Robust, anpassungsfähig und schön – die Edelkastanie zeigt, wie Waldwirtschaft und Klimaschutz zusammengehen können.

Städte weltweit suchen nach Lösungen, um Architektur zu kühlen und den Aufenthalt im öffentlichen Raum bei Sommerhitze erträglich zu gestalten. Die Begrünung mit klimaresistenten, Schatten spendenden Bäumen spielt dabei eine zentrale Rolle – ebenso wie die Entsiegelung versiegelter Flächen, die zur Hitzebildung beitragen. Auch in Wäldern ist der Wandel deutlich spürbar: Der Forstwirtschaft drohen massive Einbußen. Bereits in den 1980er-Jahren hat der saure Regen die Tanne vielerorts verschwinden lassen. Heute setzt der Klimawandel vor allem Flachwurzlern wie Fichte und Kiefer zu, die mit Trockenstress und Schädlingsdruck zunehmend überfordert sind.

Die Edelkastanie (Castanea sativa) gilt als Hoffnungsträger für die Forstwirtschaft im Klimawandel. Sie kommt gut mit höheren Temperaturen und längeren Trockenperioden zurecht und zeigt eine bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit. Im Vergleich zur Buche benötigt sie allerdings deutlich mehr Sonnenlicht. Ihr tiefes Wurzelwerk verschafft ihr Vorteile gegenüber Buche und Birke, die bei anhaltender Trockenheit rascher an ihre Grenzen stoßen. Zudem ist die Edelkastanie gegenüber unterschiedlichen Bodenverhältnissen relativ tolerant – ein entscheidender Vorteil in Regionen, die zunehmend unter Wassermangel leiden.

Insgesamt kann die Edelkastanie dazu beitragen, Wälder klimaresilienter zu gestalten – vorausgesetzt, Standortwahl und Pflege stimmen. Ein gelungenes Beispiel für ihr Potenzial in unseren Breiten ist der Unteracher Edelkastanienwald am Attersee, wo die Kastanie seit Jahrzehnten gedeiht und sich als standortstabil erwiesen hat.

Mehr als nur Holzlieferant

Neben ihrer ökologischen Funktion liefert die Edelkastanie auch kulinarische Freude: Ihre Esskastanien sind aus der kalten Jahreszeit nicht wegzudenken – duftend, heiß und traditionell mit Wintermärkten verbunden. Für die Waldwirtschaft ist jedoch vor allem ihr schneller Wuchs und das hochwertige Holz von Bedeutung. Dieses ist der Eiche ähnlich, aber leichter zu bearbeiten und resistenter gegen Pilzbefall. Damit bietet die Edelkastanie nicht nur ökologische, sondern auch wirtschaftliche Perspektiven für eine nachhaltige Forstwirtschaft.

Fazit

Die Edelkastanie vereint klimatische Robustheit, ökologische Vielseitigkeit und wirtschaftlichen Nutzen – und ist damit ein Paradebeispiel für zukunftsfähige Baumarten in Zeiten des Klimawandels. Ihre Renaissance in Mitteleuropa ist kein Zufall, sondern eine strategische Antwort auf die Herausforderungen unserer Zeit.


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