„Stell dir vor, es ist Krise, und keiner bestellt bei Amazon oder einem anderen, großen internationalen Konzern, sondern stattdessen bei heimischen Unternehmen.
Amazon und Co. zahlen nämlich so gut wie keine Steuern bei uns in Österreich, und finanzieren somit kein einziges Spitalsbett und kein einziges Beatmungsgerät bei uns. Außerdem stehen viele UnternehmerInnen jetzt vor dem Ruin.“
So beginnt der Einleitungstext auf nunukaller.com. Eine Plattform, die von der gleichnamigen Publizistin und Aktivistin auf die Beine gestellt wurde. Hier können sich österreichische Unternehmen eintragen, die einen Online-Shop betreiben. So können sie, in Zeiten von Corona, weiterhin Umsatz generieren und werden so womöglich vor der Insolvenz bewahrt
Im Interview mit Energieleben verrät Nunu Kaller uns ihre Beweggründe, wie es dazu gekommen ist – und wie es mit ihrer Plattform weitergehen soll.
Rückblickend scheint diese Frage überflüssig, aber wie bist du auf die Idee gekommen, eine solche Liste ins Leben zu rufen?
Nunu Kaller: Der erste Gedanke war pures Mitgefühl für Freunde und Freundinnen von mir, die eigene Läden haben oder in irgendeiner Form freiberuflich arbeiten. Ich wusste, dass man denen irgendwie helfen muss. Nachdem ich zwar kein großes, aber doch respektables Netzwerk habe, habe ich sehr schnell beschlossen: Ich muss mithelfen, deren Onlineversand zu pushen.
Das erste Posting war ohne viel Nachdenken binnen 5 Minuten geschrieben und gepostet. Am nächsten Tag hatte ich 300 Einträge auf der Homepage und wusste, es geht so nicht weiter, weil meine Inbox vor Anmeldungen überging. Ein Bekannter programmierte mir in nur einer Nacht ein neues CMS (Content Management System). Drei Tage später waren es schon 3000 Einträge.
Nicht nur das, auch medial hat die Aktion eingeschlagen. War dir vorher bewusst, dass du damit so große Wellen schlagen wirst?
Nunu Kaller: Ich merkte, das wenige Stunden nach mir weitere diese Idee posteten. Ich glaube aber, dadurch, dass ich durch meine langjährige Arbeit zum Thema Konsum da einen gewissen Startvorteil in Sachen Bekanntheitsgrad hatte – und sich dadurch die Idee rasend verbreitete. Mich freut jede Liste, die es gibt, in die sich HändlerInnen eintragen können – aber mich freut auch, dass wir mit über 6000 Einträgen uns sehr erfolgreich wähnen können.
Wie behältst du bei so vielen neuen Einträgen den Überblick?
Nunu Kaller: Neben mir kümmert sich noch ein Pool aus acht Freiwilligen um die Freischaltungen. Wir überprüfen jeden einzelnen Eintrag auf Echtheit und darauf, ob es auf der verlinkten Website einen Hinweis auf Bestellmöglichkeit gibt. Da nicht alle einen eignen Onlineshop haben. Außerdem kümmert sich Dominik, der Programmierer um die Seite.
Anmerkung der Redaktion: Auf der Plattform wurde ein eigener Spendenpool für die Freiwilligen angelegt. Hier kann jeder und jede einen kleinen Beitrag spenden und so das Projekt finanziell unterstützen.
Was ist dein Wunsch für die Zukunft?
Nunu Kaller: Es gibt derzeit mehrere Überlegungen und der Gedanke, dass wir jetzt schnell weiterentwickeln müssen, stresst mich zugegeben. In welcher Form es genau weitergehen wird, kann ich noch nicht sagen – aber dass die Liste weiter bestehen wird, ist fix.
Hier findet ihr 10 plastikfreie Online-Shops.
Nunu Kaller rettet nicht nur die österreichische Wirtschaft, sondern schreibt zur Zeit auch an ihrem dritten Buch. Es handelt von der Art, wie wir konsumieren. „Allerdings muss ich da jetzt sehr viel von dem ,was ich vor Corona schon geschrieben habe, umschreiben. Es wird wohl Anfang kommenden Jahres erscheinen.“, verrät uns Nunu.
Wir sind auf jeden Fall gespannt und haben einstweilen mit der Ladenliste genug zu stöbern.