Dieser Artikel wurde am 25. Februar 2011 veröffentlicht und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!Heutzutage wird nicht nur viel produziert und konsumiert, sondern vor allem auch transportiert. Im Zuge des globalen…
Dieser Artikel wurde am 25. Februar 2011 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Heutzutage wird nicht nur viel produziert und konsumiert, sondern vor allem auch transportiert. Im Zuge des globalen Gütertransports kommt es zu Ereignissen, die jeden Dreijährigen an seiner Modelleisenbahn als besseren Logistik-Manager dastehen lassen:

Skandinavische Krabben werden zum Schälen nach Marokko geschickt, um sie anschließend zum Verzehr wieder nach Europa zu verfrachten. Schweizer Sahne wird in Italien in Spraydosen gefüllt, um zurück in der Schweiz Eisbecher zu zieren. Müll aus Süddeutschland wird in der Schweiz entsorgt, dafür wird Müll aus Italien in Süddeutschland entsorgt. Weihnachtsbäume aus Dänemark werden in den Alpen verkauft, dafür wird Schnee aus den Alpen in den Schwarzwald gefahren…

Verstopfte Straßen und dicke Luft

Der Gütertransport auf Deutschlands Straßen ist innerhalb von 40 Jahren um 770 Prozent gestiegen. Die Autobahnen sind verstopft. Das Umweltbundesamt prognostiziert bis 2025 einen weiteren Anstieg von 59 Prozent. Dies bedeutet nicht nur, dass man immer öfters hinter LKWs festhängt, die sich mit einem Geschwindigkeitsunterschied von 0,00001 km/sek ein stundenlanges Überholmanöver liefern, sondern es hat besonders eine steigende Umweltbelastung zur Folge.

Auf den Irrwegen des Gütertransports werden riesige Menge an Treibstoff verbraucht und entsprechend riesige Mengen an CO2 emittiert. In Deutschland beträgt der Anteil des Straßenverkehrs an der gesamten CO2-Emission bereits 20 Prozent. (Im Vergleich liegt der Anteil des Schienenverkehrs bei 0,5 Prozent). Schadstoffe wie Kohlenmonoxid, Stickoxid, Kohlenwasserstoff und Dieselpartikel sorgen für dicke Luft. Durch den Straßenbau werden immer mehr Flächen versiegelt, wodurch Ökosysteme verdrängt werden und der natürliche Wasserkreislauf gestört wird. Versiegelte Flächen begünstigen zudem Überschwemmungen.

Niedrige Transportkosten, hohe Steuern

Für die Unternehmen besteht kein Grund, ihre Transporte auf den Schienenverkehr zu verlagern. Der Transport über Straßen, deren Ausbau durch EU-Gelder gefördert wird, ist wesentlich günstiger und macht an den Gesamtkosten für die Firmen gerade mal 1-3 Prozent aus. Die Umwelt- und Unfallkosten des Straßengüterverkehrs in Deutschland liegen bei 32 Milliarden Euro im Jahr und werden von den Steuerzahlern getragen.

Die niedrigen Transportkosten erlauben es nicht nur, die Produktion in Niedriglohnländer zu verlagern, sonder auch, auf die Anmietung großer Lagerhallen verzichten zu können und die “Just-In-Time-Produktion“ zu  bevorzugen. Dabei werden in geringen Abständen kleinere Lieferungen ausgesendet. Unterm Strich sind dadurch mehr LKW`s unterwegs, und diese sind noch nicht einmal voll ausgelastet.

Junges Gemüse auf Weltreise

Die Butter aus Irland, das Müsli aus der Schweiz, die Weintrauben aus Chile – während man selbst es gerade geschafft hat, vom Bett zum Frühstückstisch zu schlurfen, ist ein durchschnittliches Sonntagsfrühstück bereits rund 5.000 Kilometer gereist. An Frische und maximale Auswahl haben wir uns gewöhnt. Wer denkt da an den Transportaufwand:

Eine Tomate von den Kanaren weist eine CO2-Bilanz von 7.200 Gramm pro Kilo auf, eine regionale Tomate aus ökologischem Anbau hingegen gerade mal 35 Gramm. Soll die Butter aus Irland kommen? Das bedeutet dann 14 mal mehr CO2 als Butter aus der Region. Weintrauben aus Chile verursachen sogar 838 mal mehr CO2 als heimische Produkte. Dabei kommt man als Genießer bei den weit gereisten Früchten noch nicht einmal auf seine Kosten, denn wegen des langen Transports werden sie vor der Reife geerntet und entfalten so nicht mal ihren vollen Geschmack.

Regionale und saisonale Produkte schonen das Klima

Das Sustainable Europe Research Institute hat errechnet, dass man 116.000 Tonnen CO2 einsparen könnte, wenn man schon 10 Prozent der Einkäufe mit regionalen Produkten abdecken würde. Wenn wirklich nur Lebensmittel importiert würden, die in unseren Breiten nicht wachsen, würde sich der CO2-Ausstoß durch Transporte um ganze 22 Prozent verringern.

So sollte, wann immer es möglich ist, regionale Produkte bevorzugen. Wann immer es möglich ist, bedeutet auch, wenn die entsprechende Sorte gerade Saison hat. Denn ein Apfel, der im Betrieb um die Ecke geerntet wurde, aber ein halbes Jahr im Kühlhaus lagerte, weist eine ebenso ungünstige Klimabilanz auf wie ein Apfel aus Südafrika. Decken wir einen Teil unserer Einkäufe mit regionalen Produkten der Saison, leisten wir also schon einen kleinen, aber wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und können vielleicht zur Entlastung der Straßen beitragen.

Quelle: Atlas der Globalisierung spezial – Klima, Le Monde diplomatique, Paris 2007.

Bildnachweis: © Martina Liel

 

 

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