Eine Geschichte, wie der Wald von unheimlich zu einem Wunder wurde.
Dieser Artikel wurde am 10. Oktober 2018 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Da ich nun schon sehr oft im Freien ohne Zelt, nur maximal mit Plane übernachtet habe, und diverse Erlebnisse sammeln konnte, möchte ich heute mit euch eine Geschichte teilen.

Der Weg

Eines sonnigen Tages bin ich aufgebrochen, um eine zweitägige Wanderung durch den Wald zu machen. Mein Wunsch war es, die Nacht ohne Zelt draußen im Wald zu verbringen. Zur Sicherheit hatte ich lediglich ein Tarp (wasserdichte Plane) dabei, falls es regnen sollte.

Bereits auf meiner Wanderung tagsüber bemerkte ich plötzlich, dass ich den Wald um mich mit ganz anderen Augen betrachtete als sonst. Ich sah nicht einfach die schönen Landschaftsbilder, sondern überprüfte jedes freie Fleckchen das ich sah, ob es denn einen guten Schlafplatz bieten würde. Auch wenn diese Überlegungen wichtig und sinnvoll sein können, war es vom Zeitpunkt her noch viel zu früh, darüber nachzudenken.

Sobald ich also diese Gedanken erkannt hatte, ließ ich sie los, und öffnete meine Augen aufs neue für die Schönheit und die magische Energie des Waldes. Ich nenne es die “Wald-Meditation”. Immer wenn ich in Gedanken schwelge, holt mich entweder meine eigene Aufmerksamkeit, oder ein Geräusch oder ein besonders berührender Anblick in den Moment zurück.

Ich wusste, dass ich hier in diesem Wald überall übernachten durfte, und war auch darüber informiert, dass ich keine Sorge haben musste, von einem Jäger als Wildschwein verwechselt zu werden. Das half mir, meine Aufregung über die Nacht im Wald etwas zu drosseln.

Buchenwald
Mitten durch einen magischen Buchenwald – Photocredit: Elisabeth Demeter

Der Schlafplatz

Etwa zwei Stunden vor Sonnenuntergang machte ich mich also bewusst auf die Suche nach einem passenden Schlafplatz. Es musste eine halbwegs ebene Fläche sein, ohne hervorstehenden Wurzeln, großen Steinen oder sonstigen störenden Elementen. Und mir war auch gerade noch rechtzeitig eingefallen, dass ich darauf achten musste, dass der Platz nicht in einer Senke oder einer talabwärts zeigenden Kerbe liegen durfte, die ein Anzeichen dafür sein konnten, dass sich dort bei Regen Wasser sammelte.

Bei der Verwendung eines Tarps anstatt eines Zeltes ist es auch immer hilfreich, darauf zu achten, dass Bäume in der Nähe sind, die zum Spannen der Plane verwendet werden können. Ich fand zwei günstig platzierte Bäume, und den Rest konnte ich mit langen Ästen, Seilen und Steinen als Hering-Ersatz fixieren.

Schlafplatz im Wald mit Tarp
Schlafplatz im Wald mit Tarp – Photocredit: Elisabeteh Demeter

Die Nacht bricht ein

Nachdem ich mein mitgebrachtes Abendessen verspeist hatte, war es bereits am dunkel werden, weshalb ich beschloss, es mir in meinem Schlafsack gemütlich zu machen. Das Erkennen der leichten Unebenheiten des Bodens, die mir davor nicht so stark aufgefallen waren, waren die ersten Vorboten davon, was ich in dieser Nacht noch alles lernen sollte.

Als ich nach einiger Zeit eine halbwegs gemütliche Liegeposition gefunden hatte, war es inzwischen stockfinster und sehr ruhig geworden. Die tagaktiven Vögel waren bereits schlafen gegangen, die dämmerungs- und nachtaktiven Tiere jedoch waren jetzt unterwegs – jedoch großteils leise und schleichend.

Rascheln und Knistern

Nachdem ich einige Zeit ruhig da gelegen hatte, merkte ich das erste Geräusch. Es war ein Rascheln im Laub, das sich anhörte, als ob irgendjemand Großes in meine Richtung stapfte. Zuerst war der Gedanke: ein anderer Mensch? Ein Verbrecher, der sich hier versteckte? Doch ein Jäger? – Die Vernunft erinnerte mich aber daran, dass es viel wahrscheinlicher ein Tier sein musste. Ein Hirsch? Oder ein Reh?

Vollmond
Vollmond – Photocredit: Elisabeth Demeter

Ich hörte angestrengt, meine ganze Aufmerksamkeit auf diesem Geräusch, mein ganzer Körper regungslos. Nachträglich merke ich, dass da wohl so einige Urinstinkte in mir angesprungen sein müssen, denn ich fühlte mich in einem Zustand, wo ich jederzeit auch aufspringen hätte können und davonlaufen oder kämpfen, oder was es eben benötigte.

Nach etwas längerem Lauschen – es können zwei Minuten oder eine viertel Stunde gewesen sein, da meine Zeiteinschätzung aussetzte – bemerkte ich schließlich, dass das Rascheln gar nicht von einem großen Tier kam, sondern wohl von einer Spitzmaus oder anderem Tier ähnlicher Größe. Dadurch beruhigte sich zwar meine Anspannung und Aufmerksamkeit, ganz geheuer war es mir jedoch trotzdem nicht.

Die Erkenntnis, dass es sich um eine Maus handeln musste, erlaubte es mir aber, irgendwann doch einzuschlafen. Etwas mulmig war mir trotzdem.

Geisterhafte Stimmen

Nach einem gefühlt kurzen aber tiefen Schlaf, bemerkte ich plötzlich neue Geräusche in der Ferne, die mich sofort aufhorchen ließen. Kurz nach dem knacken und schlagen eines herunterfallenden Astes hörte ich unterschiedliche quietschende Geräusche, die mir völlig fremd waren, und sogar etwas, das sich anhörte wie ein Bellen, aber doch keines war. Da es sich weiter entfernt anhörte, und ich sehr müde war, konnte ich bald wieder weiterschlafen.

Als ich wieder zu Hause war, fand ich heraus, dass dies wohl die unterschiedlichen Rufe von Waldkauz oder ähnlichen nachtaktiven Vögeln gewesen sein mussten.

Sonnenaufgang
Sonnenaufgang – Photocredit: Elisabeth Demeter

Die Vögel als natürlicher Wecker

In etwa zur Zeit des Sonnenaufgangs war meinem Schlaf ein jähes Ende gesetzt. Ich mag Vögel, und Vogelgesang, aber es schien mir, als wäre ich umringt von Vögeln, die alle die gleiche Mission hatten: mich nicht länger schlafen zu lassen.

Aber gleichzeitig kann man diesen Tieren auch nicht wirklich lange böse sein, weshalb ich schon ein paar Momente später, als ich mein Schicksal akzeptiert hatte, das Morgenkonzert sehr genoss. Es hat mich daran erinnert, dass ich nicht alleine war hier im Wald, und dadurch fühlte ich mich gleichzeitig auch gar nicht mehr einsam.

Fazit

Die Nacht ohne Zelt im Wald oder generell in der Natur zu verbringen hat mich jedes Mal auf eine gewisse Weise tief berührt. Es war nicht immer magisch und toll, oder kalt und unangenehm, aber es hat mich immer ein Stückchen mehr in meinen Körper gebracht, und mehr mit meiner Natur im Außen und im Innen verbunden.