Es ist ein sonniger Julitag in Aspern, und unter der Erde brodelt es – wortwörtlich. Denn dort, in rund 3.000 Metern Tiefe, schlummert eine Energiequelle: heißes, mineralreiches Wasser. Jetzt wird…

Es ist ein sonniger Julitag in Aspern, und unter der Erde brodelt es – wortwörtlich. Denn dort, in rund 3.000 Metern Tiefe, schlummert eine Energiequelle: heißes, mineralreiches Wasser. Jetzt wird es erstmals an die Oberfläche geholt – und könnte schon bald 20.000 Wiener Haushalte mit grüner Wärme versorgen.

Die erste Tiefengeothermie-Anlage Wiens nimmt Fahrt auf

Was vielleicht wie Science-Fiction klingt, ist Teil eines ambitionierten Projekts von Wien Energie und OMV. Im Gemeinschaftsunternehmen deeep wurde die erste Tiefengeothermie-Anlage Wiens gebohrt – und nun erfolgreich getestet. Beim sogenannten Fördertest wird Heißwasser mit rund 100 °C aus der Tiefe gepumpt und in Becken geleitet. Dort wird es auf Temperatur, Fördermenge und chemische Zusammensetzung untersucht.

Erste Förderung aus 3000 Metern Tiefe

Ein geschlossener Kreislauf für nachhaltige Wärme

Das Prinzip ist eigentlich recht simpel: Heißes Formationswasser wird aus der Tiefe gefördert, die Wärme wird entnommen und ins Fernwärmenetz eingespeist. Das abgekühlte Wasser wird wieder zurückgeleitet – und heizt sich erneut auf. So entsteht ein geschlossener Kreislauf, der dauerhaft nutzbar ist und keine fossilen Brennstoffe benötigt.

Fördertest liefert wichtige Erkenntnisse

Der aktuelle Fördertest dauert rund eine Woche. Dabei werden bis zu 3.400 Kubikmeter Wasser gefördert. Die Ergebnisse helfen, die sogenannte Obertage-Anlage zu planen – also jene Technik, die die Wärme ins Fernwärmenetz bringt.

Im Winter 2025/26 folgt der nächste Schritt: der Loop-Test, bei dem erstmals die Rückführung des Wassers getestet wird. Die Ergebnisse beider Tests werden im Frühjahr 2026 erwartet und sind die Grundlage für den Bau der Anlage, die ab 2028 in Betrieb gehen soll.

Wärme für bis zu 200.000 Haushalte bis 2040

Die Pilotanlage in Aspern ist nur der Anfang. Bis 2040 sollen bis zu sieben Tiefengeothermie-Anlagen entstehen – mit einer Gesamtleistung von 200 Megawatt. Damit könnten bis zu 200.000 Haushalte klimafreundlich beheizt werden.

Infocenter macht Geothermie erlebbar

Wer neugierig ist, kann sich selbst ein Bild machen: Direkt am Rand des Geländes wurde ein Infocenter eingerichtet. Dort gibt’s Ausstellungen, Führungen und einen Blick auf die Baustelle – kostenlos und öffentlich zugänglich. Gruppen sollten sich vorab anmelden. Alle Infos dazu gibt’s auf www.deeep.at.


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Bild: Wien Energie