Dieser Artikel wurde am 29. September 2011 veröffentlicht und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!Biosprit ist die Zukunft! Darüber sind sich die Vertreter der Branche einig. Aber die bisher verwendeten Quellen…
Dieser Artikel wurde am 29. September 2011 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Biosprit ist die Zukunft! Darüber sind sich die Vertreter der Branche einig. Aber die bisher verwendeten Quellen reichen kaum für eine umfassende Bio-Diesel-Produktion aus. Stattdessen werden wertvolle Anbauflächen für Lebensmittel für Spritpflanzen verwendet.

Deshalb läuft die Forschung nach alterrnativen, nachhaltigen Ressourcen auf Hochtouren. Eine neue Erkenntnis in Sachen Bio-Diesel ist faszinierend, ungewöhnlich und fragwürdig zugleich: Das Fett von Alligatoren könnte bald unsere Fahrzeuge antreiben. Aber ist das wirklich eine gute Idee?

Von der Handtasche zum Bio-Diesel

In Florida und Louisiana fallen jedes Jahr zahllose Krokodile dem Konsumrausch zum Opfer: In Massen werden sie gezüchtet, um als Steak oder als Handtasche zu enden. Dabei fallen jährlich 7000 Tonnen Abfallstoffe in Form von Alligatoren-Fett an. Das überschüssige Fett wird bisher einfach weggeworfen.

Wissenschaftler der Universität Lafayette versuchten nun, die ohnedies anfallenden Abfallstoffe hinsichtlich ihrer möglichen weiteren Nutzung zu untersuchen. Sie konzentrierten sich dabei konkret auf zwei wesentliche Aspekte: Kann das Fett der Reptilien für Bio-Diesel verwendet werden und welche Fettsäuren sind im Krokodil-Fett enthalten?

Sprit aus Soja ist umstritten

Entpuppen sich die Reste aus der Alligatoren-Produktion wirklich als potenzieller Bio-Treibstoff, kann das zumindest kurzfristig eine “Lösung” für ein aktuelles Problem sein: Vor allem in den USA wird immer mehr Soja zu Bio-Diesel verarbeitet. Wenn jedoch der Anteil der Soja-Ernte, der zu Treibstoff weiterverarbeitet wird, zukünftig weiter zunehmen und damit 35 Prozent übersteigen sollte, wird eine Lücke auf dem Lebensmittelmarkt entstehen.

Angesichts humaner Katastrophen wie aktueller Hungersnöte lässt sich die Produktion von Bio-Sprit aus Nahrungsmitteln kaum rechtfertigen. Das ist mitunter ein Grund, weshalb in der Forschung nach alternativen Stoffen gesucht wird, die den bisher, in der Biosprit-Produktion verwendeten Pflanzenfetten ähneln. Zahlreiche Experimente wurden unter anderem mit Schimmelpilzen, Algen und weiteren Nutzpflanzen durchgeführt. Schließlich steht nun auch das Alligatoren-Fett auf dem Prüfstand.

Nützliche Fettpolster

Für die Versuche wurde zuerst ermittelt, wieviel Fett sich aus den Krokodil-Kadavern der Mode- und Lebensmittelindustrie gewinnen lässt: Das Ergebnis: rund 40 Prozent eignen sich für die Bio-Diesel-Produktion. Um den Nutzen des Krokodil-Fettes zu untersuchen, kühlten die Forscher Auszüge davon auf minus 20 Grad Celsius ab. Überraschenderweise gaben die Fett-Proben keinerlei Aufschlüsse über die Abstammung der Krokodile, ihr Alter oder ihre Rasse. Allerdings konnte ermittelt werden, welche Nahrung die Reptilien zuvor verspeist hatten: Zu einem großen Teil bestand ihre Beute aus Rindern. Fisch stand jedoch vergleichsweise selten auf dem Speiseplan. Damit ist die Ernährung der Krokodile zwar nicht besonders fettarm, dafür aber ausgezeichnet als Grundlage für Bio-Diesel geeignet.

Erster Krokodil-Biosprit

Die Ergebnisse der ersten Versuche sind eindeutig: Krokodil-Fett kann als Quelle für Bio-Diesel eingesetzt werden. Rund 70 Prozent der untersuchten Fettsäuren ähneln den, bislang in der Biosprit-Produktion verwendeten pflanzlichen Fettsäuren. So gelang es den Wissenschaftlern vergleichsweise schnell, einen Treibstoff aus dem Fett der Reptilien herzustellen. Das Produkt des Versuches entspricht in beinahe allen Punkten den Richtlinien der ASTM (American Society for Testing and Materials), einer Organisation, die Waren und Dienstleistungen hinsichtlich standardisierter Vorgaben prüft.

Nachhaltigkeitsfrage

Biodiesel aus Alligatorenfett – auch diese Idee läuft unter dem Titel “Nachhaltigkeit”. Der Grund für diese Einschätzung ist, dass das Fett “sowieso” als Nebenprodukt der Krokodilzucht anfällt, und dass es sich um einen nachwachsenden Rohstoff handelt, da die Tiere ja weiter gezüchtet werden.

Dabei übersehen Krokodilverarbeiter und Wissenschaftler nur, dass auch die Krokodilzucht als Ganzes infrage gestellt werden könnte. So bleibt am Ende wieder die Frage: Ist Bio-Sprit die Zukunft?

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