Dieser Artikel wurde am 14. Mai 2011 veröffentlicht und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!Nachhaltigkeit braucht einen geschlossenen Kreislauf, ein ausgeglichenes Geben und Nehmen. Alle Systeme, die nur verbrauchen, ohne verbrauchte…
Dieser Artikel wurde am 14. Mai 2011 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Nachhaltigkeit braucht einen geschlossenen Kreislauf, ein ausgeglichenes Geben und Nehmen. Alle Systeme, die nur verbrauchen, ohne verbrauchte Ressourcen zu ersetzen, sind zum Scheitern verurteilt.

Das biblische Paradies, aus griechisch paradeisos – „eingehegtes Gebiet“, oder awestisch pairidaeza – „Einzäunung“ beschreibt als idealen Ort einen abgeschlossenen Garten, inmitten einer ausgegrenzten Wildnis. Dieses Bild hat sich bis in die abstrakte Vorstellung idealer System fortgesetzt, als erstrebenswertes Ziel jeder Entwicklung.

Fatalerweise beinhaltet diese Idealvorstellung immer eine Ausgrenzung einer Außenwelt, die grundsätzlich feindlich ist. Besonders pikant ist dann auch das Verbot der Erkenntnis, das Essen einer Frucht von dem Baum der Erkenntnis. Sobald dies geschieht, wird der Delinquent des Paradieses verwiesen.

Macht euch die Erde untertan

Nach diesem Motto wird und wurde viel zu lange gedacht und gehandelt. Diese Auffassung, mit einer unanfechtbaren göttlichen Weisung ein universelles Recht erhalten zu haben, die gesamte Welt, also auch außerhalb des eingezäunten Bereiches bedenkenlos nutzen zu können, hat in die Sackgasse geführt, in der die Menschheit zurzeit steckt. Das Essen der Frucht der Erkenntnis mit der anschließenden Vertreibung aus dem vermeintlich sicheren Garten hat dazu geführt, dass sofort allerorten neue Paradiese angelegt wurden, in die sich die „Bewohner“ alles, was sie zum Leben brauchten, hineingeschafft haben. Die Wildnis außerhalb erschien viel zu lange unerschöpflich.

Je mehr diese neuen Paradiese von außerhalb gefüttert wurden, desto mehr wuchsen sie und desto mehr Zustrom an Ressourcen wurden sodann verbraucht. Heute ist sogar auch der Ausstoß der Überreste des Verbrauchs, der Abfall zu einem größeren Problem geworden, als der Verbrauch selbst. Gleichzeitig gilt in jedem dieser neuen Paradiese, den hoch zivilisierten Staaten und Städten wiederum das „Gebot“, die Früchte am Baum der Erkenntnis zu meiden. Die Erkenntnis wird mit der sofortigen Ausgrenzung, also dem Ausschluss aus dem Paradies bestraft.

Das Paradies ist das Problem, nicht die Welt außerhalb

Da sich nun erwiesen hat, dass alle diese paradiesischen Systeme in ihrer Lebensdauer begrenzt sind, weil sie die Umwelt immer mehr, immer weiter und immer intensiver ausbeuten und am Ende sich den Nachschub abschneiden, ist es an der Zeit die Mauern einzureißen. Dies sind nicht nur die physischen Mauern um diese abgegrenzten Lebensbereiche, sonder vor allem die Mauern in den Köpfen der Paradiesianer.

Physisch stehen bereits, von Lampedusa im Mittelmeer vor der Küste Nordafrikas, bis an die deutsch – dänische Grenze die Menschen, die „Wilden“, die bisher außerhalb in den ausgebeuteten Gebieten leben mussten. In den Köpfen vieler Paradiesbewohner lebt noch die Auffassung, dass ihr Leben auf Kosten der restlichen Welt, der Menschen und der Natur legitim ist und sie wehren sich gegen den Ansturm der Menschen und die Erkenntnis, dass die restliche Natur doch nicht endlos belastbar, ihre Vorräte an Rohstoffen nicht ewig verfügbar sind.

Macht euch der Erde untertan

Der offensichtlich fatale Übersetzungsfehler in der Vulgata, der lateinischen Bibelfassung hatte den Missbrauch des Planeten zur Folge. Es könnte auch als absichtliche Fehlformulierung aufgefasst werden, weil ein begrenzter Bereich, mit besagten klaren Regeln leichter zu beherrschen ist, als ein offenes System, ein Paradies ohne Grenzen. In jedem Fall ist eine umgehende Veränderung im Denken und im Handeln aller Menschen erforderlich.

Einstein stellte zutreffend fest:  „Eine neue Art von Denken ist notwendig, wenn die Menschheit weiterleben will…“
Dies betrifft natürlich alle Bereiche des Lebens, da in den Industriestaaten ein System geschaffen wurde, dass auf der einen Seite auf unbedingten Selbsterhalt ausgerichtet ist – im Denken der Menschen – und gleichzeitig den Mechanismus der Selbstzerstörung enthält – im Handeln der gleichen Menschen.

Sobald aber Menschen erkannt haben, dass sie sich dieser zerstörerischen Struktur entledigen, die Dinge selbst in die Hand nehmen können, also die Frucht vom Baume der Erkenntnis gegessen haben, handeln sie wie befreit und in den meisten Fällen völlig richtig. Sie trauen sich häufig bisher diesen Schritt, aus Furcht vor der Vertreibung aus der Illusion dieses künstlichen Gartens nicht zu.

 

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