natürliche Dämmstoffe
natürliche Dämmstoffe
Maßnahmen zum Energiesparen durch Wärmedämmung an Altbauten müssen achtsam durchgeführt werden.
Dieser Artikel wurde am 18. März 2011 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Grundsätzlich ist der Wärmebedarf global mit regenerativen Energien zu decken. Energie zu sparen, indem neue Gebäude besonders hoch gedämmt werden ist eine Sofortmaßnahme, die aber eher wirtschaftlich interessant ist. Problematisch ist in jedem Fall der Versuch, alte Gebäude ebenfalls auf einen Nullenergiestandard zu bringen.

Wärmeschutz um jeden Preis kann Gebäude nachhaltig schädigen

Bereits nach der ersten Ölkrise Anfang der 70er Jahre wurden Wärmeschutzverordnungen erlassen und auch Altbauten mit zusätzlicher Dämmung und neuen, isolierverglasten Fenstern versehen. Nicht bedacht wurde dabei, dass ein bewohntes Gebäude einen Luftaustausch haben muss, damit der Wasserdampf im Innern sicher entweichen kann. Besonders die absolut dicht schließenden Kunststofffenster trugen sehr bald dazu bei, dass im Innern Schimmel auftrat, den Bewohnern auferlegt werden musste, regelmäßig und ausgiebig zu lüften um den unterbrochenen Dampftransport zu ermöglichen. Damit wiederum wurde oft die Ersparnis an Wärme wieder aufgehoben. Bei späteren Umbauten in den 90er Jahren musste man dann feststellen, dass die zusätzlich aufgebrachte Dämmschicht vollständig durchnässt war. Die Dämmwirkung war damit völlig aufgehoben. Gleichzeitig waren an angrenzendem Mauerwerk Schäden aufgetreten, im schlimmsten Fall war der Mörtel ausgewaschen, versandet oder starke Ausblühungen aufgetreten. Das Gebäude war also kaputt saniert worden.

Ein Gebäude ist, wie ein Kleidungsstück

Genau wie die einmal beliebten Nylonhemden wirkt ein absolut dicht schließendes Gebäude dazu, dass Schweiß entsteht, der darin eingeschlossene Mensch kann nicht mehr atmen. In so genannten Null – Energie – Häusern wird dann auch die Atemluft, der notwendige Luftaustausch aufwändig automatisch geregelt. Das Öffnen von Fenstern soll vermieden werden. Dem Bewohner wird somit die Atemluft zugeteilt, temperiert, befeuchtet. Wie alle Maßnahmen, natürliche Lebensbedingungen zu verändern kann hierdurch mit Sicherheit mit einem Anstieg an Allergischen Reaktionen gerechnet werden. Hinzu kommt, dass die Masse der Dämmstoffe und Kunststofffolien mit hohem Energieaufwand und unter Einsatz von Öl als Rohstoff hergestellt wird. Das verschlechtert die gesamte Energiebilanz und die Stoffe sind auch nicht unbedingt gesundheitlich unbedenklich.

Schlösser, Kirchen, alte Villen im Thermoanzug

Den großen Bestand an schützenswerten Baudenkmälern in eine Dämmschicht einzuhüllen verbietet sich schon aus ästhetischen Gründen. Die oft sehr massiven Außenwände an der Innenseite oder den oft vorhandenen Hohlräumen zu dämmen, verbietet sich aus den genannten Baubiologischen Gründen. Der Taupunkt des von innen nach Außen diffundierenden Wasserdampfs liegt da schnell in dem Mauerwerk, oder gar der Dämmschicht. Um an Wänden eine Dämmung zu erreichen wäre eine äußere Dämmschicht aufzubringen. Das jedoch würde das äußere Bild der Gebäude vollständig verändern. Ebenso verhält es sich mit den Fenstern. Holzfenster mit der vorhandenen Sprossenteilung bei einer Dreifachverglasung sind technisch nicht möglich. Einzige Möglichkeit ist hier der Einbau eines zusätzlichen Innenflügels, also das klassische Kastenfenster. Der Einbau von Kunststofffenstern schließt sich bei denkmalgeschützten Gebäuden von selbst aus.

Handwerkliche Sorgfalt und baubiologische Beratung sind unabdingbar

Um mit einer Maßnahme, die nachhaltige Wirkung erzielen soll, nicht nur einen neuen Schaden zu provozieren, sollte nicht im Schnellverfahren und nach dem Motto: „Viel hilft viel“ verfahren werden. Jedes Gebäude muss individuell behandelt, in der Substanz untersucht werden. Eine sorgfältige und intensive Dämmung der Dachfläche bringt in der Regel bereits eine Energieersparnis von dreißig Prozent. Hier entweicht in der Regel die meiste Wärme und Schäden durch intensive Dämmung sind nicht zu erwarten. Voraussetzung ist, dass ein Dampfaustausch an anderer Stelle möglich ist. Wenn dann noch Fenster in ihrer Dämmwirkung verbessert werden können, unter Beachtung der formalen Vorgaben und die Heizanlage auf einen modernen Stand gebracht werden kann, ist der mögliche Maßnahmenkatalog schon erschöpft. Immerhin kann eine Reduzierung des Energieeinsatzes um bis zu 50 Prozent erreicht werden. Wenn dann noch natürliche Baustoffe, auch für die Isolierung eingesetzt werden, die natürlich sorgfältig zu verarbeiten sind, sind weitere Kriterien der Nachhaltigkeit erreicht und das Gebäude kann erhalten werden.

Natürliche Baustoffe und ein natürliches Klima statt einer Plastikhaut und künstliche Beatmung

Genau wie die Kleidung sollte auch die äußerste Haut der Bewohner aus natürlichen Rohstoffen bestehen. Holz ist ein Baustoff, der bei nachhaltiger Forstwirtschaft ausreichend verfügbar ist. Natürlich hergestellte Backsteine nehmen Feuchtigkeit auf, geben sie wieder ab und sind mehrfach zu verwenden, ja Recyclebar. Selbst Beton und Stahl lassen sich wieder verwerten. Natürliche Dämmstoffe, aus nachwachsenden Rohstoffen, sind baubiologisch unbedenklich und helfen ebenfalls Öl als Rohstoff zu ersetzen. Der Klimaschutz durch eine Reduzierung der CO2 – Freisetzung muss an der Wurzel erfolgen. Der vollständige Ersatz fossiler – und radioaktiver – Rohstoffe ist nicht nur grundsätzlich möglich, sondern die einzig sinnvolle Maßnahme für eine nachhaltige Entwicklung. Jede hektische Maßnahme an einer einzelnen Stelle richtet leicht mehr Schaden an, als zu nutzen. Nur eine ganzheitliche Betrachtung auch im Bereich des Bauens und der Pflege von Gebäuden kann zu sinnvollen Ergebnissen führen. Schon Professor von Weizsäcker hatte davor gewarnt, Ingenieuren die Beseitigung von Problemen anzuvertrauen, da sie immer nur neue Probleme schaffen.

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