Durch die Geschichte und Kulturen gab es die unterschiedlichsten Bauformen, die meist das Leben der Menschen unbewusst stark beeinflusst haben, aber auch umgekehrt, durch das Denken die Menschen neue, alternative Bauformen hervorgebracht haben.
Jede Form hat eine spezielle Bedeutung und Wirkung auf uns Menschen. Der folgende Artikel gibt eine grobe Übersicht über einige dieser alternativen Bauformen.
Runde Häuser
In den unterschiedlichsten Kulturen findet man Architektur, die auf Kreisen aufgebaut ist. Das können kleine Lehmhütten in Afrika sein, leicht transportable Jurten in der Mongolei, aber auch riesige Kreisbauten mit mehreren Stöcken und Innenhof, für mehrere 100 Leute (Tulou), wie in der Kultur der Hakka in China. Und das sind nur ein paar wenige Beispiele.
Die runde Bauform spielt in vielen Kulturen eine sehr wesentliche Rolle, wurde aber in vielen Gebieten schrittweise durch eckige Gebäude ersetzt.
Dreieckige und pyramidenförmige Gebäude
Bei Pyramiden denken die meisten Menschen sofort an Ägypten, vielleicht noch an die Inkas in Mexiko. Das waren meist die Ruhestätten der Menschen, die eine wichtige Stellung in der Gesellschaft hatten (Pharaos, etc.). Sie symbolisieren einerseits eine Hierarchie, andererseits aber auch die Verbindung von Erde und Himmel, da sie nach oben gerichtet sind.
Das Tipi der nordamerikanischen Ureinwohner ist eine Kombination aus einer runden Grundfläche, und einem pyramidenförmigen Aufbau.
Das Dreieck als Bauform hat sich jedoch auch noch sehr lange in unsere Zeit hineingerettet, und ist in der Form unserer Dächer zu finden. Erst in den letzten Jahren und Jahrzehnten wurde diese Bauform durch Flachdächer immer mehr abgelöst.
Teilweise lässt sich das natürlich durch unsere Klimazone und die technischen Möglichkeiten erklären, warum wir früher spitze Dächer brauchten (Schneelast, etc.), aber wieso sind wir jetzt davon abgekommen? Und hat es Auswirkung darauf, wie wir die Welt wahrnehmen?
Viereckige Häuser
Diese Bauform ist die derzeit wohl am meisten verbreitete Form von Gebäuden. Aber warum? Ist es nur weil es praktisch ist? Ist es wirklich so praktisch, Ecken im 90° Winkel zu haben? Wie oft werden spezielle Möbel und Systeme erfunden, um auch die Ecken in den Räumen sinnvoll nutzen zu können?
In einem eckigen Raum gibt es außerdem – im Gegensatz zu Runden Gebäuden – „bessere” und „schlechtere“ Plätze, tote Winkel, die man gar nicht nutzen kann, etc. Sind also die viereckigen Häuser auch praktischer und angenehmer darin zu leben, oder wird die Bauform nur verwendet, weil sie einfacher zu bauen ist?
Earthship
Eine Spezialform von Gebäuden, die meist annähernd viereckig gebaut werden sind die erst vor wenigen Jahrzehnten entstandenen Earthships. Gebäude, die in die Erde gebaut werden, bzw. teilweise mit Erde aufgeschüttet werden, und nicht einfach nur ein Gebäude sind, sondern ein komplett durchdachtes Ökosystem inklusive Wasserkreislauf.
Fünfeck, Sechseck, usw.
Nach dem Dreieck und dem Viereck gibt es natürlich auch noch die Möglichkeit, mit noch mehr Ecken zu Bauen. Das US-Amerikanische Pentagon ist wohl das bekannteste fünfeckige Gebäude. Aber warum wird nicht öfter mit mehr Ecken gebaut?
Nimmt man zum Beispiel das Fünf- und Sechseck her und verwendet es nicht als Grundfläche sondern als Dach, so kann daraus eine Annäherung an eine Kugel entstehen: die geodätische Kuppel. Diese Form ist so wie die eines Fußballs, jedoch wird jedes Fünf- und Sechseck in fünf bzw. sechs Dreiecke aufgeteilt, um einerseits eine bessere Rundung, andererseits jedoch auch eine höhere Stabilität zu erhalten.
Man findet die geodätische Kuppel bisher hauptsächlich bei außergewöhnlicheren Gebäuden, z.B. die Gebäude des Eden Project in U.K.. Tendenziell werden sie auch öfter in nördlichen Gegenden gebaut, da diese Form sehr viel Last z.B. von Schnee halten kann. Die Kuppel zieht aber langsam immer mehr auch in andere Bereiche ein, wie z.B. für Zelte bei Veranstaltungen oder Wohnhäusern.
Kettenlinie
Eine sehr spezielle Bauform ist die der Kettenlinie. Es ist die perfekte lastabtragende Form, die früher vor allem beim Brückenbau oder Bau von Kellergewölben verwendet wurde. Die Form entsteht dadurch, dass man eine Schnur oder Kette an zwei Enden locker festhält, und der Bogen, der nach unten hängenden Kette nach oben gespiegelt wird.
Ein Beispiel für die Umsetzung dieser Bauform als Gebäude kann auf der vienna.transitionBASE in der Seestadt Aspern in Wien bewundert werden.
Fazit
Aus meiner Sicht gibt es viele unterschiedliche, aber keine „perfekte“ Bauform. Jede existierende Form hat ihren besonderen Reiz, und wirkt auch sehr unterschiedlich auf die Menschen, die sich darin aufhalten. Aus meiner persönlichen Erfahrung eröffnet das Erleben von unterschiedlichen Raumformen neue Denkweisen im Gehirn, die ich mir davor nicht vorstellen konnte. Ich fände es daher äußerst spannend und reizvoll, mehr Abwechslung und Diversität auch im Bau heutiger Gebäude zu sehen.
weiterführende Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Tulou
http://earthship.com/
https://www.futurumdomes.com/
https://viennatransitionbase.wordpress.com/
http://www.edenproject.com/
Bildquellen:
mongolische Jurte: United Creations