Die Gewinnung von Wasser aus Nebel – in großem Maßstab – könnte einige der trockensten Städte der Welt mit Trinkwasser versorgen. Zu diesem Schluss sind Forscher in Chile gekommen, nachdem sie das Potenzial der Nebelnutzung in der Wüstenstadt Alto Hospicio im Norden des Landes untersucht hatten.
Die durchschnittliche Niederschlagsmenge in der Region beträgt weniger als 5mm pro Jahr. Mit der Trockenheit sind auch soziale Probleme verbunden: Viele Menschen haben keinen direkten Zugang zu den Netzen, die sauberes Wasser liefern. Die Bewohner sind auf Trinkwasser angewiesen, das per Lastwagen angeliefert wird. Doch die Nebelwolken, die sich regelmäßig über der Bergstadt sammeln, könnten eine ungenutzte Quelle sein, meint eine Gruppe chilenischer Forscher.
Das Auffangen von Nebelwasser ist denkbar einfach: Ein Netz wird zwischen Stangen aufgehängt, und wenn die feuchtigkeitsbeladenen Wolken durch dieses feine Netz hindurchgehen, bilden sich Tröpfchen. Das Wasser wird dann in Rohre und Lagertanks geleitet. Dieses Verfahren wird seit mehreren Jahrzehnten in kleinem Maßstab vor allem in ländlichen Gebieten Süd- und Mittelamerikas angewandt – natürlich nur dort, wo die richtigen Nebelverhältnisse herrschen. Eines der größten Systeme zur Gewinnung von Nebelwasser befindet sich in Marokko, am Rande der Sahara-Wüste. Nebelwassergewinnung in größerem Maßstab könnte eine sichere und nachhaltigere Wasserversorgung in städtischen Gebieten ermöglichen, wo sie am dringendsten benötigt wird, meinen die chilenischen Wissenschaftler.
Durch Berechnungen versuchten die Forscher festzustellen, wie viel Wasser durch das Sammeln von Nebel gewonnen werden kann, und kombinierten diese Informationen mit Untersuchungen der Wolkenbildung auf Satellitenbildern und mit Wettervorhersagen. Daraus schlossen sie, dass die Wolken, die sich regelmäßig über dem Pazifik bilden – und über die Bergstadt an der Küste geweht werden – den Menschen in den Slums von Alto Hospicio eine nachhaltige Trinkwasserquelle bieten könnten.
Nebel garantiert
Der Nebel von Alto Hospicio bildet sich über dem Pazifik – wenn warme, feuchte Luft über kaltes Wasser strömt – und wird dann über die Berge geblasen: Nebel ist damit garantiert.
Ausgehend von einer durchschnittlichen jährlichen Wasserauffangrate von 2,5 Litern pro Quadratmeter Netzfläche und Tag errechneten die Forscher: 17.000 Quadratmeter Netzfläche könnten genug Wasser produzieren, um den wöchentlichen Wasserbedarf von 300.000 Litern zu decken, der derzeit per Lastwagen an städtische Slums geliefert wird. Das Nebelwasser könnte zudem für erdfreie (hydroponische) Landwirtschaft genutzt werden.
Alto Hospicio liegt am Rande der Atacama-Wüste – einer der trockensten Orte der Erde. Da es kaum bis gar keine Niederschläge gibt, sind die Hauptwasserquelle der Städte in der Region unterirdische Aquifere – Gesteinsschichten, die wassergefüllte Räume enthalten -, die zuletzt vor Tausenden von Jahren aufgefüllt wurden. Angesichts des Bevölkerungswachstums in den Städten und der Nachfrage nach Wasservorräten durch Bergbau und Industrie besteht nach Ansicht der Wissenschaftler ein dringender Bedarf an anderen nachhaltigen Quellen für sauberes Wasser.
Mehr über Ernährung
Diese Kategorie umfasst Wissenswertes über Gemüse, Obst, nachhaltige Supermärkte, schädliche Inhaltsstoffe, Bio-Produkte und vieles mehr. Mit folgenden Links gelangst du der Reihe nach zu mehr Artikel in diesem Themenbereich für Einsteiger bis zu Profis.