Alle fünf Sekunden stirbt ein Kind an Hunger. Allein in Deutschland werden jährlich – nachweislich – 200.000 Kinder misshandelt und wenigstens 42.000 Kinder aus ihren „Familien“ gerettet. Das sind keine „Fakten“, die eine Welt beschreiben, in der alles in Ordnung ist, in der es sich leben lässt und die eine friedliche Zukunft vor sich hat. Man kann ganze Bücher mit weiteren schrecklichen Fakten füllen, die eine Gegenwart belegen, die Jean Ziegler mit Recht als „kannibalisch“ bezeichnet. Mit Sicherheit ist dies aktuell keine sichere Basis für alle nachwachsenden Generationen. Alle „Verantwortlichen“ sind hierüber informiert, aber nicht interessiert, etwas zu verändern.
Die bürgerliche Kleinfamilie gibt es nicht mehr
Etwa 150 Jahre währte das Experiment, die bürgerliche Familie als kleinste Wirtschaftseinheit im westlichen Kulturraum zu etablieren. Es ist auf ganzer Linie gescheitert und mit schuldig an dem Chaos, das im 21. Jahrhundert herrscht. „Familia“ (lateinisch) bedeutet „Hausgemeinschaft“ und bezeichnete eigentlich den gesamten Besitz eines Mannes im römischen Reich, von der Ehefrau über die Kinder, die Sklaven, das Vieh und eben den Hausstand. Diese „Verwaltungseinheit“ war mit dem Privatbesitz entstanden und gedacht, diesen über das Vererben „in der Familie“, also dem Besitz des Herrn zu behalten. Der Begriff wurde Ende des 17. Jahrhunderts ins Französische übernommen. Bis dahin bestand die Hausgemeinschaft wenigsten noch aus mindestens 3 Generationen, nebst dem besagten Anhang, dem Personal und weiterer Verwandtschaft.
Erst um 1850 wurde im Zuge der Industrialisierung und der Landflucht diese Gemeinschaft immer mehr aufgelöst und es entstand die „bürgerliche Kleinfamilie“, der anfangs noch 3, später maximal 2 Generationen angehörten. Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts löst sich auch diese Gemeinschaft immer weiter auf, bis zu der letzten „Einheit“, dem „Single“. Leidtragende waren in erster Linie die Kinder, nebenbei auch die Gesellschaft, die immer mehr Aufgaben der Hausgemeinschaft, die auf dem Lande sogar noch die Dorfgemeinschaft umfasste, übernehmen muss. Die „Sozialsysteme“ der Industriestaaten sind dementsprechend völlig überlastet.
Die bürgerliche Familie ist ein asoziales Modell und arbeitet gegen die Evolution
Die „Aufzucht der Kinder“ allein den biologischen Eltern aufzubürden ist evolutionär grober Unfug. Schon der Verlust eines „Elternteils“ verursacht erhebliche Probleme, abgesehen davon, dass eine stetige Mischung des potenziellen Erbgutes behindert wird. Da beide Elternteile mehr und mehr gezwungen sind, für das wirtschaftliche „Überleben“ zu sorgen, sind die Kinder umso mehr auf sich allein gestellt. In „natürlichen Gesellschaften“ werden alle Kinder nach wie vor von der gesamten Gemeinschaft erzogen, das Ehepaar im Sinne westlicher Kulturen ist weitgehend unbekannt. „Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein Dorf“ ist eine Weisheit in all diesen Gemeinschaften.
Der Vorteil einer sonst scheinbar familienlosen natürlichen Gesellschaft liegt auf der Hand. Alle Mitglieder tragen zu der Erziehung und Bildung aller Kinder bei. Kinder können nicht „verwaisen“, können sich immer in der großen Gemeinschaft aufgehoben fühlen. Alle seelischen und schließlich gesellschaftlichen Schäden, die westliche Kulturen mehr und mehr belasten, können nicht entstehen. Kriminalität, Exzesse jeder Art sind völlig unbekannt und alle Generationen sind stets gleichberechtigt aufgehoben. Selbst so gefährliche Modelle, wie „Demokratie“ sind unbekannt, es herrscht eine Art Soziokratie, bei der in der Versammlung, in der Regel die Alten, eine Entscheidung getroffen wird, wenn es kein schlüssiges, schwerwiegendes Gegenargument mehr gibt. Fehler einer Demokratie, wie das Dritte Reich, das „Umkippen des arabischen Frühlings“ und andere Probleme, die sogenannte „Mehrheit des Pöbels“ können so weitgehend ausgeschlossen werden.
Gemeinschaft ist nicht gleich Gemeinschaft – schon gar nicht im Kapitalismus
Eine natürlich Gesellschaft betrachtet „natürlich“ die gesamte Mitwelt als Gemeinschaft. Genau das ist aber das Problem aller „westlichen“ Gemeinschaften, deren Identität auf Abgrenzung und einer Ideologie beruht. Das ist sowohl die „Kirche“, also jede Religion, die sich zu einer Machtinstitution erklärt, als auch z.B. „die Gemeinschaft der G7“, das sind die alten – und neuen – Kolonialmächte, die einstmals mächtigsten Industrienationen. Jede „geschlossene Gesellschaft“ kann nicht mit irgendeinem außenstehenden Wesen – wozu die gesamte belebte und unbelebte Umwelt gehört – in Harmonie existieren. Sie muss immer wieder ihre Daseinsberechtigung, also ihre Abgrenzung bestätigen. Das verursacht einen permanenten Stress, sowohl für die Mitglieder der Gemeinschaft als auch für die gesamte Mitwelt. Die bekannten Extreme sind dann der aus der Abgrenzung entstehende Machtanspruch, der zu dem Kannibalismus führt, den Jean Ziegler seit Jahrzehnten beklagt und der gerade im 21. Jahrhundert „Kinder frisst“ statt sie zu beheimaten, zu umsorgen und ihnen eine sichere Zukunft zu schaffen und zu erhalten. Millionen Kinder müssen heute als Sklaven arbeiten und/oder als Kindersoldaten morden, andere, angeblich in der westlichen, christlich abendländischen Kultur behütete, verkümmern zu seelischen Krüppeln, bis auch sie die Waffe in die Hand nehmen und sich Ideologien anschließen, die ihnen eine Gemeinschaft versprechen, die es dann jedoch auch nicht gibt. Es gibt so nur neue Ideologien.
Wirkliche Weichenstellungen finden aber auf anderen Treffen, in anderen Zirkeln statt, wie dem „Wirtschaftsgipfel“ in Davos oder der – eigentlich eher geheimen – „Bilderberger Konferenz“. Hier treffen sich die wirklich „Mächtigen“ dieser Welt, von den Chefs der größten Konzerne, Banken, Adelshäuser, Geheimdienste und einige handverlesene Politiker – in diesem Jahr als Einzige: Ursula von der Leyen (http://www.spiegel.de/wirtschaft/bilderberg-konferenz-veroeffentlicht-teilnehmerliste-a-1037919.html). Die Menschen, also die Bürger sind, ebenso wie die Medien hier nicht zugelassen.
Homoehen sind nicht das Problem, sondern die Gesellschaft
In kapitalistischen Gesellschaften werden Kinder zu kannibalischen Killern erzogen. Extreme Ansätze, Kinder wieder in einer pluralistischen Gemeinschaft, in der sie wirklich soziales Verhalten, auch gegenüber der Mitwelt erfahren und lernen können, waren die faschistischen und „real existierenden sozialistischen“ Systeme, die weder das eine noch das andere in Wahrheit waren. Sowohl der Faschismus, als auch der angebliche Sozialismus waren – und sind – auch ins extrem veränderte, verkehrte kapitalistische Systeme. Beide bieten der Großindustrie perfekte Bedingungen und züchten willige und billige Arbeitskräfte. Losgelöst von jeder Möglichkeit einer konstruktiven – soziokratischen – Kritik kann sich in diesen Systemen der Kapitalismus besonders frei entfalten.
Auf den gerade stattgefundenen Foren, dem evangelischen Kirchentag und dem G7-Gipfeltreffen, zeigt sich dann auch, wie unfähig das System der bürgerlichen westlichen Kultur ist, ihr gesamtes System in irgendeiner Weise „in den Griff“ zu bekommen. Diese Gesellschaften sind ausschließlich damit beschäftigt, die Schäden, die ihr eigenes Wirtschafts- und Finanzsystem anrichtet, zu beheben, was gleichzeitig völlig unmöglich erscheint. Um überhaupt einen Fortschritt in Richtung einer friedlichen, lebenswerten und damit nachhaltigen Zukunft zu erhalten, muss nämlich zuerst das gesamte System in Frage gestellt und letztlich aufgelöst werden. Allein das kann die völlig allein gelassenen Kinder retten, ihnen eine Zukunft bieten.
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/kirchentag-in-stuttgart-eindruecke-vom-zweiten-tag-a-1037226.html
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/g7-gipfel-zehntausende-protestieren-friedlich-a-1037232.html
http://taz.de/Kommentar-zum-G7-Gipfel/!5202608/
http://taz.de/Protest-gegen-G7-in-Elmau/!5202611/
http://taz.de/Joachim-Gauck-beim-Kirchentag-2015/!5202595/
http://taz.de/Debatte-um-Ehe-f%C3%BCr-alle/!5202591/
http://taz.de/Kapitalismuskritik-und-Konsum/!5202933/