Dieser Artikel wurde am 31. Oktober 2013 veröffentlicht und ist möglicherweise nicht mehr aktuell! Die Nutzung von Biomasse ist die älteste Art der Energienutzung und möglicherweise geeignet, die letzten Probleme…
Dieser Artikel wurde am 31. Oktober 2013 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Die Nutzung von Biomasse ist die älteste Art der Energienutzung und möglicherweise geeignet, die letzten Probleme der Energiewende zu lösen. Bisher haben eine chaotische Förderungspolitik und die Einbindung in die industrielle Landwirtschaft jedoch einen nachhaltigen Einsatz verhindert. Die Wissenschaftler am zweiten und dritten Tag der Veranstaltung des IZNE an der Universität Göttingen (16. und 17.10.2013) zeigten Wege auf, wie mit der Hilfe von Biomasse für die Erzeugung von Wärme und Strom das Chaos beseitigt werden kann.

 

Es gibt in Wahrheit keine Flächenkonkurrenz auf den Äckern Europas

 

Bevor über den Einsatz von Biomasse als Energielieferant nachgedacht werden kann, muss das Flächenproblem gelöst werden. Die industriellen Anbaumethoden und die gesamte industrielle Nahrungsmittelherstellung müssen im Hinblick auf eine nachhaltige Zukunft radikal verändert werden. Da in Wahrheit keine Notwendigkeit besteht, andere Länder mit europäischen Lebensmitteln zu versorgen – Stichwort: „das Hungerproblem“ – und bisher viel zu viele Nahrungsmittel hergestellt werden, stehen eigentlich mindestens 50% der Anbauflächen für den Anbau nachwachsender Rohstoffe zur Verfügung. Da im Prinzip für den Anbau von Energiepflanzen auch keine chemischen Hilfsmittel erforderlich sind, kann dieser auch im Einklang mit Natur- und Umweltschutz erfolgen. Zudem können zuerst alle bisher nicht genutzten Flächen, selbst wenn diese stark kontaminiert sind, eingesetzt werden. Dies belegten die Studien von Privatdozentin Dr. Marianne Karpenstein-Machan und Dr. Benedikt Sauer (beide IZNE). Sodann sollte man natürlich alle biogenen Reststoffe einsetzen. Erst wenn diese gesamte Menge an Biomasse nicht ausreicht, kann man über die Nutzung weiterer Flächen nachdenken. Geht man von einer flächendeckenden ökologischen Landwirtschaft aus, die sich darauf beschränkt, den tatsächlichen Bedarf zu decken, stehen große Flächen zur Verfügung. Hinzu kommt, dass durch den Verzicht auf chemische Einsatzstoffe Natur- und Umweltschutz – Stichworte: Grundwasserschutz, Erosion, Artenvielfalt – automatisch gewährleistet werden.

 

Allein Biomasse kann gleichzeitig Wärme, Strom und Treibstoffe nach Bedarf liefern

 

Die bisherigen Favoriten der „Investoren“ in erneuerbare Energien, Wind- und Solarenergie liefern ausschließlich Strom und sorgen bereits für Chaos in den Netzen. Beide können die Energie nicht Bedarfsgerecht liefern. Biogas kann jedoch nach Bedarf erzeugt und sogar beliebig gespeichert werden. Dr. Bernd Krautkremer (Fraunhofer IWES Kassel) stellte ausführlich dar, wie mit dem Einsatz von Biogas alle Probleme der Anpassung der Stromerzeugung an den stark schwankenden Bedarf im Zusammenspiel mit Wind- und Solarstrom gelöst werden können. Hierzu sind nicht einmal weitere komplizierte Technologien erforderlich, sondern lediglich die Reinigung des Biogases auf Erdgasqualität. Wird das erzeugte Gas in das vorhandene Erdgasnetz eingespeist, kann es bedarfsgerecht an jedem Ort entnommen und eingesetzt werden, zur Erzeugung von Wärme, als Treibstoff für Fahrzeuge und eben zum Ausgleich von Bedarfslücken im Stromnetz.

 

Nachhaltigkeit erfordert ein grundsätzliches Umdenken der Gesellschaft

 

Die Energiewende, sofern sie überhaupt stattfindet, ist der Hebel für eine grundsätzliche Wende in der Wirtschaft, ja der Gesellschaft allgemein. Es muss wieder lokal, allenfalls regional „gedacht“ werden. Nur wenn die Nutzer und die Erzeuger, auch der erforderlichen Energie in Personalunion, zum Beispiel in Form von Genossenschaften, wie im Bioenergiedorf Jühnde, agieren, kann die Transformation gelingen. Das aktuelle Wirtschafts- und Finanzsystem haben sich in den letzten 25 Jahren radikal von dem tatsächlichen Bedarf, ja der realen Wertschöpfung entkoppelt. Professor Dr. Ludger Heidbrink (Universität Kiel) und Professor Dr. Nico Paech (Universität Oldenburg) zeigten Wege auf, wie die zerstörerische Wachstumsökonomie überwunden werden kann. Sie muss durch eine regionale Wirtschaft ersetzt werden. Diese muss nachhaltig wirtschaften, zum Beispiel nach dem „Cradle to Cradle“- Prinzip. Werden an jedem Ort die Ressourcen intelligent genutzt, in Harmonie mit der „Mitwelt“ und gemeinschaftlich, lösen sich alle Krisen von selbst auf. Dazu gehören auch die Ursachen für den globalen Terrorismus und die Massenflucht aus den Krisenregionen Afrikas und Südamerikas.

Die aktuellen Regierungen handeln nach wie vor als willenlose Erfüllungsgehilfen der globalen Konzerne. Die Wende, ob im Bereich der Energie oder in allen anderen Bereichen der Wirtschaft, Gesundheit und Bildung kann daher nur von den Bürgern selbst vollzogen werden.

http://www.izne.uni-goettingen.de/wp-content/uploads/2012/10/Positionspapier-Bioenergie-IZNE-2012.pdf

http://www.bioenergie.uni-goettingen.de/index.php?id=164

http://www.bioenergie.uni-goettingen.de/index.php?id=programm17_10_2013