bis zum Unterhalt der Straßen und zuletzt die Entsorgung der Altwagen. Dazu kommt natürlich die Pflege und Wartung in fast 40.000 Kfz-Werkstätten. Die deutschen PKW-Halter geben für ihr Auto – klaglos – mehr Geld aus, als für Ernährung, Gesundheit oder ihre Kinder.
Ein grundsätzliches Nachdenken über des Deutschen liebstes Kind ist zwingend erforderlich, wenn die „Klimaschutzpolitik“ nicht vor die Wand fahren soll. Dass dieses möglich ist, zeigen Kommentare vieler Halter in den unzähligen „Fachzeitschriften“ und ein Blick in Werkstätten „automobiler Träume“. Die Kunden sind unzufrieden mit der aktuellen Entwicklung auf dem Markt. Die Fahrzeuge werden technisch immer komplizierter, wodurch die „Eigenreparatur“ dadurch ausgeschlossen ist. Auch ist die „emotionale Beziehung“ zu dem Gefährt nicht mehr dieselbe, wie noch vor wenigen Jahrzehnten.
Elektromobil für weniger als 15.000€ sofort möglich
Die wirkliche Chance für eine klimafreundliche Mobilität liegt nicht bei den Großkonzernen, sondern in tausenden (Deutschland rund 40.000) Werkstätten, die ohnehin Probleme haben, die Computer auf Rädern überhaupt noch zu reparieren. Für wenige tausend Euro rüsten sie einfache PKW – Baujahr gern vor 1990 – auf Gasbetrieb um und für 13.500€ machen sie einen Altwagen zu einem vollwertigen Elektromobil. Dabei werden für die Umrüstung eines Altwagens mindestens 80% der Ressourcen gespart, die die Produktion eines neuen Elektroautos benötigt.
Es muss nicht spätestens alle drei Jahre ein Neuwagen sein. Dass ältere Modelle, mit ihrer wesentlich einfacheren Technik auch über 3 Millionen Kilometer und ein ganzes „Fahrerleben“ halten können, beweisen immer wieder Liebhaber, die ihr Fahrzeug wirklich pfleglich behandeln. Dabei sind Fälle, bei denen ein PKW eine Million Kilometer ohne auch nur ein neues Teil – abgesehen von Wischerblättern und Scheinwerferbirnen – schaffte keine Seltenheit. Das Studium mancher Automobilmagazine in der Arztpraxis oder beim Friseur bringt erstaunliche Erkenntnisse zu Tage.
Der geliebte Käfer, Urmini oder Ford Taunus als Elektromobil
Wer noch ein fahrbereites Altfahrzeug besitzt, kann dieses für unter 15.000€ zu einem modernen Elektroauto umbauen lassen. Auch Gasfahrzeuge, die anschließend mit Biogas betrieben werden sind eine Alternative, zu noch geringeren Umbaukosten. So fahren manche Fans alter „Amischlitten“ sogar ihre Achtzylinder Straßenkreuzer klimafreundlich.
Der Verzicht auf Neuwagen bringt den Automobilkonzernen natürlich Probleme. Diese spielen sich ja gerne als die Stütze der deutschen Industrie auf und bremsen jeden Reformwunsch mit dem Hinweis auf hunderttausende gefährdete Arbeitsplätze aus. Dahinter steckt jedoch – wie immer, wenn die Konzernlobbyisten sprechen – eine infame Lüge. Diese Konzerne schaden nicht nur der Umwelt und dem Klima, sondern auch den Steuerzahlern, da wie Subventionen und verbilligte Energie fressen und dafür möglichst keine Steuern zahlen. Die meisten Arbeitsplätze haben sie seit Jahren ausgelagert, der größte Teil befindet sich ohnehin bei Tausenden von Zulieferbetrieben. Eine drastische Verkleinerung oder gar die Schließung vieler Großfabriken würde sich nur kurzfristig auswirken. Die meisten Facharbeiter könnten sofort in den regionalen Werkstätten Arbeit finden, weil hier nun die Mobilität der Zukunft entsteht.
Die Verlagerung jeglicher Produktion auf regionale Betriebe ist die Zukunft
Der gesamte Schaden an Umwelt und Menschen, der in den letzten 150 Jahren entstanden ist, ist auf das Wirken der Industrie zurückzuführen. Die Auflösung dieser Großstrukturen ist daher der einzige Weg in eine nachhaltige und stabile Zukunft. Alle Produkte, die wirklich benötigt werden, werden hochwertiger und sinnvoller in regionalen Betrieben hergestellt. Dabei kann die Umstellung von der Verbrauchs- zu einer Gebrauchskultur auch nur so erfolgen. Pflege, Wartung und schließlich das mögliche Wiederverwenden der Produkte und ihrer Materialien geschieht so immer am Ort. Die Produkte werden ohnehin stets an die regionalen Eigenheiten angepasst. Der gesamte Energie- und Ressourcenbedarf sollte ebenfalls in der Region gedeckt werden. Noch bis in die 90er Jahre wurde so manche Autokarosse vorwiegend aus Holz erstellt. Zahllose Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen werden auch in aktuellen Modellen verbaut.
Die Wende zu einer nachhaltigen Zukunft kann allerdings erst gelingen, wenn die verblendete Politik ihre sinnlose Unterstützung der so schädlichen Großbetriebe aufgibt. Der „freie Markt“, dem Politiker gern die Zukunftsgestaltung überlassen, ist nur der Markt einiger weniger Großaktionäre. Mit den Menschen und gar mit der uns ernährenden Mitwelt hat dieser überhaupt nichts gemein.
http://www.zeit.de/mobilitaet/2013-10/umruestung-vw-kaefer-elektroantrieb