Das erste Passivhaus war kein Haus, sondern das Polarexpeditionsschiff Fram.
Dieser Artikel wurde am 14. Februar 2018 veröffentlicht
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Fridtjof Nansen war ein norwegischer Polarforscher, Zoologe, Neurohistologe, Ozeanograf, Diplomat, und Friedensnobelpreisträger. Zu dieser langen Liste an Bezeichnungen könnte man auch noch Erfinder des Passivhauses hinzufügen, denn das erste Passivhaus war kein Haus, sondern Nansens Expeditionsschiff Fram. Fram bedeutet in mehreren skandinavischen Sprachen (norwegisch, schwedisch und isländisch) vorwärts oder nach vorne. Mit der Fram wollte Nansen eigentlich zum Nordpol, das gelang zwar nicht, aber er und sein Team drangen weiter in den Norden vor, als je ein Entdeckerteam zuvor.

Diesen Erfolg hatten sie zu einem Großteil der Konstruktion ihres Schiffes Fram zu verdanken, denn die Fram war so konstruiert, dass sie nicht im Eis einfrieren konnte oder zwischen den Eismassen zerdrückt werden konnte. Die besondere dreieckförmig-abgerundeten Rumpfkonstruktion machte es möglich, dass das Schiff vom Eisdruck angehoben und nicht zerdrückt werden konnte. Die rund 50 Centimeter dicke Außenwand war gut isoliert, um die Crew während der Reise, die pro Strecke acht Monate dauern sollte, warm zu halten. Auch eine gute Lüftung war wichtig, denn bei den Temperaturen in der Arktis gefiert Feuchtigkeit schnell und permanent zu Eis.

Isoliert war die Fram in mehreren Schichten aus verschiedenen Naturmaterialien. Filz, Kork, Holzpaneele und luftdichtes Linoleum kamen zum Einsatz. Die Oberlichte des Schiffes, durch die viel Tageslicht einfallen konnte, war dreifach Verglast und somit gut kälteisolierend. Durch die Lüftung kam zwar kalte Luft in die Innenräume, vor allem wenn die Segel gehisst waren, dennoch war es laut Nansens Expeditionsbericht Farthest North nie kalt im Inneren des Schiffes. Egal ob es draußen +22° C oder -22° C hatte, den Holzofen den man zur Beheizung installiert hatte, musste man kaum benutzen.

Der elektrische Strom, der zum Beispiel für die Beleuchtung verwendet wurde, wurde mit Hilfe einer Windmühle an Deck der Fram produziert. Nansen hatte auch eine Art Tretmühle im Inneren des Schiffes installieren lassen. So sollte die Crew selbst Elektrizität erzeugen können, falls es windstill war und dabei gleichzeitig Bewegung bekommen, denn immerhin waren sie acht Monate in Folge auf dem Schiff gefangen. Die Tretmühle wurde schließlich aber nicht verwendet, sie erwies sich als überflüssig, da genügend Strom aus Windkraft erzeugt werden konnte. Viele Methoden und Technologien, die wir heute von Passivhäusern kennen, wurde also bereits bei der Konstruktion des Expeditionsschiffes Fram verwendet, somit kann man Nansen durchaus Erfinder des Passivhauses nennen.

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Bild: Wikimedia