Jährlich gehen durch Bodenverlust, Landwirtschaft und Verstädterung Umweltleistungen verloren.
Dieser Artikel wurde am 6. Oktober 2015 veröffentlicht
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Bodenverlust und Wüstenbildung sind Probleme, die bei uns kaum zur Sprache kommen: Österreich schwebt wie viel zu oft auf seiner Insel der Seligen. Hierzulande streitet man sich, ob die Stadt Wien weiterhin mindestens 50% ihrer Fläche als Grünland werten kann, und es nicht verbauen muss, um die stetig wachsende Bevölkerung adäquat unterbringen zu können. Andererseits werden auch bei uns laufend wertvolle Ackerflächen umgewidmet zu Industrie- oder Bauland. Auf dem Weg der Verstädterung verlieren auch wir laufend Flächen, die für die Landwirtschaft und die Umwelt relevant sind. Nicht umsonst wurden vor 1000 Jahren Städte dort angelegt, wo fruchtbares Land in unmittelbarer Nähe war; fruchtbares Land, das inzwischen längst Stadt geworden ist.

Österreich hat – weltweit gesehen – ein winziges Problem. Der Verlust an Ecosystem Service Values, Umweltleistungen, beträgt weltweit zwischen 6,3 und 10,6 Billionen Dollar laut dem Bericht The Value of Land der ELD Initiative. Das entspricht 10 bis 17% des weltweiten Bruttosozialprodukts. Diese Zahl zeigt die Dringlichkeit eines Systemwandels mehr als deutlich: ein notwendiger Wandel hin zu einer nachhaltigen Landwirtschaft. Eine Landwirtschaft, die darauf ausgelegt ist, Bodenverluste zu vermeiden und, wenn möglich, verlorenen Boden wieder zurück zu gewinnen.

Was sind diese Umweltleistungen? Sie beinhalten alles, was uns die Natur scheinbar gratis zur Verfügung stellt: fruchtbare Böden, frisches und sauberes Wasser, frische Luft, Möglichkeiten der Freizeitgestaltung, landwirtschaftliche Produkte, Klimaregulierung, CO2-Absorption und vieles mehr. Scheinbar deshalb, weil manche dieser Leistungen nicht in einem menschlichen Zeithorizont zu erneuern sind: um eine 10cm dicke Humusschicht aufzubauen, benötigt die Natur laut ELD Initiative ca. 2000 Jahre: was hier verloren ist, ist für uns verloren.

Die Konsequenzen des Nichts-Tuns sind gigantisch: das bisherige Modell der Landwirtschaft ist geprägt vom Zuviel. Ein Zuviel an Dünger, zuviel an Bewässerung, zuviel an Intensität, zuviel an Weiderind. Etwa ein Drittel aller landwirtschaftliche genutzten Flächen sind vom Bodenverlust betroffen, oder besser: von Devastierung betroffen. Ein Drittel: das ist kein Randproblem mehr, sondern betrifft eine große Anzahl an Menschen in allen Ecken der Erde. Sollten diese Menschen nicht mehr in der Lage sein, vom eigenen Land leben zu können, werden uns die jetzigen Migrationsströme wie ein Kinderspiel vorkommen.